Karl Dorschner auf Anhieb Seniorenmeister
Die Deutschen Senioren-Mehrkampfmeisterschaften im sonnenüberfluteten Sportpark Nord in Ahlen bildeten ein großes Familienfest. In den meisten Klassen bestimmten die bekannten Gesichter das Wettkampfgeschehen.
Kriemhild Mann feierte bei den Damen den überlegensten Erfolg (Foto: Middel)
Zu den wenigen Ausnahmen zählte Karl Dorschner (TSV Dörfles-Esbach), der in der Klasse M 55 den Fünfkampf-Titel vor Ludwig Hölzlberger (SV DJK Schwarzenau, 2088 Punkte) und Jörg Penndorf (SF Blau-Geld Marburg, 1963 Punkte) gewann. Der 55-Jährige, der erst vor zwei Jahren zur Leichtathletik kam, nahm zum ersten Mal an deutschen Seniorenmeisterschaften teil. Eine aufmerksame Übungsleiterin entdeckte vor zwei Jahren sein Talent, als sich das 3.500 Einwohner große Dorf Dörfles-Esbach am Wettbewerb "Wer ist die sportlichste Gemeinde?" beteiligte. Ein "alter Hase" ist dagegen schon Dieter Bartsch (LAG Obere Murg), der im Fünfkampf schon dreimal bei Europameisterschaften und sechsmal bei deutschen Meisterschaften auf der höchsten Stufe des Siegertreppchens stand. Wegen einer beidseitigen Knieoperation musste er jedoch im vergangenen Jahr pausieren. Jetzt ist er wieder fit und dominierte in der Klasse M 65 mit 1.932 Punkten. Sein Vorsprung war zum Schluss so groß, dass er im 1.500-Meter-Lauf für den Sieg nicht mehr anzutreten brauchte.
Ebenfalls schon lange dabei ist Basilius Balschalarski (TuSop Borken), der sich den Titel (2187 Punkte) erst im abschließenden 1500-Meter-Lauf erkämpfte. Für den ehemaligen Sprinter und Weitspringer war es bereits das vierte Fünfkampf-Gold. 2004 und 2005 gewann er jeweils Bronze.
Titelverteidigung
Eine erfolgreiche Titelverteidigung gelang im Fünfkampf der Klasse M 50 Jörg Lorenz (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg), der mit 2.602 Punkten vor Thomas Höner (TUS Eintracht Wiesbaden, 2.442) und Hans-Jürgen Schomburg (SSC Vellmar, 2.428) lag. Seit seinem 16. Lebensjahr betreibt der inzwischen 51-Jährige Leichtathletik und erzielte unter anderem 7.734 Punkte im Zehkampf (1978). Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Diplom-Ingenieur sagte Jörg Lorenz der Leichtathletik zehn Jahre lang ade. Als man in Fürth wieder eine DAMM-Mannschaft aufbaute, bildete dies für ihn Anlass, sich wieder die Spikes zu schnüren.
Im Fünfkampf der Klasse M 30 konnte sich der Vorjahreszweite Sascha Gerlee (OTB Osnabrück) mit 3.213 Punkten vor dem Ex-Hansballer Dirk Cipa (LG Olympia Dortmund, 2.894) durchsetzen.
In der Klasse M 35 bildete die Weitsprung-Leistung von 6,54 Metern für Torsten Welsch (Apoldaer LV) schon die "halbe Miete" für seinen souveränen Erfolg mit 3.127 Punkten.
Weite Würfe
Bei Jürgen Speidel (LG Eintracht Frankfurt), der in der Klasse M 40 mit 2.892 Punkten vorn lag, ragte vor allem die Speerwurf-Leistung von 47,43 Meter heraus. Auch der M 45-Sieger Udo Laub (SG Walldorf-Astoria) hatte seine "Schokoladen-Disziplin" im Speerwerfen (48,58 m).
