Kenenisa Bekele feiert Triumph des Herzens
Kenenisa Bekele hat am Wochenende bei der Cross-Weltmeisterschaft in St. Galmier (Frankreich) den größten Erfolg seiner Laufbahn gefeiert. Weniger auf dem Papier, sondern vielmehr war es ein Triumph des Herzens. "Das ist für mich wertvoller als der Olympiasieg in Athen", sagte der Äthiopier, der nach dem Verlust seiner Verlobten Alem Techale im Januar immer noch in Trauer lebt und mit diesem Gefühl seine sportliche Freude teilen musste.
Die Freude von Kenenisa Bekele war noch durch Trauer getrübt (Foto: Golden Spike)
Nach dem Gewinn der Kurzstrecke am Samstag wiederholte er am Sonntag in beeindruckender Manier auch den Sieg auf der Langstrecke. Es war sein vierter Doppelerfolg bei der Cross-WM in Folge.Seine Konkurrenten, die vergeblich versuchten, seine Pläne zu durchkreuzen und einen neuerlichen Triumph zu vereiteln, zollten ihm nach dem Lauf Respekt. Hindernis-Weltmeister Saif Saeed Shaheen (Katar), der über die Kurzstrecke viel Arbeit an der Spitze geleistet hatte, um am Ende ohne Medaille dazustehen, meinte: "Ich hatte gehofft, dass er verwundbar sein könnte. Nach den Niederlagen in der Halle in Boston und Birmingham sah er nicht so gut aus. Aber er ist mental stärker als jemals zuvor."
Dabei fühlte sich Kenenisa Bekele längst nicht so sicher. Er bekannte: "Nach der Tragödie mit meiner Verlobten hatte ich wirklich große Probleme. Ich war vor dem Wettkampf beunruhigt und hatte ein wenig Angst, aber ich spürte auch, dass es mich weiterbringen kann. Die unglaubliche Unterstützung, die ich bemerken konnte, wird mir nun die nächsten Türen öffnen."
Jos Hermens erstaunt
Dass sich der erst 22-Jährige, der nach dem Tod seiner Verlobten die in Äthiopien übliche 40-tägige Trauerzeit wegen dem nötigen Training nicht einhalten konnte und sich in seinem Schmerz in ein Hotel zurückzog, vor dem ersten Start in St. Galmier in der Tat unwohl fühlte, bestätigte auch sein Manager Jos Hermens. "Er erzählte mir vor dem Rennen, dass er sich nicht gut fühle, dass er schlecht geschlafen habe und dass er den Kurs gerne etwas schlammiger gehabt hätte. Er machte psychisch überhaupt keinen guten Eindruck."
Der Niederländer war deshalb am Ende von seinem Schützling überwältigt: "Überrascht? Ich bin erstaunt. Das war das Größte seiner Laufbahn." Kenenisa Bekele ergänzte: "Ich habe während dem Lauf an Alem gedacht. Sie ist in meinem Herzen, ich habe sie nicht verloren." Es war ein Triumph des Herzens, der auch in seiner Heimat Äthiopien große Gefühle auslöst.