
Karlsruhe am Samstag - Die Wettbewerbe der Frauen
Wer holt sich Gold, Silber und Bronze? Und wer springt noch auf den Zug zu den Hallen-Europameisterschaften in Prag auf? leichtathletik.de fasst für Sie alle Entscheidungen der Deutschen Hallenmeisterschaften zusammen.
Verena Sailer egalisiert Hausrekord
Verdammt schnell, verdammt souverän und einsam an der Spitze: Buchstäblich in Siebenmeilen-Stiefeln eilte Verena Sailer (MTG Mannheim) den gewiss nicht schwachen Mitbewerberinnen davon. In 7,12 Sekunden egalisierte sie ihren Hausrekord - immerhin aktuell Platz vier auf der Welt und zusammen mit Dina Asher-Smith (Großbritannien) Rang zwei in Europa.
Schon im Vorlauf hatte die 29 Jahre alte Ex-Europameisterin flotte 7,16 Sekunden hingelegt, um sich in der Zwischenrunde auf 7,14 Sekunden zu steigern. Beachtlich: Verena Sailer heimste den bereits siebten nationalen Meistertitel unter dem Hallendach ein. Zurückerlangte Lockerheit demonstrierte die Extraklasse-Sprinterin auch im Interview mit Moderator Florian Weber. "Vor allen Dingen die Haarfarbe", entgegnete die Frontfrau aus der Quadrate- und Universitätsstadt auf die Frage, was sich in den letzten sieben Jahren geändert habe. Und das Geheimnis ihres Erfolges? "Da gibt es keines", so die lapidare Antwort.
Der Vize-Titel ging ebenfalls nach Mannheim. Alexandra Burghardt verbesserte sich deutlich auf 7,24 Sekunden. Damit erfüllte die 20-Jährige die Norm für die Hallen-EM. "Wahnsinn, ich wollte doch nur an meine Bestzeit heran laufen. Ich kann mein Erstaunen gar nicht in Worte fassen", so das Sprinttalent, 2011 über die Hürden Vierte der U18-WM, nach Hüftbeschwerden nunmehr aber den Flachsprint favorisierend.
EM-Halbfinalistin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge), im Vorjahr drinnen und draußen Deutsche Meisterin über 200 Meter und Freiluft-Dritte über 100 Meter, holte in 7,27 Sekunden den Bronze-Platz. Die vorjährige Vize-Meisterin Yasmin Kwadwo (MTG Mannheim), erfüllte als Vierte mit 7,28 Sekunden erneut die DLV-Mindestleistung für die Hallen-EM. Dass im Laufe der drei Runden etliche Hausrekorde fielen, unterstreicht die Schnelligkeit der blauen Piste. hk
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Video-Interview Verena Sailer
Video-Interview Alexandra Burghardt
Stabhochsprung |
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Mit zwei Sprüngen zum Titel
Es wurde das erwartete Duell um Gold: Mit Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) und Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) machten die zwei stärksten Springerinnen des Jahres den Titel unter sich aus.
Lisa Ryzih stieg bei 4,45 Metern in den Wettbewerb ein und nahm diese Höhe genauso wie 4,55 Meter sicher im ersten Anlauf. Katharina Bauer wählte die dazwischen liegenden Höhen und schob sich mit einem Flug über 4,50 Meter im dritten Versuch zwischenzeitlich in Führung. Da 4,60 Meter - die Einstellung ihrer Bestleistung - für die Leverkusenerin dann jedoch zu hoch waren, war Lisa Ryzih der Sieg nicht mehr zu nehmen.
Für die EM-Vierte ist es der zweite Hallen-DM-Titel nach 2011. An 4,65 Metern scheiterte die Ludwigshafenerin anschließend, obwohl der dritte Sprung äußerst knapp war. Bronze sicherte sich Martina Strutz. Die Schwerinerin überflog 4,45 Meter und wird das deutsche Stabhochsprung-Trio bei der Hallen-EM in Prag komplettieren.
