| London-Marathon

Kenenisa Bekele und starkes Frauen-Feld schlagen Weltrekordkurs ein

Alles ist angerichtet für ein großes Lauf-Spektakel. Beim London-Marathon trifft sich am Sonntag die absolute Weltelite. An der Themse will Kenenisa Bekele den Weltrekord von 2:02:57 Stunden angreifen. Insider glauben allerdings, dass er nach seinem Sturz in Dubai nicht in Rekordform ist. Ein pfeilschnelles Rennen ist bei den Frauen geplant. Der London-Marathon wird am Sonntag ab 9:50 Uhr live bei Eurosport übertragen.
Jörg Wenig/Martin Neumann

Einen royalen Start wird der London-Marathon am Sonntag erhalten: Prinz William gibt gemeinsam mit seiner Frau Kate und seinem Bruder Prinz Harry um 10 Uhr in Greenwich das Startsignal für den Männer-Elitelauf und das Massenrennen mit rund 40.000 Läufern. Die Elite-Frauen starten an der Themse bereits 45 Minuten früher. Beide Rennen weisen in der Spitze eine „royale Besetzung“ auf. Bei den Männern steht Äthiopiens Superstar Kenenisa Bekele im Mittelpunkt. Sein schärfster Rivale könnte nach dem verletzungsbedingten Ausfall des Kenianers Stanley Biwott sein Landsmann Tesfaye Abera sein. Bei den Frauen trifft Afrika-Rekordlerin Mary Keitany (Kenia) unter anderen auf die Äthiopierin Tirunesh Dibaba.

Kenenisa Bekele könnte am Sonntag erneut den Weltrekord angreifen. Dreimal scheiterte der Äthiopier daran, die 2014 in Berlin aufgestellte Bestzeit des Kenianers Dennis Kimetto von 2:02:57 Stunden zu unterbieten. In Dubai stoppte ihn 2015 eine Verletzung, und in diesem Jahr musste er in der Wüste in der Folge eines Sturzes das Rennen wiederum vorzeitig beenden. In Berlin fehlten ihm im vergangenen September mit der äthiopischen Rekordzeit von 2:03:03 Stunden lediglich sechs Sekunden zu der Zeit von Kimetto.

Kipchoge verzichtet auf Titelverteidigung, Biwott muss passen

Die Wetterprognosen sind recht günstig für London. Und dass beim Männer-Elitefeld die zurzeit stärksten Kenianer - Olympiasieger und Titelverteidiger Eliud Kipchoge (er greift am ersten Mai-Wochenende in Monza die Zwei-Stunden-Marke an) sowie Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang - fehlen, könnte Kenenisa Bekele in die Karten spielen. Denn so entfällt in der Phase nach 30 Kilometern möglicherweise ein Taktieren um den Sieg, das Zeit kosten kann.

Zumal mit Stanley Biwott sein schärfster Konkurrent aufgrund einer Oberschenkelverletzung fehlt. „Ich dachte, dass ich die Verletzung unter Kontrolle hätte. Aber zuletzt ist es schlimmer geworden. So kann ich in London nicht zu den Protagonisten gehören wie sonst. Aber ich werde 2018 zurückkommen und um den Sieg laufen“, sagte der enttäuschte Kenianer. Er war vor einem Jahr Zweiter in London und steigerte sich dabei auf 2:03:51 Stunden. Gut in Form sein soll auch der frühere, zweifache Weltmeister (2009 und 2011) und aktuelle Chicago-Marathon-Sieger Abel Kirui. In Chicago reichten dem Kenianer allerdings im vergangenen Oktober 2:11:23 Stunden zum Sieg.

Bekele: Trainingsrückstand nach Sturz in Dubai?

Von der Papierform sind allerdings zwei Landsleute die größten Konkurrenten von Kenenisa Bekele. Tesfaye Abera und Feyisa Lelisa bringen Bestzeiten von 2:04:24 bzw. 2:04:54 Stunden mit. Die Frage ist natürlich, in welcher Form Kenenisa Bekele ist. Seit dem Sturz in Dubai ist der Äthiopier nicht mehr gestartet. Insider-Informationen besagen, dass der 34-Jährige nicht in Weltrekordform sei. Demnach hatte er nach dem Dubai-Marathon aufgrund der dort erlittenen Prellungen und Hautabschürfungen noch ein paar Wochen lang nicht richtig trainieren können.