Den überlegensten Erfolg bei den Damen feierte Kriemhild Mann (SVG GW Bad Gandersheim), die in der Klasse W 40 mit 3.381 Punkten 406 Zähler Vorsprung vor der nachfolgenden Konkurrenz hatte. Die Mutter zweier Kinder (sechs und elf Jahre) ging bereits nach dem Hochsprung (1,60 m) in Führung. Betreut wurde sie von ihrem Ehemann Karl Mann, der in den Siebziger Jahren zu den besten bundesdeutschen Langstrecklern zählte.
Da sie Sekretärin des Bürgermeister ist, musste Martina Kröner (LG Hohenlohe), die mit 40 Jahren die 400 Meter noch in 57,47 Sekunden lief, vier Jahre mit der Leichtathletik aussetzen. Ihr Neubeginn im Winter 2006 war alles andere als vielversprechend. Bei den Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften in Erfurt zog sie sich fünf Meter vor dem Ziel des 200-Meter-Laufes eine Kapselverletzung zu. In Ahlen lief dagegen für sie alles nach Plan, so dass sie im Fünfkampf der Klasse W45 mit 2.701 Punkten dominierte.
Karin Schmitt wieder im Geschäft
In der Klasse W 55 gelang Gisela Seifert (USV Halle) mit 2.218 Punkten eine erfolgreiche Titelverteidigung. Ihre stärkste Disziplin war der Hochsprung mit 1,42 Metern.
2001 war Karin Schmitt (USC Mainz) Senioren-Weltmeisterin im Siebenkampf mit 5.407 Punkten. Aufgrund von Achillessehnenbewerden musste sie immer wieder pausieren. In diesem Jahr baute sie sich langsam wieder auf. Bei den Senioren-Hallen-Weltmeisterschaften in Linz (Österreich) gewann die 55-Jährige "Silber" im Kugelstoßen (11,31 m). In Ahlen ließ Karin Schmitt, die 1979 mit dem USC Mainz schon deutsche Vizemeisterin in der 3x800-Meter-Staffel und in der Fünfkampf-Mannschaftswertung war, in der Klasse W 55 keinen Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen und gewann sicher mit 2.065 Punkten. Aus familiären Gründen kann Christa Stedtler (TV Neubeckum) nur noch wenig trainieren, doch reichte in der Klasse W 60 ihre Leistung von 1.205 Punkten zum überlegenen Titelgewinn.
Bei den jüngeren Altersgruppen musste sich Dagmar Burgmann (LG Eintracht Frankfurt) in der Klasse W 30 schon mächtig ins Zeug legen, um bei der Endabrechnung mit 3.015 Punkten vor Simone Bürgstein (LG Eppstein-Hornau, 3.009) zu liegen. Wesentlich deutlicher fiel dagegen die Entscheidung im Fünfkampf der Klasse W 35 aus, wo Kristin Maybach (Bayer Leverkusen, u.a. 1,60 m hoch) mit 2.938 Punkten Heike Neumann (Weißenseer SV, 2.711) bezwang.
Guido Kratschmer verletzt
Unter den Teilnehmern sah man auch Guido Kratschmer (USC Mainz). Der Olympia-Zweite von Montreal im Zehnkampf konnte wegen starker Achillessehnen-Beschwerden in der Klasse M 50 nur zwei Übungen (40,79 m Speer und 42,14 m Diskus) abschließen. An eine "zweite Karriere" bei den Senioren denkt er ohnehin nicht. Seine Motivation war vielmehr die Mannschaft des USC Mainz.
Am Rande der Titelkämpfe feierte Dieter Massin, der Präsident der Europäischen Veterans Athletic Association (EVAA), das seltene Jubiläum "50 Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit im Bereich der Leichtathletik". Da war es für den inzwischen 65-Jährigen eine Selbstverständlichkeit, dass er auch bei den Senioren-Mehrkampfmeisterschaften stets helfend zur Stelle war.
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