| Nach Berlin-Triumph

Kenenisa Bekele: „Ich habe etwas bewiesen“

Mit einem Sieg nach einem der besten und hochklassigsten Marathon-Zweikämpfe aller Zeiten hat sich Kenenisa Bekele doch noch als Weltklasseläufer über die klassische Distanz etabliert. Der 34-jährige Äthiopier gewann am Sonntag den BMW Berlin-Marathon in 2:03:03 Stunden. Damit erzielte er die zweitbeste je auf einem rekordkonformen Kurs gelaufene Zeit und brach den äthiopischen Rekord von Haile Gebrselassie (2:03:59 h in Berlin 2008). Den Weltrekord des Kenianers Dennis Kimetto (2:02:57 h in Berlin 2014) verpasste Bekele um lediglich sechs Sekunden.
Jörg Wenig

Eine derartig starke Leistung hatte man Kenenisa Bekele nicht mehr unbedingt zugetraut, nachdem seine bisherige Marathonkarriere einer Achterbahnfahrt glich, bei der es mehr ab- als aufwärts ging. In Paris hatte er 2014 sein Debüt mit flotten 2:05:04 Stunden gewonnen – „eine langsame Zeit“, sagte Bekele jetzt –, in Chicago folgte ein halbes Jahr später ein enttäuschender vierter Rang mit 2:05:51 Stunden, beim Dubai-Marathon 2015 kam er nicht ins Ziel.

Nach über einjähriger Verletzungspause meldete sich der Weltrekordler über 5.000 und 10.000 Meter dann mit Rang drei in London zurück, doch die äthiopischen Funktionäre übergingen ihn bei der Nominierung für Olympia in Rio.

Dreimal hatte am Sonntag Wilson Kipsang, der am Ende mit der viertschnellsten je gelaufenen Zeit von 2:03:13 Stunden Zweiter wurde, einen Vorsprung zwischen rund 5 und 25 Metern herausgelaufen, doch Kenenisa Bekele kam jedes Mal zurück. Hat ihn seine Leistung selbst überrascht? „Nein, denn ich weiß, was ich trainiert habe und was ich laufen kann. Ich hatte zwischen Kilometer 25 und 35 ein paar Schwierigkeiten, aber ich kenne meine Stärke“, antwortete Kenenisa Bekele, der in diesem Abschnitt Krämpfe gespürt hat.

Wechsel zum Marathon im Frühjahr 2014

Als sich Kenenisa Bekele im Frühjahr 2014 dem Marathon zuwandte, verfolgte er zwei große Ziele:  den Weltrekord und den Olympiasieg im Sommer 2016 in Rio über die klassische Distanz. Dass er den Weltrekord brechen kann, hat er am Sonntag in Berlin bewiesen. Kenenisa Bekele ist sich sicher, dass er noch schneller laufen kann als jene 2:03:03 Stunden. „Das Rennen war fantastisch, aber ich muss noch ein paar Dinge anpassen im Training“, sagte der 34-Jährige, der nach Berlin seinen eigenen Physiotherapeuten aus Addis Abeba mitbrachte.

Dass er das zweite große Ziel, den Olympiasieg, noch erreichen kann, erscheint eher unwahrscheinlich. Rio wäre sicherlich seine beste Chance gewesen. „Ich glaube, die Funktionäre verstehen jetzt, warum ich mich darüber beschwert hatte, dass sie mich nicht nominiert haben. Ich habe ihnen in Berlin etwas bewiesen“, sagte Kenenisa Bekele.

Olympia-Teilnahme 2020 noch nicht abgeschrieben

Doch Jos Hermens, sein Manager, sieht schon noch eine Chance bezüglich des Olympia-Traumes: „2020 wäre Kenenisa 38 Jahre – warum nicht? Man darf nie aufgeben. Die Karriere ist für mich wie eine Kerze, die natürlich irgendwann ausgeht. Aber in den letzten Jahren hat sie bei Kenenisa nicht so viel gebrannt.“

Kurzfristiger könnten zunächst die Weltmeisterschaften 2017 in London (Großbritannien) ein Thema für Kenenisa Bekele sein: „Wenn der Verband mich nominiert, dann laufe ich bei der WM in London.“

Mehr:

<link news:50453>Kenenisa Bekele schlägt Wilson Kipsang

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