Ana Guevara legt eine kurze Zwangspause ein
Der Grippe-Virus hat sie gepackt. Ana Gabriela Guevara, die amtierende Weltmeisterin über 400 Meter, musste eine Zwangspause einlegen. Raul Barreda, ihr kubanischer Coach, gab aber gleich Entwarnung. "Am Dienstag", erklärte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Agence France Press" (AFP), "wird sie das Training wieder aufnehmen." Ihr gemeinsamer Fahrplan mit den Olympischen Spielen 2004 als Fixpunkt sei nicht gefährdet.

Auch Ana Guevara bleibt von einem Infekt nicht verschont (Foto: Chai)
Nach dem Trainingslager Ende des Jahres in Hermosillo, einem Urlaubsort im Norden Mexikos, war Ana Guevara guter Dinge gewesen. "Die Vorbereitung für Athen ist bestens angelaufen" sagte die Viertelmeilerin (48,89 sec in Paris 2003), die bei der WM nicht zu bremsen war in ihrem Tatendrang, "ich liege voll im Soll." Voller Selbstbewusstsein schaute sie in die Zukunft.Auch nur ein Mensch...
Die Ex-Basketballerin war in Paris die überragende Athletin. Seit der Weltmeisterschaft 2001 in Edmonton, wo sie Dritte war hinter Amy Thiam Mbacke und Lorraine Fenton, blieb sie bis zum WM-Finale ungeschlagen in 22 Rennen über 400 Meter.
"Ich bin auch nur ein Mensch und werde eines Tages eine Niederlage einstecken müssen", hatte Ana Guevara nach ihrem Auftritt im "Stade de France" und dem 23. Sieg in Serie kund getan, "bloß gut, dass es nicht ausgerechnet bei der WM passiert ist." Die hohen Erwartungen, die schwer auf ihren Schultern lasteten, steckte sie damals locker weg, als sei es das Einfachste auf der Welt.
Mit ihrem Clan hat sie sich derzeit im Südosten von Mexiko niedergelassen. In Merida, einer nostalgischen Stadt aus der Kolonialzeit, die mehr als eine Million Einwohner zählt. Raul Barreda lobte die Trainingsbedingungen, die ihnen hier geboten werden. Ana Guevara, die im "Stade de France" die wertvollste aller Medaillen holte, was vor ihr noch keiner Landsfrau geglückt war, fehlt es an nichts.
Sommerspiele locken
Nun locken die Sommerspiele. Weil Raul Barreda kein Risiko eingehen wollte, schickte er seinen schwächelnden Star sogleich nach Mexiko City, in die Hauptstadt, wo Ana Guevara im Olympia-Zentrum von den Ärzten genauestens durchgecheckt wurde. Raul Barreda verkündete hinterher, dass es sich nur um eine leichte Infektion handele, die schnell abgehakt sei.
Nachdem Ana Guevara in Sydney den fünften Platz belegt hatte, will sie in Griechenland den großen Coup landen. "Ich konzentriere mich hundertprozentig auf Athen", ließ die 26-jährige Power-Frau schon vor einigen Wochen verlauten, "deshalb werde ich vorher auch nicht so viele Wettkämpfe bestreiten." Sie will bei den vielen Meetings nicht sinnlos ihre Energien verpulvern. Weniger sei manchmal mehr, betonte Guevara, mit dieser Devise sei sie auch in der vergangenen Saison gut gefahren.