| Interview

Katharina Bauer: "Ich lasse mich nicht mehr irritieren"

4,60 Meter bedeuteten für Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei der Nordrhein-Hallenmeisterschaft eine neue Bestleistung sowie die Norm für die Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik; 6. bis 8. März). Im Interview spricht die 24-Jährige über ihre neu erlangte mentale Stärke, ihren Trainer Leszek Klima sowie die Ziele für die kommenden Wettkämpfe.
Harald Koken

Katharina Bauer, herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestleistung. Worauf ist Ihre Leistungssteigerung auf 4,60 Meter zurückzuführen?

Katharina Bauer:

Ich konnte technisch endlich das umsetzen, was wir im Training erarbeiten. Wir haben in den vergangenen Wochen viel an meinen Schwächen gearbeitet – an der Technik, aber auch im Sprintbereich. Und wir haben den Anlauf von 14 auf 16 Schritte verlängert. Dabei versuchen wir, die letzten drei Schritte besser zu setzen und vor allem feilen wir am Einstich. Da ist noch etwas herauszuholen. Im Training ging es schon einige Zeit gut, aber im Wettkampf kam dann die Nervosität dazu. Aber jetzt kann ich den Blick nach vorn richten. Zukünftig will ich richtig hoch springen. Und das stabil.

Fängt jetzt die Planung für Prag an?

Katharina Bauer:

Definitiv. 4,45 Meter ist die Hallen-EM-Norm, ich bin 4,60 Meter gesprungen, drei Leute dürfen mit. Ich denke, dass ich in puncto EM-Start ganz gut was abgeliefert habe. Aber ich versuche, mich weiter zu verbessern, damit ich in Prag eine gute Leistung zeigen kann und nicht einfach nur dabei bin.

Der achte Platz von 2013 dürfte mit der aktuellen Leistung zu toppen sein.

Katharina Bauer:

Da bin ich mit Stellungnahmen vorsichtig. Vor allem nach meinem Abschneiden bei der EM in Zürich. Da habe ich auch gedacht, dass ich ins Finale komme, war aber nicht gut drauf und musste in der Qualifikation nach indiskutablen 4,25 Metern die Segel streichen. Das lag wohl auch an der komplett neuen Anlaufbahn. Die war sehr hart. Aber ich war auch ein wenig ausgebrannt, weil ich zum ersten Mal viel herumgeflogen bin, Diamond League-Meetings und die Team-EM bestritten habe. Das hat sehr an den Kräften gezehrt. Aber ich habe auch daraus gelernt, bin jetzt weiter und lasse mich nicht mehr irritieren. Das Ziel für die Hallen-EM ist das Finale. Und dort will ich eine sehr gute Leistung abrufen.

Bei 4,72 Metern sahen Sie aussichtsreich aus. Wie viel Luft ist nach oben?

Katharina Bauer:

Ich habe mir 4,72 Meter zugetraut, mein Trainer auch, sonst hätten wir diese Höhe nicht auflegen lassen. Der 4,60er war sehr hoch drüber – und da habe ich noch nicht einmal alles richtig gemacht.

Haben Sie die Stimmung in der Leverkusener Halle mitbekommen?

Katharina Bauer:

Ja, das war super. Da haben alle zunächst den Anlaufrhythmus mit geklatscht und dann tosend applaudiert. Das war Wahnsinn. Auch als Victoria von Eynatten 4,50 Meter geschafft hat. Das freut mich tierisch. Sie hatte ein Jahr lang mit einem Zehenbruch sowie der Achillessehne zu kämpfen. Wir arbeiten jeden Tag zusammen. Das klappt sehr gut im Team. Wir pushen uns gegenseitig. Ich finde es blöd, wenn man versucht, sich als Konkurrenz zu sehen und sich dann gegenseitig runterzieht. Wir alle haben mehr davon, wenn wir uns aneinander hochziehen.

Welche Bedeutung hat Ihre frühere Karriere als Turnerin?

Katharina Bauer:

Die turnerische Grundausbildung hilft mir sehr. Ich war deutsche Vize-Meisterin im Sechskampf, bin dann aber mit 1,80 Metern zu groß geworden fürs Turnen. Außerdem habe ich Rückenprobleme bekommen und bin so zur Leichtathletik abgewandert. Es hat dann nicht lange gedauert, bis ich Stabhochsprung ausprobiert habe. Carolin Hingst war damals meine erste Trainerin. Das hat direkt gefruchtet und ich habe gesagt: Ich will nie wieder etwas anderes machen. Heute verbindet mich mit Carolin ein inniges Verhältnis. Wir springen ja bisweilen bei Meisterschaften zusammen und teilen bei DLV-Lehrgängen das Zimmer.

Wie ist der Kontakt zu Herbert Czingon und Balian Buschbaum, die Sie auch trainiert haben?

Katharina Bauer:

Herbert beobachtet immer alles, was ich mache. Mit Balian habe ich auch einen sehr guten Kontakt. Er ist im Rahmen einer Weltreise gerade auf Mauritius. Balian ist für mich eine sehr wichtige Person, weil wir auch damals viel mental gearbeitet haben. Wir schreiben über alles und versuchen, uns regelmäßig zu treffen.

Was zeichnet Ihren jetzigen Trainer Leszek Klima aus?

Katharina Bauer:

Er ist ein sehr guter Techniktrainer. Aber was ihn vor allem auszeichnet ist, dass er es auch rüberbringen kann. Eine andere Person kann dir genau dasselbe sagen, aber Leszek hat den besonderen Zugang zu seinen Athleten. Er weiß wie Stabhochsprung geht. Ich habe in dem Jahr, in dem ich jetzt bei ihm bin, eine komplett andere Vorstellung von dieser Disziplin bekommen, ein komplett anderes Gefühl. Er ist geduldig und sorgt dafür, dass man Freude am Sport hat. Und er sorgt – wie sein Name schon sagt – für ein sehr gutes Klima (lacht).

Wie viel Zeit investieren Sie ins Training?

Katharina Bauer:

Ich trainiere an sechs Tagen pro Woche etwa drei bis vier Stunden. Am Sonntag ist frei. Zudem absolviere ich einen speziell auf Spitzensportler zugeschnittenen Management-Fernstudiengang. Zurzeit mache ich in der Geschäftsstelle meines Vereins ein Praktikum. Ich bin beteiligt an der Organisation des Straßenlaufes „Rund ums Bayerkreuz“, der am 1. März stattfindet. Die Doppelbelastung scheint mir gut zu bekommen.

Wie sieht Ihre berufliche Planung aus?

Katharina Bauer:

Langfristig möchte ich mich selbstständig machen, bin aber auch für andere Optionen offen. Zunächst aber sieht es so aus, dass ich im kommenden Jahr mit dem Bachelorstudium fertig sein werde. Ob ich ein Masterstudium anschließe, behalte ich mir vor. Denn zunächst stehen dann die Olympischen Spiele in  Rio de Janeiro im Mittelpunkt. Von daher muss ich nun vor allem darauf achten, verletzungsfrei und gesund zu bleiben.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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