Karin Ertl beendet ihre Laufbahn
Siebenkämpferin Karin Ertl hört auf. „Der Aufwand ist zu groß geworden. Ich musste große Entbehrungen hinnehmen. Meine Familie ist mir jetzt wichtiger“, erklärt die Athletin der LG Domspitzmilch Regensburg ihre Entscheidung.

Trotzdem blickt Karin Ertl nicht im Zorn zurück. „Ich habe die Welt gesehen und schöne Erinnerungen. Jetzt kann ich genießen, worauf ich Lust habe.“ Der Leichtathletik will sie weiterhin verbunden bleiben. Sie kann sich vorstellen, als Trainerin ihr Wissen weiterzugeben. „Ich möchte es damit langsam angehen lassen. Dann muss man sehen, wie es sich entwickelt.“
Gereifte Entscheidung
Die Entscheidung zum Rücktritt war in den letzten Monaten mehr und mehr gereift, nachdem sich Mitte der Freiluftsaison die Wege von ihr und ihrem Trainer Stefan Wimmer trennten und ihr Start bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Vaterstetten, auf den sie sich alleine vorbereitet hatte, einer Erkältung zum Opfer fiel.
Mit ihrem Gastspiel und den Eindrücken im Oktober bei den „Military World Games“ in Indien hat sich dann ihr Entschluss gefestigt, die Spikes an den Nagel zu hängen und sich zum Ausklang ihrer Laufbahn nicht mehr, wie zwischenzeitlich angedacht, den Einzeldisziplinen Hürdensprint und Hochsprung zu widmen. Auch die fehlende Förderung durch die Bundeswehr (Sportfördergruppe) und durch die Verbände (Kader) gab einen Ausschlag.
Erklärung für Missed Test
Vor dem Hintergrund des nahenden Karriereendes erklärt sich auch ihr „Missed Test“, für den sie jüngst vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) verwarnt worden war. „Ich hatte nicht die Absicht davonzulaufen“, unterstreicht Karin Ertl, „ich war bei meinen Eltern, als ich krank war und nicht mehr trainiert hatte. Ich habe mich auch nicht mehr so darum gekümmert, nachdem für mich feststand, dass ich aufhören wollte.“
Die harte Linie im Anti-Doping-Kampf unterstützt die Mutter dabei völlig: „Ich finde es super, dass man das so konsequent macht. Jedem Leistungssportler muss klar sein, dass er seine Privatsphäre aufgibt. Ich hatte nie ein Problem mit Dopingkontrollen. In diesem Jahr bin ich sieben Mal kontrolliert worden.“ Dass ihr durch die Verwarnung nun zum Abschied ein Makel anhängen könnte, fürchtet sie nicht: „Es gibt ja eine Erklärung dafür.“
Elf Jahre Spitze
Karin Ertl, Mutter eines Sohnes, gehörte elf Jahre lang zur deutschen Spitze im Siebenkampf. Im Olympiajahr 2000 stellte sie in Götzis (Österreich) mit 6.396 Punkten ihre persönliche Bestleistung auf. Internationale Erfolge feierte sie 2000 in Gent (Belgien) als Hallen-Europameisterin und 2002 als Europacup-Siegerin. Außerdem holte sie 2001 bei der Hallen-WM in Lissabon (Portugal) Bronze und nahm an zwei Olympischen Spielen und zwei Freiluft-Weltmeisterschaften teil. „Ich habe viel erlebt und hatte schöne Erfolge“, stellt Karin Ertl zufrieden fest.