Kelli White – Makel an der goldenen Weste
Die US-Sprinterin Kelli White ist bei der Weltmeisterschaft in Paris ins Zwielicht geraten. Am Samstagmorgen erfuhr sie selbst erst davon, dass die Analyse der Dopingprobe vom 100-Meter-Lauf den Nachweis von Modafinil hervorgebracht hat. Dieses Psychopharmaka steht nicht auf der Liste der verbotenen Mittel, gilt aber gemeinhin als Aufputschmittel. Am Abend äußerte sich die Doppel-Weltmeisterin über 100 und 200 Meter in Paris zu den Vorwürfen.
Kelli White kann beide WM-Titel verlieren (Foto: Kiefner)
"Ich war sehr überrascht, als ich es erfahren habe", erklärte eine sichtlich angeschlagene Kelli White, "ich weiß aber, dass ich unschuldig bin und warum."Die Athletin, die auch gemeinsam mit dem britischen Europameister Dwain Chambers trainiert, musste sich allerdings eingestehen, dass sie es versäumt hatte, das Medikament entsprechend anzugeben und bei den Verbänden als Einnahme anzumelden.
"Nicht jeden Tag genommen"
"Ich habe es nicht jeden Tag genommen", begründete dies Kelli White, die mit dem Medikament, das ihr ihr Arzt Brian Goldman aus San Francisco verschrieben hat, am frühen Morgen ihre krankheitsbedingte Müdigkeit und Vergesslichkeit vertreiben wollte. "Ich brauchte das, um mich gut zu fühlen. Ich wollte einfach eine sehr gute WM-Saison laufen. Deshalb habe ich mich auch für das Medikament entschieden."
Seit ein paar Monaten nehme sie schon Modafinil zu sich. Bisher sei sie damit allerdings noch nie bei Dopingproben wie etwa in Oslo oder in London aufgefallen. "Ich dachte deshalb auch nicht, dass es ein Problem ist."
Privatsache
Nur den engsten Familienmitgliedern hat sich die Freundin des deutschen Speerwerfers Boris Henry, mit dem sie in Paris auch in einem Hotel und nicht im Athletendorf wohnt, während der Einnahme anvertraut. "Das ist Privatsache. Ich werde meine Medikationen nicht mit den Reportern besprechen."
Jetzt in Erklärungsnot geraten, blieb ihr keine andere Wahl mehr. Im schwarzen Rollkragenpullover und von Jill Geer, der Pressesprecherin des US-Verbandes, begleitet, stellte sie sich den Fragen der Medien und verlas ihre Erklärung.
Noch ist unklar, wie sich der Weltverband IAAF – der den Fall und vor allem die Bedeutung des Mittels noch untersucht – positionieren wird. Denkbar ist die Aberkennung beider Titel in einem minderschweren Fall ebenso wie eine Sperre, falls die Verantwortlichen in Monaco zu den Ergebnis kommen, dass Kelli White, die auf einen Start in der 4x100-Meter-Staffel verzichtete, bewusst gedopt hat.
Sie selbst schloss nicht aus, die Goldmedaillen selbst zurückzugeben.