Kathrin Klaas - Samba statt Ententanz

Über den Sommer fühlten sich die Drehungen durch den Ring bei Hammerwerferin Kathrin Klaas eher an wie ein "Ententanz". In der WM-Vorbereitung fand sich endlich der Grund dafür: Eine Fehlstellung der Hüfte. Befreit von diesem Problem geht es mit neuem Erfolgshunger in die Olympiavorbereitung.

Es war ein Jahr, in dem die Pläne der Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) nicht aufgehen wollten. Zum Start des laufenden Olympia-Zyklus hatte sie ihr Umfeld verändert. Das Training übernahm Helge Zöllkau, das Ziel: Neue Impulse. Für den Neustart gab die Olympia-Fünfte ihrem sensiblen System Hammerwurf ein Übergangsjahr, das 2013 in der WM-Quali endete. Im vergangenen Jahr stellte sich dann der Erfolg wieder ein: Die Weiten waren konstant wie nie zuvor. In sieben Wettkämpfen flog der Hammer auf 73 Meter oder mehr.

In diesem Sommer setzte sich die positive Entwicklung nicht fort. Die Technik war nicht stabil. Die Sicherheit fehlte - und bei den vier Drehungen mit Höchstgeschwindigkeit sind schnell ein paar Meter weg, wenn nur eine Kleinigkeit nicht stimmt. Bei den Deutschen Meisterschaften landete der Hammer schon nach 67,84 Metern, 2008 war eine nationale Meisterschaft mit drei ungültigen Versuchen zuletzt schlechter gelaufen - damals übrigens auch in Nürnberg.

Physiotherapeuten retten WM

Kein Wunder also, dass die Zuversicht nicht besonders groß war, mit der die Deutsche Meisterin von 2014 auf ihre fünfte WM in Peking (China) blickte. Doch dann kam die Wende, und zwar nicht im Ring sondern auf der Behandlungsbank von Physiotherapeut Christian Kühn, der Kathrin Klaas in der Vorbereitung in Kienbaum durchcheckte. "Er hat eine Fehlstellung der Hüfte entdeckt, die ich nicht mehr als Schmerz wahrgenommen habe", erklärt die Athletin. Die Folge war eine Kettenreaktion: "Dadurch hatte ich Vorlage. Ich konnte meine Position nicht optimal einnehmen, die Ansteuerung fehlte und das Wurfgefühl." Kurzum: Der Hammer flog nicht.

Mit einem Entenpopo vergleicht die EM-Vierte das Problem, das sie länger mit sich rumschleppte. "Und eine Ente kann nicht Hammerwerfen." Dass sie nicht so beweglich ist wie gewohnt, hatte Kathrin Klaas gespürt. "Dass es ein Problem im Skelett war und nicht im muskulären Bereich, war mir aber nicht bewusst."

Die Behandlung von Christian Kühn war einen Aha-Erlebnis. "Ich bin aufgestanden und fast nach hinten umgekippt. Plötzlich war wieder Gewicht auf den Fersen", erinnert sich die Athletin. Norbert Müller setzte die Behandlung fort, mit dem Ergebnis, dass bei der WM mit 73,18 Metern eine Saisonbestleistung, Platz sechs und der konstanteste Wettkampf des Jahres rauskam. "Die beiden haben mich gerettet", resümiert Kathrin Klaas nach dem kleinen Happy-End ihrer Saison.

Zusätzlicher Medaillenhunger geweckt

Neben der Erkenntnis, mehr auf die Physiotherapie zu achten, geht die Polizistin auch mit dem Wissen aus der Saison, dass ohne die Hüftprobleme einiges mehr möglich gewesen wäre. Mit 74,02 Metern hat die Französin Alexandra Tavernier überraschend WM-Bronze gewonnen. So eine Weite beim Höhepunkt ist für eine fitte und selbstbewusste Kathrin Klaas beim Jahreshöhepunkt auch allemal drin. Edelmetall ist ihr großes Ziel. Zweimal Rang vier bei Europameisterschaften, einmal Vierte bei Weltmeisterschaften und einen fünften Platz bei Olympia hat die 31-Jährige schon vorzuweisen.

Das unrunde Jahr 2015 hat Hunger geweckt, anzugreifen. Genau das richtige vor einem Olympia-Jahr. Und auf der größten Bühne der Leichtathletik auf den Punkt da zu sein, ist schon 2012 gelungen. Die Bestleistung von 76,05 Metern stammt aus dem Olympiafinale von London (Großbritannien).

In Rio de Janeiro (Brasilien) "will ich das nochmal machen und etwas mit nach Hause bringen". Kathrin Klaas wird alles dafür tun, dass ihr Plan 2016 aufgeht und es einen Grund zum Feiern gibt - wie wäre es mit einer Samba nach einem erfolgreichen Olympiafinale? Den "Ententanz" des Sommers 2015 hat sie hinter sich gelassen.

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