„London ist der größte Marathon der Welt, er hat jedes Jahr das beste Feld, und ich will ihn unbedingt gewinnen“, sagte Bekele, der auf der Bahn seit Jahren die Weltrekorde über 5000 und 10.000 Meter hält, „nachdem ich vergangenes Jahr Dritter war, weiß ich nun, was ich zu tun habe, um zu gewinnen.“

Frauen-Spitze soll Richtung 2:18 Stunden anlaufen

Auch nach dem Ausfall der Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Jemima Sumgong (Kenia), die aufgrund einer positiven Dopingprobe zurzeit suspendiert ist, ist das Londoner Frauen-Elitefeld so gut besetzt wie kein anderes Rennen in diesem Frühjahr. Die schnellste Läuferin im Feld ist Mary Keitany. Die kenianische Afrika-Rekordlerin, die ihre Bestzeit von 2:18:37 bei ihrem Sieg in London vor fünf Jahren aufstellte und das Rennen an der Themse auch schon 2011 gewonnen hatte, zeigte in diesem Jahr bereits sehr gute Form: Beim Ras Al Khaimah-Halbmarathon in den Vereinigten Arabischen Emiraten steigerte sich die dreifache New York-Marathon-Siegerin als Zweite auf 65:13 Minuten. Wenn sie diese Form auf den Marathon übertragen kann, könnte sie am Sonntag klar unter 2:20 Stunden laufen.

Die Tepomacherinnen sollen die erste Hälfte in 69 Minuten zurücklegen. Die 35-jährige Keitany glaubt sogar daran, dass der Weltrekord (in einem reinen Frauen-Rennen) in Reichweite kommen kann. Den lief Paula Radcliffe 2005 eben in London mit 2:17:42 Stunden. „Wichtig ist, dass alle gut zusammenarbeiten, die Tempomacherinnen und die Top-Läuferinnen. Laufen wir lang zusammen, wird es eine gute Zeit geben“, sagte die Kenianerin bei der Pressekonferenz.

Wie stark sind die Bahn-Olympiasiegerinnen Dibaba und Cheruiyot?

Neben Keitanys Landsfrau Florence Kiplagat (Bestzeit: 2:19:44 h) könnten zwei Äthiopierinnen ihre schärfsten Konkurrentinnen sein: Marathon-Weltmeisterin Mare Dibaba (2:19:52 h) und die nicht mit ihr verwandte Tirunesh Dibaba. Die dreimalige Langstrecken-Olympiasiegerin lief bisher erst einen Marathon: Als Dritte in London überzeugte Tirunesh Dibaba dabei 2014 mit 2:20:35 Stunden.

Nach einer Babypause meldete sich die 31-Jährige im vergangenen Jahr zurück und holte bei Olympia Bronze über 10.000 Meter. In Ras Al Khaimah lief Dibaba im Februar eine Halbmarathon-Bestzeit von 66:50 Minuten und wurde Fünfte. Gespannt sein darf man auf das Debüt der 5.000-Meter-Olympiasiegerin von Rio 2016, Vivian Cheruiyot (Kenia).

Die Favoriten mit Bestzeiten im Überblick

Männer
Kenenisa Bekele (ETH) 2:03:03
Tesfaye Abera (ETH) 2:04:24
Feyisa Lilesa (ETH) 2:04:52
Abel Kirui (KEN) 2:05:04
Daniel Wanjiru (KEN) 2:05:21
Tilahun Regassa (ETH) 2:05:27
Ghirmay Ghebreslassie (ERI) 2:07:46
Bedan Karoki (KEN) Debüt

Frauen
Mary Keitany (KEN) 2:18:37
Aselefech Mergia (ETH) 2:19:31
Florence Kiplagat (KEN) 2:19:44
Mare Dibaba (ETH) 2:19:52
Aberu Kebede (ETH) 2:20:30
Tirunesh Dibaba (ETH) 2:20:35
Helah Kiprop (KEN) 2:21:27
Tigist Tufa (ETH) 2:21:52
Vivian Cheruiyot (KEN) Debüt

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