| U23-EM

Karl Junghannß zündet am Schluss den Turbo und belohnt sich mit Silber

Karl Junghannß hat bei der U23-EM in Bydgoszcz (Polen) Silber über 20 Kilometer Gehen gewonnen. Dank einer ganz starken Schlussphase ging er von Platz sieben noch auf Platz zwei nach vorn. Jonathan Hilbert wurde Sechster. Nathaniel Seiler wurde von den Kampfrichtern aus dem Rennen genommen.
Martin Neumann

Mit weit ausgebreiteten Armen ging Karl Junghannß (LAC Erfurt) am Sonntagvormittag über die Ziellinie im Stadion von Bydgoszcz und strahlte dabei übers ganze Gesicht. Gerade hatte er den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere perfekt gemacht: Silber bei den U23-Europameisterschaften in 1:22:52 Stunden über 20 Kilometer Gehen. Dabei sah es lange Zeit gar nicht danach aus, als würde der Thüringer es aufs Podium schaffen.

Bei Kilometer 17 lag er noch auf Platz sieben mit 17 Sekunden Rückstand zum Silber-Rang. Doch dann zündete Karl Junghannß den Turbo und ließ drei Kilometer-Abschnitte in 4:01, 3:55 und 3:53 Minuten folgen. „Es lief am Ende super, ich hatte noch richtig viel Kraft. Bei Kilometer 18 habe ich gespürt, dass die Medaille möglich ist und habe alles gegeben“, jubelte der EM-Zweite. Es war erst die zweite Medaille für deutsche Geher bei U23-Europameisterschaften. Vor vier Jahren war Hagen Pohle (SC Potsdam) in Tampere (Finnland) ebenfalls Zweiter geworden.

Die anderen bauen ab, Karl Junghannß gibt Gas

Selbst zwei Verwarnungen brachten Karl Junghannß nicht aus der Ruhe. Schon etwa zur Rennhälfte hatte er diese aufgrund mangelnder Kniestreckung erhalten. In der Folge hielt er sich zurück und drehte erst auf den entscheidenden Kilometern wieder auf.

Eine kluge Taktik, schließlich konnte er so den etwas schwächer werdenden Franzosen (Dritter in 1:23:03 h) und den lange auf Platz zwei gehenden Türken Salih Korkmaz (Vierter in 1:23:11 h) noch abfangen. „Das waren heute perfekte Bedingungen“, sagte Karl Junghannß, der bei der WM in London über 50 Kilometer starten wird.

Favorit Diego Garcia macht das Rennen

Lediglich dem Top-Favoriten musste der Schützling von Pjotr Zaslavskyy, der an der Strecke seinen Athleten anfeuerte, am Ende den Vortritt lassen. Diego Garcia machte die Entscheidung zum Ausscheidungsrennen. Auf der in der Morgensonne gelegenen Ein-Kilometer-Runde direkt hinter der Haupttribüne formierte sich schnell eine achtköpfige Spitzengruppe. Die wurde Runde um Runde immer kleiner. Am Ende ging der Spanier in 1:22:29 Stunden überlegen zum Titel und feierte diesen mit der spanischen Flagge in der Hand wie ein Torero.

Zur Spitzengruppe hatten auch lange Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) gezählt. Der Thüringer lag sogar bis zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel noch vor Karl Junghannß. Doch dem unwiderstehlichen Schlussspurt seines Team-Kollegen konnte er nicht mehr folgen. Glücklich war er trotzdem mit Platz sechs und der neuen Bestzeit von 1:23:26 Stunden. „Im Herbst hatte ich Pfeiffersches Drüsenfieber und bin zweieinhalb Monate keinen Schritt gegangen. Damals hätte ich niemals dran geglaubt, hier zu stehen und Bestzeit zu gehen“, war Jonathan Hilbert vollkommen zufrieden.

Jonathan Hilbert von toller Stimmung angetrieben

Angetrieben wurde der EM-Sechste vom lautstarken deutschen Team an der Strecke. „Es war eine Super-Stimmung. Großen Dank dafür, besonders an die Läufer, die so laut geschrien haben“, sagte Jonathan Hilbert. Karl Junghannß ergänzte: „Die Unterstützung war super, genauso wie die Strecke. Heute musste man einfach schnell gehen.“

Das wollte auch Nathaniel Seiler. Doch nach 15,5 Kilometern sah er die rote Kelle – Disqualifikation. „Meine Muskeln waren komplett zu. Da habe ich schon gemerkt, dass die Technik nicht rund war. Und dann kommt es schnell zu Flugphasen“, sagte der 21-Jährige. Er hatte im Rennen alles probiert, um den Kontakt zur Verfolgergruppe zu halten. Das hohe Risiko wurde nicht belohnt. Die Enttäuschung dürfte allerdings nur kurz währen. Schließlich darf Nathaniel Seiler auf eine starke Saison zurückblicken. Binnen eines Jahres steigerte er sich um fast sieben Minuten auf 1:22:48 Stunden und zählt damit bereits zur erweiterten Weltspitze.

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