Karin Ertl hat etwas zu beweisen
"In Götzis ist immer gute Stimmung", sagt Karin Ertl. Die Siebenkämpferin von der LG Domspitzmilch Regensburg freut sich auf das kommende Wochenende (27./28. Mai), an dem sie zum ersten Mal seit vier Jahren wieder in Österreich am Start ist.
Karin Ertl - Zurück in Götzis! (Foto: Kiefner)
Die 31-Jährige blickt optimistisch und gut gelaunt der Rückkehr nach Vorarlberg, wo sie im Olympiajahr 2000 mit 6.396 Punkten ihre immer noch gültige persönliche Bestleistung aufstellte, entgegen.Der Grund ist denkbar einfach. Karin Ertl fühlte sich seit ihrer Babypause 2003 noch nie so fit wie jetzt. "Ich konnte in der Vorbereitung alles durchziehen", erzählt sie, "läuferisch bin ich ganz gut drauf." Das zeigten auch ihre Wettkampfergebnisse in den letzten Wochen, wobei sie im Sprungbereich noch Reserven sieht.
Erst Norm, dann Top Drei in Ratingen
In Götzis will sie jetzt die Leistungen aus den Einzelwettkämpfen bestätigen. "Im Mehrkampf geht immer mehr", weiß sie zudem und liebäugelt mit der EM-Norm von 6.100 Punkten, die sie bereits jetzt abhaken möchte, auch wenn die EM-Tickets für das deutsche Team für den Saisonhöhepunkt in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August) erst vier Wochen später in Ratingen vergeben werden.
"Das will ich schaffen", sagt sie, "aber ich glaube, dass ich auch 6.200 oder 6.250 Punkte anbieten kann. Ich greife am Wochenende an. Ich freue mich darauf." Trotzdem steht für sie vor dem Hintergrund der Nominierungsrichtlinien fest: "Ich setze mehr auf Ratingen."
Vorzeichen stimmen
Denn dort ist mit einem Gerangel bei der Vergabe um die Startplätze für Göteborg zu rechnen. "Das wird sicher nicht einfach werden. Wir sind fünf Kandidatinnen." Drei aus Fünf also! Karin Ertl, die Erfahrenste im Lager der deutschen Siebenkämpferinnen, will auf jeden Fall zu den Dreien gehören und der jüngeren Konkurrenz wie schon in den letzten beiden Jahren, als sie bei den Olympischen Spielen in Athen und der Weltmeisterschaft in Helsinki dabei war, ein Schnippchen schlagen. Sie unterstreicht: "Ich habe noch etwas zu beweisen."
Daran knüpft sie auch die Ansage, dass sie trotz ihrer schwierigen, aber dank der Unterstützung ihres Ehemanns Christian lösbaren Rolle als Leistungssportlerin und Mutter noch nicht an ein Karriereende denkt. Im Herbst will sie entscheiden, wie es in ihrer Mehrkampf-Karriere weitergeht.
Momentan deuten allerdings die Vorzeichen mit Stefan Wimmer als neuem Trainer ("Das Training macht viel Spaß, es geht vorwärts") und der LG Domspitzmilch Regensburg als neuem Verein ("Ich habe den Wechsel noch keine Minute bereut") an, dass Karin Ertl über die EM-Saison hinausdenkt. Umso mehr, wenn die nächsten Monate nach Plan verlaufen.
KARIN ERTL IM INTERVIEW
Gespräch: Kurt Ring
Karin Ertl, Sie sind prächtig in die neue Saison eingestiegen und wollen nun in Götzis zum ersten Mal in diesem Jahr einen Siebenkampf bestreiten. Götzis ist für alle Mehrkämpfer "Kult". Wie sehen Sie das Mehrkampf-Mekka?
Karin Ertl:
Ich freue mich sehr auf den Siebenkampf in Götzis, denn ich konnte schon lange nicht mehr so gut durchtrainieren wie in diesem Jahr. Ich habe auch schon gezeigt, dass ich fit bin. Die Stimmung in Götzis ist etwas Besonderes und motiviert noch zusätzlich. Ich bin ja eine gebürtige Allgäuerin, also ist Götzis ein Nachbarort für mich und ein kleines Heimspiel.
Ihr großes Ziel in diesem Jahr ist die EM in Göteborg. Der DLV fordert dafür in Ihrer Disziplin 6.100 Punkte. Nach den bisherigen Ergebnissen muss man Ihnen das schon jetzt zutrauen…
Karin Ertl:
Ich denke, die Norm ist kein Problem, unsere Hauptqualifikation ist in vier Wochen in Ratingen und das hat Priorität. Da werden aber die 6.100 Punkte nicht ganz reichen, nehme ich mal an. Mein Ziel heißt Göteborg!
Der Siebenkampf der Frauen ist eine der wenigen Disziplinen, in der unter Umständen mehr als drei Athletinnen die Qualifikationsmarke des DLV für die EM übertreffen könnten. Wen schätzen Sie als stärkste Gegnerinnen ein und wo sehen Sie deren besondere Stärken?
Karin Ertl:
Sonja Kesselschläger, Claudia Tonn, Lilli Schwarzkopf, Katja Keller sind die vier Hauptgegnerinnen. Im Mehrkampf hat jeder seine individuellen Stärken. Die Mädels haben schon in der Halle gezeigt, dass sie gut drauf sind.
Was sind bei der EM Ihre Ziele, sollten Sie das Ticket nach Göteborg lösen können und sollte in der Vorbereitung alles optimal laufen?
Karin Ertl:
Ich wünsche mir zu allererst, bis dorthin zu kommen und so weiter trainieren zu können, wie es bis jetzt geklappt hat. Dann traue ich mir zu, unter die ersten Sechs kommen zu können.