Kathrin Klaas - Bösem Sturz folgt Gelassenheit
Der Saisonverlauf der Frankfurter Hammerwerferin Kathrin Klaas gleicht bislang einer Achterbahnfahrt. Die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 3. bis 12. August) sollen in diesem bewegten Jahr, in dem sie schon um ihre sportliche Zukunft bangte, aber einen Höhepunkt darstellen.
Ausgerechnet die aktuelle Olympiasaison ist die schwierigste in der Karriere von Kathrin Klaas. Ein Wettkampf im südafrikanischen Pretoria, den sie im Rahmen ihres Trainingslagers im Mai absolvierte, brachte mit 75,13 Metern einen guten Saisoneinstieg.Beim vierten Wettkampf in Eugene (USA) am 1. Juni passierte aber dann das Missgeschick. Die Hammerkurve war zu steil, in der Folge kam das rechte Bein immer näher an die Drehachse und blieb schließlich am linken Bein hängen. Kathrin Klaas wurde ausgehebelt und landete unsanft auf den linken Ellbogen, Schulter und Kopf. Wunden am Kopf und Ellbogen wurden noch im Stadion mit fünf Stichen genäht bzw. geklammert.
Da sie nach der Rückkehr keine Probleme hatte, stieg sie drei Tage später wieder in das Training ein. Doch dann wurde die Leidensgeschichte erst richtig geschrieben. Eine Woche nach dem Wettkampf, als die Fäden gezogen wurden, stellten sich im Training nach dem 20. Wurf plötzlich Schwindelgefühle ein.
Unzählige Diagnosen
„Ich weiß nicht, was passiert ist. Es war wie ein Impuls. Danach konnte ich nicht mehr geradeaus laufen, konnte meine Mitte nicht finden. Es war ein Gefühl wie drei Promille ohne etwas getrunken zu haben“, erzählt die 28-Jährige, die danach erst einmal im Krankenhaus behandelt werden musste.
Ein Start bei den Deutschen Meisterschaften war daraufhin nicht möglich. Unzählige Arzt- und Physiotherapeutenbesuche folgten. „Als die Ärzte mit ihren ganzen Diagnosen kamen, waren Gedanken da, dass ich nie wieder Hammerwerfen kann“, erinnert sich Kathrin Klaas. Die Probleme hängen, so die Erkenntnis, wahrscheinlich mit einem Muskelfaserriss im Nackenbereich, den sie sich im Dezember zugezogen hatte und der jetzt in Verbindung mit muskulären Spannungen wieder Beschwerden verursacht, zusammen
Auf einen Start bei der EM in Helsinki (Finnland) wollte Kathrin Klaas letztlich trotz der misslichen Lage aber doch nicht verzichten. „Ich wollte mir die Option nicht nehmen lassen, endlich einmal in einem Stadion zu werfen und nicht gleich mit den Olympischen Spielen einsteigen zu müssen“, erklärt sie.
Gelassenheit entdeckt
Ohne spezielle Vorbereitung und mit einigen Wochen Wurf- und Trainingsausfall ging sie es locker an, zog mit 68,95 Metern in das Finale ein und wurde dort mit 70,44 Metern Vierte. „Es war noch nie so einfach, eine Medaille zu gewinnen“, sagt sie, und die Enttäuschung schwingt mit. „Aber ich bin froh, überhaupt dort gewesen zu sein.“
Und der Wettkampf hatte auch noch etwas Positives: „Ich habe an mir vor allem eine noch nicht gekannte Gelassenheit entdeckt. Ich war in der Lage die Würfe technisch zu analysieren, Veränderungen vorzunehmen und die Ansteuerung im Wurf anzupassen“, berichtet sie.
Das Beste daraus machen
Diese Gelassenheit will sie nun nach der letzten Vorbereitung auf dem Herzogenhorn, einem Wettkampf in Schönebeck und einem kurzen Aufenthalt in Kienbaum mit nach London nehmen. Das obwohl die Schwindelgefühle noch immer nicht beseitigt sind, Zumindest treten sie aber weniger stark auf, wenn die Würfe technisch sauber sind.
„Mit den Tiefs der Saison muss ich mich abfinden, und ich kann schlichtweg versuchen, das Beste daraus zu machen.“ Das Beste soll in diesem Fall in London eine Platzierung unter den besten Acht sein. „Wir werden sehen, für was die Tagesform reicht.“ In jedem Fall geht sie von einem „heißen Finale“ aus.