Kathleen Gutjahr "freut sich tierisch auf EM"
Kathleen Gutjahrs letzter Start bei einer internationalen Meisterschaft liegt bereits fünf Jahre zurück. Dieses Jahr hat sie mit ihrer Leistung von 6222 Punkten beim Siebenkampf in Götzis endlich wieder die Qualifikation für einen solchen Höhepunkt geschafft. Es wird ihre erste internationale Meisterschaft "auf großem Terrain" und das im eigenen Land bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in München…
Kathleen Gutjahr freut sich auf die EM in München (Foto: Chai)
Kathleen Gutjahr ist durchaus eine der Medaillenhoffnungen im deutschen Team, das vom 6. bis 11. August bei der Europameisterschaft in München an den Start gehen wird. Dabei war sie von einem internationalen Start im letzten Jahr noch weit entfernt. 2001 verletzte sie sich bei einem Volleyball- Trainingsspielchen im Trainingslager in der Sierra Nevada am Fuß und musste bereits vor Saisonbeginn die Segel streichen. Die Fußverletzung behinderte sie noch bis in die Hallensaison diesen Jahres. Erst als man erkannte, dass eine Knorpelbeteiligung vorlag, konnte entsprechend erfolgreich behandelt werden.2000 Olympia-Teilnahme knapp verpasst
Bereits im Olympiajahr 2000 stand Kathleen Gutjahr knapp vor einer Nominierung. Mit ihrer Bestleistung von 6341 Punkten lag sie aussichtsreich im Rennen, verpasste dann aber durch 3 ungültige Versuche im Weitsprung beim ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen die Qualifikation.
Und auch in diesem Jahr lief die Saisonvorbereitung nicht nach Plan. Ebenfalls im Trainingslager fing sie sich einen hartnäckigen Virusinfekt ein, lag vier Tage mit hohem Fieber im Bett. Sie reiste früher aus dem Trainingslager ab und musste auch zu Hause in Neubrandenburg noch einige Zeit das Bett hüten. Als sie mit dem Training wieder begann, waren viele der zuvor "hart aufgebauten Grundlagen wieder weg". Selbstzweifel kamen auf: "Da dachte ich wirklich, dass diese Saison schon wieder verkorkst ist. Ich hab hin und her überlegt, ob ich in Götzis an den Start gehen soll oder nicht."
Letztendlich entschied sie sich für einen Start im Mehrkampfmekka. Zum Glück - mit 6222 Punkten schaffte sie auf Anhieb die geforderte Norm und schob sich auf Platz zwei der Rangliste in Deutschland, hinter Sabine Braun und vor ihre Trainingskameradin Sonja Kesselschläger. Diese Position gab sie auch nach den Mehrkämpfen in Ratingen und beim Europacup in Bydgoszcz nicht mehr ab.
Immer Karin Ertl im Auge...
Die schärfste Konkurrentin Karin Ertl scheiterte auch bei der letzten Qualifikationsmöglichkeit beim Europacup an der geforderten Nominierungsleistung und muss in München zuschauen. "Das war schon eine ganz blöde Situation. Sonja und ich mussten innerhalb von vier Wochen drei Siebenkämpfe machen, um Karin Paroli zu bieten. Und wir sind natürlich auch alle miteinander befreundet und haben mit Karin mitgelitten. Für sie ist es natürlich hart, nicht dabei zu sein. Aber ich kenn das Gefühl…"
Bereits zwei Wochen nach dem Europacup musste Kathleen Gutjahr wieder "richtig loslegen" im Training, um sich für München den letzten Schliff zu holen. Seit 15. Juli ist sie von den Stadtwerken, wo sie in der Kundenbetreuung arbeitet, freigestellt, so dass sie sich voll auf den Sport konzentrieren kann. Im heimischen Neubrandenburg hat sie sich auf die EM vorbereitet.
"Hier haben wir alles, was wir brauchen. Unsere Physiotherapeuten und Ärzte sind immer vor Ort, wir haben eine schöne Halle und wissen, wo es langgeht, da mussten wir nicht irgendwo hinfahren. Außerdem hat man zu Hause einfach die meiste Ruhe."
Heimspiel im Süden für das Nordlicht
Obwohl aus dem Norden kommend, wird sie in München fast ein Heimspiel haben. Mit Trainingspartnerin Sonja Kesselschläger, die ebenfalls im Siebenkampf an den Start gehen wird, will sie sich in Richtung 6300 bis 6400 Punkte schaukeln. Ihr Heimtrainer Klaus Baarck, gleichzeitig Bundestrainer, ist genauso dabei wie Familie und Freunde. Sogar Kathleen Gutjahr`s Chefin will sich den Wettkampf live anschauen und die Daumen drücken.
"Das wird schon eine Gänsehautstimmung werden, wenn man weiß, dass so viele Deutsche und vor allem so viele Verwandte und Freunde auf den Rängen sitzen."
Die Chancen auf einen Medaillenplatz sind für alle drei deutschen Starterinnen "eigentlich so groß wie nie". Mit Denise Lewis und Eunice Barber fehlen zwei Topfavoritinnen. Die junge Carolina Klüft (SWE) hat sich bei der Junioren-Weltmeisterschaft mit 6470 Punkten in die Favoritenstellung geschoben. Das ist Kathleen Gutjahr auch ganz recht so. " Ich bin froh, dass ich beruhigt zur EM fahren kann. Ich hab da nichts zu verlieren, will mich nur gut verkaufen und möglichst in die Nähe meiner Bestleistung kommen. Der Druck liegt schon eher bei Sabine. Für sie wäre es natürlich ein Riesending, wenn sie sich mit einer Medaille verabschieden könnte." Ein Platz unter den besten Sechs ist Kathleen Gutjahrs erklärtes Ziel für die EM.
Knapp zwei Wochen vor München hat sie darauf zusammen mit Trainingsgruppe, Trainer , Physiotherapeuten und Freunden bei einen Grillfest in Neubrandenburg angestoßen. Bleibt zu hoffen, dass das Glück bringt und Kathleen Gutjahr in Zukunft vom Pech verschont bleibt.