Susanne Ritters Winter-Welt
Frühlingsgefühle? Susanne Ritter mag den Winter. Gut für sie, dass er sich in diesem Jahr so lang und breit machte. Die Langstrecklerin der SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken, die am Samstag (1. April) als einzige deutsche Läuferin bei der Cross-WM im japanischen Fukuoka startet, leidet seit der Pubertät an einer massiven Pollenallergie.

Susanne Ritter ist meist nur im Winter bei Wettkämpfen zu sehen (Foto: Chai)
Die 27-Jährige hatte davon lange keine Ahnung. "Es wusste keiner so richtig, warum ich meine guten Leistungen vom Cross nicht mit auf die Bahn nehmen konnte", sagt Susanne Ritter, die in Troisdorf wohnt und von ihrem Verlobten Frank Hahn trainiert wird. In der Freiluft-Saison war sie nie topfit, der Körper schien sonderbar schlapp zu sein. Hundertprozentige Leistungsfähigkeit, die es im Spitzensport nun mal braucht, konnte sie nicht bringen.Dabei ging es ihr erstaunlicherweise nie richtig schlecht. Juckende Augen, eine verstopfte Nase und Niesanfälle, all jene Symptome, von denen Heuschnupfen-Geplagte ein Lied schnauben können, musste die Hochleistungssportlerin nicht ertragen.
Doch kein Eisenmangel
"Erst sind wir davon ausgegangen, dass ich einen Eisenmangel habe, doch nach einer gewissen Zeit war klar, dass hinter meiner Mattheit im Sommer etwas anderes stecken musste", erzählt Susanne Ritter, die nach dem Abschluss ihres Lehramtsstudiums nun in Germanistik promoviert.
2003 erhielt sie Klarheit. Die Ärzte diagnostizierten eine satte Pollenallergie, die dem Körper trotz nach außen hin kaum sichtbarer Auffälligkeiten enorm zu schaffen macht. Eine medikamentöse Behandlung lehnte Susanne Ritter ab. Sie entschied sich für Plan B und schlug ihrem Schicksal ein Schnippchen! Die 1,69 Meter große und 50 Kilogramm leichte Athletin besiegelte ihren Abschied von der Bahn und setzte Prioritäten im Cross und auf der Straße.
Sommers und winters
Sommers wird seitdem trainiert und auf den Doktortitel hingearbeitet, winters stehen die Wettkämpfe auf dem Programm. Der wichtigste kommt jetzt. Am Samstag läuft Susanne Ritter die Langstrecke bei den Cross-Weltmeisterschaften im japanischem Fukuoka. Die Ziele sind gesteckt: "In den vergangenen beiden Jahren bin ich auf Platz 23 und 22 gelaufen. In diesem Bereich will ich mich auch 2006 wieder platzieren."
"2004 und 2005 kamen die Erfolge überraschend, jetzt ist man schon fast daran gewöhnt", sagt DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann. "Trotzdem wird es sicher schwer, wieder unter die besten 30 zu kommen. Doch ich bin optimistisch. Susanne ist in einer guten Form." Am Mittwochmittag brach er zusammen mit seinem einzigen Schützling in Richtung Japan auf.