Kampf der Hitze - DLV-Team gesund
Dass die Hitze auf's Gemüt schlägt, kann schon einmal vorkommen. Bei der aktuellen WM in Osaka (Japan) haben sich nun die Gemüter zwar inzwischen beruhigt, die Diskussionen über die äußeren Bedingungen dauern aber nach wie vor an. Besorgte Blicke richten sich auf das nächste Wochenende mit dem 20 Kilometer Gehen und dem Marathon der Frauen sowie dem 50 Kilometer Gehen der Männer.

Selbst bestens präpariert - Dr. Uwe Wegner bereitet das DLV-Team auf die WM-Hitze vor (Foto: Chai)
Glaubt man den aktuellen Vorhersagen der Meteorologen, dann könnten zumindest die Geher am Freitag und Samstag mit Temperaturen um 30 Grad mit einem "blauen Auge" davonkommen, die Marathonläuferinnen am Sonntag müssen allerdings damit rechnen, sich wieder ähnlich unmenschlichen Bedingungen gegenüber zu sehen wie ihre männlichen Kollegen zu Beginn der WM. 34 Grad sind angekündigt.Die Ereignisse zu Beginn dieser Titelkämpfe sind noch bestens in Erinnerung. Der Berliner Geher André Höhne, der die Verhältnisse als "abartig" einstufte, schaffte es im 20-Kilometer-Wettkampf mit seinem Kollaps 200 Meter vor dem Ziel in die Gazetten und war ein gefragter Mann. Die Kombination "André Höhne Osaka" bringt es auf Google nun auf 37.200 Treffer. Eine Öffentlichkeitswirkung, die kaum ein deutscher Geher jemals erreicht haben dürfte.
Zurückhaltung auf den Langstrecken
Auf solch zweifelhaften Ruhm würden seine Ausdauerkollegen am Wochenende aber gerne verzichten. Die deutschen Geherinnen und Marathonläuferinnen sind vorgewarnt. Jürgen Mallow, Cheftrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), meint: "Es kann sein, dass die Frauen noch etwas zurückhaltender anlaufen. Es gibt aber von unserer Seite keinen entsprechenden Marschbefehl. Soweit es steuerbar ist, werden sie sich jedoch vernünftig verhalten."
Er stellte insgesamt fest, dass bei den Ausdauerentscheidungen dieser WM "vorsichtig angelaufen" werde. Das Ergebnis ist sehr unterschiedlich. Für den ein oder anderen ging es sich aus, für andere gar nicht. "Das richtige Maß ist so nicht aussteuerbar", stellt Jürgen Mallow fest.
Drei Siebenkämpferinnen, drei Meinungen
Wie unterschiedlich die klimatischen Verhältnisse in Osaka auf die Athletenkörper wirken, verdeutlichten die drei deutschen Siebenkämpferinnen nach ihrem Wettkampf. Während sich die Paderbornerin Lilli Schwarzkopf am Tag nach ihrem Auftritt im Nagai-Stadion recht fit fühlte, war ihre Neubrandenburger Kollegin Sonja Kesselschläger auf der zweiten Hälfte des Wettkampfs bereits ausgezehrt unterwegs und froh darüber, dass sie sich mit dem DLV im klimatisch günstigeren Klima von Shibetsu vorbereiten hatte können. Die hitzebeständigere Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) brachte eine dritte Meinung ein: "Das Wetter war noch ganz passabel, gegen Abend finde ich es sogar angenehm."
Dr. Uwe Wegner, Verbandsarzt im DLV, bestätigt: "Es ist nicht so, dass jeder gleich reagiert. Das Wesen der Leichtathletik sind unterschiedliche Disziplinen und unterschiedliche Athletentypen."
Daraus wiederum resultiert eine gewisse Unsicherheit, die längst über das deutsche Team hinaus geht und viele Nationen betrifft. "Jeder hat nun Erfahrungen gesammelt. Es gibt aber kaum eine klare Linie", berichtet er aus Gesprächen mit seinen internationalen Kollegen.
Training zuhause abschließen
Was für den Schweizer Marathonläufer Viktor Röthlin, der nach einer unmittelbaren Vorbereitung im heißen Kobe (Japan) zur Freude der Eidgenossen Bronze holte, richtig ist, kann für andere wie die österreichische Hindernisläuferin Andrea Mayr, die sagt, dass sie wohl ein Jahr bräuchte, um sich an dieses Klima überhaupt zu gewöhnen, völlig falsch sein.
Dr. Uwe Wegner hat aus der jüngsten Zeit aber nun vor allem eine Erkenntnis gewonnen, die dem DLV im Hinblick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Peking (China) helfen könnte: "Das Training muss bereits zu Hause zu 110 Prozent abgeschlossen sein, von allem anderen müssen sich unsere Trainer lösen." Die harte Trainingsarbeit in diesem Klima ist etwas, von dem er abrät.
Erfolgreiches Gesundheitsmanagement
Konsequent umgesetzt sieht er im deutschen Team die Ratschläge, die vorher an die Mannschaftsmitglieder gegeben worden waren. "Wir haben unsere Athleten vorbereitet. Das wurde konsequent beachtet." Ein Ergebnis daraus war, dass es in Osaka angesichts der ständigen Wechsel zwischen der Hitze draußen und klimatisierten Räumen praktisch keine Erkältungskrankheiten gab. "Das zeigt, wie konsequent die Mannschaft die Vorgaben umgesetzt hat."
Überhaupt lobte Dr. Uwe Wegner den Gesundheitszustand der deutschen Mannschaft. "So gut wie jetzt war er noch nie. Das Gesundheitsmanagement wird mit viel Arbeit betrieben und von den Athleten angenommen." Bislang gab es bei der aktuellen WM aus dem Kreis des angereisten DLV-Teams mit Diskuswerfer Michael Möllenbeck (TV Wattenscheid 01) nur einen verletzungs- oder gesundheitsbedingten Ausfall.
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