Großes Pech hatte eines der größten deutschen Stabhochsprung-Talente. Bei ihrem dritten Versuch über 4,30 Meter lief Desiree Singh (LG Lippe-Süd) durch, knickte unglücklich auf der Mattenkante um und verletzte sich am Knöchel. Die Fünfplatzierte (4,20 m) wurde auf einer Trage aus der Halle und ins Krankenhaus gebracht. mbn
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Video-Interview mit Lisa Ryzih
Dreisprung |
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Ein Zentimeter entscheidet
Der Wettkampf hatte im Vorfeld einiges versprochen. Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) und Katja Demut (LC Jena) hatten in der Hallensaison schon einige 14-Meter-Sprünge angeboten.
In der Karlsruher Messehalle blieb diese Marke bis zum finalen Durchgang unerreicht. Obwohl sie runde 20 Zentimeter beim Absprung verschenkte, flog Kristin Gierisch dann doch noch auf 14,11 Meter. Die Führung. Aber Katja Demut hatte als bis dato Führende noch die Konterchance. Und der deutschen Rekordlerin gelang ein weiter Sprung auf 14,10 Meter – ein Zentimeter fehlte zum Titel.
„Das Brett und ich waren heute keine Freunde“, sagte Kristin Gierisch nach drei ungültigen Versuchen. Katja Demut kämpfte nach dem knapp verpassten Titel mit den Tränen. „Ich wollte für meinen Trainer Gold holen“, sagte Katja Demut. Der Grund: Die Anstellung ihres Trainers Michael Höhne beim Thüringer Leichtathletik-Verband wurde 2014 gekündigt. Er kümmert sich mittlerweile ehrenamtlich um die Springerin, eine neue Anstellung hat er noch nicht.
Mit der Schwingbodenanlage gut zurecht kam Elina Sterzing. Die Tübingerin sprang 13,20 Meter und verpasste ihre Bestleistung nur um sieben Zentimeter. Das war gut genug für Bronze. Jenny Elbe (Dresdner SC) hatte kurzfristig auf einen Start verzichtet. Die Deutsche Hallenmeisterin von 2013 hatte sich in der Vorbereitung einen Bänderriss zugezogen und war nicht rechtzeitig wieder fit geworden, um 14-Meter-Weiten anzubieten. mbn
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Video-Interview Kristin Gierisch & Katja Demut
Kugelstoßen |
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Zwei holen sich Last-Minute-Tickets für Prag
Ohne Hallen-EM-Normen und ohne die pausierende Titelverteidigerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) waren die Kugelstoßerinnen nach Baden angereist, mit zwei Normerfüllungen im Gepäck und Lena Urbaniak als die neue Titelträgerin verließen sie die Karlsruher Messehalle.
Richtig auf Touren kam der Wettkampf im zweiten Durchgang, als zunächst Drehstoßerin Lena Urbaniak nach ihren 17,79 Metern einen lauten Freudenschrei ausstieß. Für die Athletin der LG Filstal war das nicht nur die Erfüllung der Hallen-EM-Norm (17,70 m), sondern auch eine persönliche Hallen-Bestleistung und schließlich ihr erster DM-Titel: "Das ist ein kleiner Traum, den ich erst in den nächsten Tagen so richtig realisieren werde."
Denise Hinrichs, in den letzten Jahren immer wieder von schweren Knie-Verletzungen aus der Bahn geworfen, buchte im selben Durchgang mit 17,76 Metern bei den Titelkämpfen ebenfalls "last minute" ihren Startplatz für den Saisonhöhepunkt im tschechischen Prag. "Ich hatte nicht wirklich mit der Norm gerechnet. Aber Lena hatte mich mit ihrem Stoß wachgerüttelt", sagte die mit Silber dekorierte Wattenscheiderin.
Nach der zweiten Runde passierte auf den vorderen Plätzen nichts mehr. Auch die Leipzigerin Josephine Terlecki, als Jahresbeste angereist, konnte sich nach ihren 17,20 Metern aus dem ersten Versuch nicht mehr verbessern. fc
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Video-Interview Lena Urbaniak
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