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Karl Bebendorf meldet Stammplatz-Ambitionen an

Es war ein Debüt nach Maß: Bei den Hallen-Europameisterschaften stand Läufer Karl Bebendorf erstmals überhaupt im Nationaltrikot an der Startlinie. Ein Auftritt, der nicht nur aufgrund seiner Top-Acht-Platzierung über 1.500 Meter, den Wunsch nach mehr in ihm geweckt hat.
Alexandra Dersch

„Jetzt will ich Stammspieler im DLV-Team werden“, sagte Karl Bebendorf nach seiner Rückkehr von den Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien) in Anlehnung an eine Fußballmannschaft. Seine erste Erfahrung überhaupt als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft: „Überragend.“

In dem jungen Team habe er sich gleich wohl gefühlt, die Atmosphäre im Hotel und in der Halle aufgesogen. Der Moment, der sich in sein Langzeitgedächtnis eingebrannt hat: „Als ich neben Jakob Ingebrigtsen und Marcin Lewandowski an der Startlinie stand. Das hat mich schon beeindruckt“, gesteht der 22-Jährige des Dresdener SC.

Kein Wunder. Nachdem es in der Jugend nie mit einem Einsatz im Nationaltrikot geklappt hatte, fand er sich in Glasgow, nach etwas Glück aufgrund einer Disqualifikation eines vor ihm platzierten Läufers im schnellen Vorlauf, plötzlich im Finale einer Hallen-EM wieder und eben neben so großen Namen wie Lewandowski und Ingebrigtsen. „Ich war der absolute Außenseiter, konnte einfach mitrollen“, sagt Karl Bebendorf. Und auf den letzten Metern sich noch Platz sieben schnappen. „Es hätte nicht besser laufen können“, sagt er und meint damit auch seine neue Hallen-Bestleistung von 3:40,67 Minuten, die ihm überhaupt erst das Ticket für Glasgow ermöglicht hatte. 

Luft nach oben

Eine Hallensaison aus dem Bilderbuch also? Fast – denn mit seinem Abschneiden bei den Deutschen Hallenmeisterschaften hadert er noch heute. „Ich wollte kein Bummelrennen, habe es aber nicht geschafft, eine Lücke zu reißen“, sagt Karl Bebendorf, der in Leipzig lange Zeit das 1.500 Meter-Rennen von der Spitze weg gestaltete. „Dass es am Ende nur zu Platz vier gereicht hat, das bereue ich etwas. Aber auch das ist nun abgehakt“, sagt er und erinnert an ein Zitat, dass Kugelstoßerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) in Glasgow prägte: „Nur durch das Verlieren lernt man das Gewinnen.“

Platz vier in Deutschland, Platz sieben in Europa – Karl Bebendorf hat viel mitgenommen aus seiner ersten Saison bei den Aktiven, nach dem Ende der U23. Neben einer gehörigen Portion Motivation auch die Erkenntnis, dass er noch jede Menge Potenzial nach oben hat. „Ich trainiere zwar zehn bis zwölf Mal die Woche, aber habe, was die Umfänge angeht, noch Luft nach oben.“ Auch auf die so erfolgreiche Hallensaison 2019 bereitete er sich alleine mit seinem Trainer Dietmar Jarosch in Dresden vor. „Also ohne Höhentrainingslager oder eine andere besondere Vorbereitung“, sagt Karl Bebendorf, der in dieser Woche mit dem DLV-Team ins vier Wochen lange Trainingslager nach Flagstaff (USA) aufgebrochen ist. „Davon erhoffe ich mir schon noch einen zusätzlichen Schub.“

Job als Ausgleich zum Sport

Selbstverständlich sind diese Trainingslager nämlich nicht für ihn. Denn Karl Bebendorf arbeitet seit November 2015 neben seinem Sport 25 Stunden in der Woche bei der AOK Plus als Kundenberater. Für Trainingslager oder eben auch Wettkämpfe unter der Woche nimmt er Urlaub, oder bummelt Überstunden ab. „Ich komme damit gut zurecht“, sagt er. Ein Studium, das sei keine Option gewesen. „Da hätte ich mich nach der Uni und dem Training noch zuhause hinsetzen müssen, um mich auf Prüfungen vorzubereiten. So komme ich von der Arbeit und habe den Kopf komplett frei für das Training. Und auch umgekehrt tut mir der Ausgleich neben dem Sport gut.“

In der Jugend machte Karl Bebendorf, der dort zumeist über die Hindernisse unterwegs war, auch mit zwei kuriosen Zieleinläufen bei Deutschen Meisterschaften von sich reden, deren Videos auf leichtathletik.TV viel geklickt und in überregionalen Medien, wie etwa der Bild gespielt wurden. Bei der <link https: www.leichtathletik.de tv video-detail detail _blank auf>Jugend-DM 2014 in Wattenscheid jubelte Patrick Karl zu früh und Karl Bebendorf schnappte ihm so noch auf der Ziellinie Gold weg. Ein halbes Jahr später wurden bei der <link https: www.leichtathletik.de tv video-detail detail _blank auf>Jugend-Hallen-DM 2015 falsche Rundenzeiten durchgegeben. Selbst TV-Shows luden Karl Bebendorf im Anschluss ein, wo ihn Moderator Kai Pflaume dazu interviewte. „Auch das war eine gute Erfahrung. Aber in Zukunft möchte ich lieber aufgrund meiner sportlichen Leistung Aufmerksamkeit erregen“, sagt Karl Bebendorf. Und das am liebsten dann auch wieder im Nationaltrikot.

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