Karriere nach dem Sport: Initiative gestartet
Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat am Dienstag in Berlin die Initiative "Sprungbrett Zukunft" gestartet. Die Wirtschaft soll auf Vorzüge aufmerksam gemacht werden, die Sportler als Mitarbeiter für Unternehmen mitbringen können. Kurzpraktika, Kennwortbewerbung und ein Mentorenprogramm sollen Athleten dabei helfen, Sport und Beruf besser zu verbinden.

"Ich sehe meinen Brotverdienst nicht im Sport, sondern irgendwann einmal als Architekt." Zehnkämpfer Jan Felix Knobel (LG Eintracht Frankfurt) verfolgt eine duale Karriere - wie so viele andere Top-Athleten des Deutschen Leichtathletik Verbandes (DLV).
Wird der 24-Jährige später einmal Probleme haben, einen Job zu finden, weil er für sein Studium länger braucht? Wie kann er im Trainingsalltag Berufserfahrung sammeln? Wäre Beratung durch einen Kenner der Branche als Mentor hilfreich? Auf diese Fragen versucht die Initiative "Sprungbrett Zukunft" antworten zu finden.
Dass die von der Sporthilfe geförderten Athleten auf diesem Gebiet Unterstützung nötig haben, hat eine Studie gezeigt, in der mehr als die Hälfte der Sportler angab, Existenzängste zu haben. Förderprogramme gibt es natürlich schon einige. Jan Felix Knobel hat zum Beispiel ein Stipendium der Deutschen Bank ergattert, die ihn mit 300 Euro monatlich fördert.
Auch kleinere Unternehmen sind gefragt
Viele andere große Unternehmen engagieren sich in vielfältiger Form im Sport. In Zukunft auch kleinere Firmen mehr mit ins Boot zu holen, hat sich Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände, auf die Fahnen geschrieben und versprochen: "Ich werde dafür werben."
Ein Kurz-Praktikum in der Trainingspause oder ein längeres mit Rücksicht auf das tägliche Sportprogramm zu ermöglichen, da können auch kleinere Unternehmen mitmachen. Mehr Plätze dieser Art zu schaffen, ist ein Ziel der Initiative.
Wie es gehen kann, zeigt zum Beispiel Marathon-Läuferin Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken), die über die Sporthilfe und ein auf Sportler ausgerichtetes Bewerbungsverfahren ein Praktikum in der Kommunikationsabteilung des Außenwerbers Ströer bekommen hat. "Ich bin dankbar, dass ich diese Möglichkeit habe, und die Arbeit gefällt mir auch sehr gut", schreibt die Olympia-Teilnehmerin auf ihrer Homepage. Weil sie ihr zweites Kind erwartet, wird die 34-Jährige in diesem Sommer keine Rennen bestreiten.
Wirtschaft stellt ähnliche Anforderungen wie Sport
Ein Praktikum oder einen Arbeitsplatz zu finden, kann nach dem Ende der sportlichen Karriere schwierig werden - unter anderem weil das Studium länger gedauert hat als bei vielen anderen. Ist die Regelstudienzeit deutlich überschritten, wird eine Bewerbung in der Personalabteilung schon mal aussortiert.
Eine Kennwortbewerbung - die in einigen Unternehmen schon angeboten wird - soll Abhilfe schaffen. In der Betreffzeile der Bewerbung wird dabei darauf aufmerksam gemacht, dass sich hier ein Sportler bewirbt. Wer einen Job zu vergeben hat, weiß dann gleich, dass der Bewerber einen etwas anderen Lebenslauf hat.
Susanne Hahn: Athletin, Mutter, Germanistin (Foto: Kiefner)
Wertvolle "Soft-Skills"In Zukunft sollen noch mehr Unternehmen dafür sensibilisiert werden, dass ein Sportler neben einem möglicherweise etwas längeren Studium vor allem wertvolle "Soft-Skills" mitbringt.
"Sportler sind besessen von dem Ziel, ihre persönliche Bestleistung abzurufen", sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Darauf könne auch ein Unternehmen bauen und von "Zielstrebigkeit und Organisationstalent" der Athleten profitieren.
Tanja Damaske über Umwege in den Beruf
Dass die die duale Karriere von Sportlern mehr in den Mittelpunkt gerückt und gefördert wird, freut Tanja Damaske. Die Speerwurf-Europameisterin von 1998 hat die Auftaktveranstaltung in Berlin interessiert verfolgt. Sie selbst brauchte nach ihrem Karriereende vor zehn Jahren etwas Zeit, um als studierte Psychologin fußzufassen.
"Ich war eine Weile arbeitssuchend und habe viele Bewerbungen geschrieben. Verband und Sporthilfe haben mir geholfen, Kontakte zu knüpfen." Bewerbungstraining oder ein Mentorenprogramm, wie es jetzt ins Leben gerufen werden soll, gab es noch nicht.
Für ihr Studium hat Tanja Damaske 21 Semester gebraucht, einige potentielle Arbeitsgeber haben Praktika und Berufserfahrung vermisst. Inzwischen hat die 41-Jährige als Psychologin bei der Bundeswehr ihren Platz in der Arbeitswelt gefunden und sieht die Initiative "Sprungbrett Zukunft" als einen weiteren Schritt, Sportlern die Tür zur Berufswelt und damit einer Karriere nach der Karriere zu öffnen. "Es gibt schon ein Umdenken in den Personalabteilungen."
Video: Sporthilfe startet "Sprungbrett Zukunft"