Kathrin Klaas - Neustart bringt Befreiung
Unter Michael Deyhle arbeitete sich Kathrin Klaas in die Weltspitze im Hammerwurf. Ein turbulentes Jahr 2012 krönte die 29-Jährige mit Bestleistung (76,05 m) und Platz fünf bei Olympia. Doch schon länger schleppte die Frankfurterin Unzufriedenheit mit sich herum. Der Trainerwechsel zu Helge Zöllkau brachte im Herbst eine Befreiung und in Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) einen Trainingspartner mit ähnlichen Eigenschaften.

Bei Helge Zöllkau fand Kathrin Klaas die individuelle Betreuung, von der sie sich weitere Verbesserungen verspricht. "Es geht um Kleinigkeiten, wie die Reihenfolge der Ansteuerung. Ich werde nicht plötzlich andersrum drehen. Auf dem Niveau, das man inzwischen erreicht hat, sind keine Metersprünge mehr zu erwarten." Vier Einheiten in der Woche hat die 29-Jährige seit Herbst in Leverkusen absolviert, sonst trainiert sie allein zu Hause in Frankfurt. Die rund 200 Kilometer zwischen den beiden Trainingsstandorten werden mit dem Auto zurückgelegt.
"Kniebeugekumpel" Markus Esser
In Markus Esser trainiert Deutschlands bester Hammerwerfer schon seit Jahren unter Helge Zöllkau, es gibt viele Gemeinsamkeiten mit der EM-Vierten. "Wir sind beide nicht die Werfer-Prototypen. Es fehlt jeweils etwas Körperlänge. Deshalb arbeiten wir auf ähnlichen Ebenen. Es geht viel um Technik", erklärte Kathrin Klaas, die in ihrer Geduld eine weitere Eigenschaft mit Markus Esser teilt.
Sind die beiden gemeinsam im Kraftraum, achten sie bei der Kniebeuge darauf, dass alles glatt geht. "Markus ist mein Kniebeugekumpel." Es kommt auch schonmal zum Duell - mit im Vergleich zum Wettkampf leichteren Wurfgeräten. "Da habe ich gewonnen, mit 50 Zentimetern Vorsprung", berichtete die 29-Jährige schmunzelnd.
Spaß und Vertrauen sind zurück. Im Kraftbereich und mit dem schweren 7-Kilo-Hammer gab es schon Bestleistungen. Die Werte stimmen zuversichtlich - auch wenn der Trainerwechsel natürlich auch ein Stück Neuland bedeutet. "Plötzlich verändern sich Dinge im Körper und Zubringerleistungen kommen früher oder später. Es ist ungewohnt." Ihre Geduld und das wiedergewonnene "Vertrauen ins System" bringen die nötige Gelassenheit, um abzuwarten "wie sich alles zusammenfügt". Beim Winterwurf-Europacup in Castellon (Spanien) flog der Hammer Ende März immerhin schon auf 71,07 Meter und dabei noch knapp an der WM-Norm (72,00 m) vorbei.
Rückkehr nach Eugene?
Die WM in Moskau (Russland; 10. bis 18. August) ist das große Ziel in diesem Jahr. Auf dem Weg dorthin ist auch eine Zwischenstation beim Meeting in Eugene (USA; 31. Mai/1. Juni) möglich, wo Kathrin Klaas im vergangenen Jahr wegen eines technischen Fehlers auf den Hinterkopf aufschlug, sich eine Platzwunde zuzog und danach mit Schwindelgefühlen herumplagte. Auch Dank der Betreuung durch Physiotherapeut Norbert Müller und DLV-Arzt Andrew Lichtenthal gelang es, diesen Schreckensmoment zu überwinden, inzwischen ist er ganz abgehakt.
In Moskau soll es am liebsten Richtung Bestleistung gehen, mit einer Medaille zu liebäugeln, wird nicht gewagt. Mit dem Gedanken an die eigene Motivation vor der Heim-WM in Berlin erwartet die Frankfurterin besonders starke Russinnen. "Sie haben einige dabei, die für große Weiten gut sind und werden nichts anbrennen lassen." Vor allem Weltmeisterin und Olympiasiegerin Tatyana Lysenko wird nicht locker lassen.
Insgesamt hat das Niveau im Hammerwurf der Frauen angezogen. Der Top-Ten-Schnitt der besten Werferinnen weltweit lag im vergangenen Jahr bei 77,19 Metern, eine Weite die in der Geschichte 2006 zum ersten Mal übertroffen wurde. Seitdem stand beim Top-Ten-Schnitt immer eine 75 vor dem Komma. Kathrin Klaas hat bewiesen, dass sie bei der Entwicklung mitziehen kann. Sich ähnlich gut wie bei Olympia präsentieren und abwarten, zu welcher Platzierung es reicht, das ist die Marschroute für die WM.