Entspannung und Beine hoch zum Saisonende
Die Arbeit ist getan. Erst mal entspannen, Luft holen und dann mit neuem Schwung in das Training für das große Ziel Olympische Spiele 2004 in Athen. Doch die Tage der Entspannung, die nun zum Saisonende für die meisten der deutschen Leichtathleten anbrachen, sind gezählt. "Jetzt ist die einzige Zeit im Jahr zur Erholung", bringt es etwa Trainer Thomas Springstein auf den Punkt.
Thomas Springstein ruft im Oktober wieder zum Training (Foto: Kiefner)
Entspannung ist im September auch in seiner Trainingsgruppe angesagt. "Zunächst wurde in Mecklenburg der Fischweid gefröhnt und anschließend in warmen Gefilden relaxt und Kraft für das Olympiajahr getankt", berichtete der Magdeburger, der für Anfang Oktober mit einem Auftaktlehrgang in Zinnowitz in das neue Trainingsjahr starten will.Sein neuer Schützling Nils Schumann wird momentan gar keine Gedanken an die Regeneration verschwenden. Für ihn steht der Umzug von Erfurt nach Magdeburg auf dem Programm.
Ab in den "Club der Besten"
Andreas Erm, Deutschlands Top-Geher, legte nach seinem Bronze-Coup von Paris erst einmal ganz bewusst die Beine hoch. Im wahrsten Sinne des Wortes. "Ich liege meistens auf dem Sofa", erzählte er kürzlich in einem Interview, "manchmal schlafe ich, manchmal nicht."
Wie die anderen drei deutschen WM-Medaillengewinner hat er sich mit dem Edelmetall im "Stade de France" auch seinen begehrten Platz im "Club der Besten" gesichert. Heute brachen die erfolgreichsten deutschen Spitzensportler des Jahres nach Tunesien auf.
Darunter auch Erms Disziplinkollegin Melanie Seeger. Sie verfehlte in Paris das Treppchen zwar um fünf Plätze, doch ihr Freund, der Kanu-Weltmeister Tim Wieskötter, sicherte sich in Übersee einen Titel und ebnete damit den Weg in den Robinson-Club, der das Zuhause der Top-Athleten ist. "Ich freue mich schon sehr", sagte die Potsdamerin und hat damit etwas mit Speerwerferin Steffi Nerius, die im letzten Jahr ihre Premiere im "Club der Besten" gab, gemeinsam.
Heike Drechsler in Reha
Wie Nils Schumann nutzt Franka Dietzsch, die Ex-Weltmeisterin im Diskuswerfen, die "Off-Season" für einen Umzug. Zwei Wochen sind dafür reserviert. Sie sagt: "Wenn man so oft ins Trainingslager fährt, braucht man keinen Urlaub in der Sonne."
Ähnlich denken wohl auch Betty Heidler und Nadine Kleinert. Die Kugelstoßerin entspannt am Bodensee, die junge Frankfurter Hammerwerferin verbringt ein paar Tage zuhause in Brandenburg bei den Eltern. "Ich habe sie zuletzt kaum gesehen", erzählt die WM-Finalistin, die am 1. Oktober ihre Ausbildung beim Bundesgrenzschutz beginnt.
Auch die im Sommer an der Achillessehne operierte Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler absolviert ihr Pensum zu Hause und meint: "Natürlich steht jetzt an erster Stelle die Reha und meine Genesung. Aber diverse Sponsoren- und TV-Termine sind speziell in dieser Phase obligatorisch für uns Athleten."
Boris Henry hütet sein Geheimnis
Der WM-Dritte Boris Henry macht dagegen ein Geheimnis daraus, wohin es ihn jetzt Ende September nach zwei Wochen im heimischen Saarland zum Ausspannen verschlägt. Nach den zuletzt turbulenten Wochen sucht der Freund von US-Sprinterin Kelli White offensichtlich die Ruhe.
Einen "Nachschlag" gibt es übrigens Anfang November. Dann lädt der DLV die Top-Athleten zum Nationalmannschaftstreffen nach Antalya ein. Aber in der Türkei ist wohl nicht nur Erholung angesagt, denn dort fällt auch ein erster Startschuss in die Vorbereitung auf die Olympiasaison 2004 – mit neuen Zielen.