Kanadisches Team nutzt die Ruhe von Kaiserau
Die Anspannung steigt immer mehr. 31 kanadische Athletinnen und Athleten bereiten sich zurzeit im SportCentrum Kaiserau auf die Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) vor. Bevor es im Berliner Olympiastadion rund geht, genießen die Athleten noch einmal die Ruhe im westfälischen Kaiserau.
Begleitet wird das WM-Aufgebot von 20 Coaches, Ärzten, Physiotherapeuten und Funktionären. Zum Trainerstab zählt die geballte Fachkompetenz, so auch Dr. Anatoly Bondarchuk, der bei den Olympischen Spielen 1972 in München Gold im Hammerwerfen gewann, und Glenroy Gilbert, der 1996 mit der kanadischen 4x100 Meter-Staffel Olympiasieger und ein Jahr später Weltmeister wurde.Cheftrainer Alex Gardiner sitzt im Foyer der Sportschule Kaiserau und informiert sich per Internet über das weltweite Leichtathletik-Geschehen. „Wir haben bei den letzten Olympischen Spielen in Peking lediglich eine Medaille gewonnen. Nun hoffen wir, dass unsere Ausbeute in Berlin wesentlich größer wird, denn dank der hervorragenden Bedingungen in Kaiserau ist unser Trainingslager bisher optimal verlaufen. Ich bin sicher, dass wir bestens vorbereitet nach Berlin fahren werden“, zeigt sich Alex Gardiner optimistisch.
Die An- und Abreise der kanadischen Athletinnen und Athleten erfolgt individuell. Ein Teil der Mannschaft traf bereits am 25. Juli im SportCentrum ein. Die letzte Gruppe wird Kaiserau am 14. August verlassen. Das Gros der Mannschaft reist am heutigen Dienstag (11. August) mit dem ICE nach Berlin.
Besser abschneiden als in Peking
Nachdem die Kanadier wie das DLV-Team in Peking nur eine Medaille gewannen, hofft Cheftrainer Alex Gardinier in Berlin auf ein Ende der Durststrecke: „Auf der 100 Meter Hürdenstrecke der Frauen haben wir mit Perdita Felicien, die bei den Weltmeisterschaften 2007 in Osaka (Japan) Zweite war, und Priscilla Lopes-Schliep, die in Peking Bronze gewann, zwei heiße Eisen im Feuer. Bei den Männern setzen wir vor allem auf unseren 800 Meter-Läufer Gary Reed. Der Olympiavierte erzielte in dieser Saison bereits 1:43,95 Minuten. Im Kugelstoßen kann Dylan Armstrong, der in Peking ebenfalls Vierter war, bei der Medaillenvergabe ein ernsthaftes Wort mitreden. Auch unsere 4x100 Meter-Staffel der Männer kann in Berlin ganz weit vorn landen.“
Kaiserau setzt sich gegen Konkurrenz durch
Dass sich die kanadische Nationalmannschaft den letzten Schliff vor Berlin im SportCentrum Kaiserau holt, ist vor allem Winfried Vonstein zu verdanken, der als früherer DLV-Trainer seine internationalen Kontakte spielen ließ. Zusammen mit Ralf Mouschbahani vom BOC (Berlin Organising Committee) nahm der Leistungssportkoordinator des FLVW schon vor gut zwei Jahren Verbindung zum kanadischen Verband auf.
Winfried Vonsteins Pläne wurden nach der erfolgreich verlaufenen Fußball-WM, bei der die spanische Fußball-Nationalmannschaft zu Gast im SportCentrum war, vom Präsidium des FLVW mit großer Begeisterung aufgenommen.
Die endgültige Entscheidung, vor der WM in Berlin in Kaiserau Station zu machen, trafen die Kanadier im September vergangenen Jahres. Allerdings ließen sich die Gäste aus Übersee damit einige Zeit, denn Delegationsmitglied Martin Gardiner schaute sich vorher sieben verschiedene Standorte an.
Als klar war, dass die Kanadier nach Kaiserau kommen, bewegte sich einiges im SportCentrum. Sportdirektor Carsten Jacksch-Nink setzte sich dafür ein, dass eine neue Kunststoffbahn auf dem Areal der Sportschule gebaut wurde. Die Piste hat den gleichen blauen Belag wie den Olympiastadion in Berlin. Der Kraftraum wurde um einen Freihantel-Bereich erweitert, und die Firma Schäper entwickelte einen neuen Hammerwurf-Käfig, der vom Weltverband IAAF zertifiziert wurde.
Die Ruhe soll helfen
Chef-Trainer Alex Gardiner freut sich, dass sein Verband die Entscheidung zugunsten von Kaiserau traf: „Es ist unwahrscheinlich ruhig hier, und wir können alle Anlagen exklusiv nutzen. Alle Menschen, die uns im SportCentrum begegnen, sind unwahrscheinlich freundlich, und Winfried Vonstein macht einen großartigen Job. Er ist der ideale Ansprechpartner für unsere Athletinnen und Athleten. Kaiserau ist der beste Ort, den wir je kennen“, lobte Alex Gardiner.
Die kanadischen Athletinnen und Athleten fühlen sich in Kaiserau als Teil einer großen Gemeinschaft. Alex Gardiner bekommt leuchtende Augen: „Es ist alles so überschaubar hier, und jeder versucht, uns zu helfen. Alles ist Weltklasse, die Menschen, die Einrichtungen, die technischen Voraussetzungen, das Essen und nicht zuletzt auch die schnelle Internet-Verbindung.“
Nach den positiven Erfahrungen, die die Kanadier bisher in Kaiserau gemacht haben, überlegen sie bereits jetzt, ihr Trainingslager vor den Olympischen Spielen 2012 in London (Großbritannien) ebenfalls dort aufzuschlagen.