Kenia-Trials mit Überraschungen
Die Kenia-Trials im "Moi International Sports Centre" von Nairobi sind vorbei und die Tickets für die Commonwealth Games vergeben. Mit einem starken Aufgebot fliegt die Läufer-Nation auf die britische Insel. Mehrere Athleten zählen zu den heißen Medaillenkandidaten in Manchester.
Paul Kosgei lief die 10 000 Meter am schnellsten (Foto: Hörnemann)
Das Highlight im "Kasarani Stadium" setzte Paul Kosgei, der amtierende Halbmarathon-Weltmeister, im 10.000-Meter-Rennen. Mit 27:44,14 Minuten lief er die schnellste Zeit, die jemals in Kenia erzielt wurde. Charles Kamathi hatte im vergangenen Sommer bei den nationalen Titelkämpfen eine 27:47,33 vorgelegt. Kosgei, 24 Jahre jung und vom Stamm der Marakwet, besaß das beste Finish. Mit minimalem Vorsprung von 41 Hundertstel distanzierte der einstige Hindernis-Spezialist (8:07,13 min) seinen Wegbegleiter John Korir (27:44,55 min) und Wilberforce Talel (27:46,70 min).Benjamin Limo, Doppel-Weltmeister auf der Cross-Kurzstrecke, meldete sich eindrucksvoll zurück, denn er gewann die 5.000 Meter in 13:37,57 Minuten. Willy Kirui belegte den zweiten Platz in 13:29,12 Minuten. Kirui ist der jüngere Bruder von Ismael Kirui, der zwei Mal Weltmeister war über 5.000 Meter, und Richard Chelimo, Olympia-Zweiter, WM-Zweiter und Ex-Weltrekordler über 10.000 Meter, der im August vergangenen Jahres mit 29 in seiner Heimatstadt Eldoret an den Folgen eines Gehirntumors verstorben ist. Sammy Kipketer, der Welt schnellster Straßenläufer über 5.000 und 10.000 Meter, musste sich mit dem dritten Rang (13:41,12 min) begnügen.
Eine starke Vorstellung zeigten auch die Cherono-Brüder. Stephen, der Junioren-Weltrekordler über 3.000 Meter Hindernis, behauptete sich in 8:18,02 Minuten, während Abraham Dritter wurde in 8:19,26 Minuten. Zwischen die beiden schob sich noch Ezekiel Kemboi (8:18,31 min). Christopher Kosgei, der Barfußläufer, der mit seinem unorthodoxen Laufstil bei den europäischen Meetings immer wieder für Erstaunen sorgt, ist übrigens der ältere Bruder von Stephen und Abraham Cherono.
Das Finale über 800 Meter endete mit einer faustdicken Überraschung. Japhet Kimutai, einer der Favoriten, der sich im Halbfinale noch leicht und locker durchgesetzt hatte, trabte weit abgeschlagen als Achter und Letzter über die Ziellinie. Dennoch wurde er, der 1998 in Kuala lumpar bei den Commonwealth Games Gold geholt hatte, für Manchester nominiert. Genauso wie Joseph Mutua, 1996 bereits Junioren-Weltmeister auf der klassischen Zwei-Runden-Distanz, der bei den Trials in 1:45,53 die Nase vorn hatte. Justus Koech (1:46,10 min) und Nicholas Wachiru (1:46,34 min) folgten auf den Plätzen zwei und drei, doch für die Commonwealth Games wurden sie nicht berücksichtigt.
Bernhard Lagat, der 1.500-Meter-Mann, verzichtete freiwillig. Obwohl er in 3:48,48 Minuten seine beiden jungen Widersacher William Chirchir (3:38,75 min) und David Kiplak (3:40,40 min) in Schach hielt, plant Lagat nicht für die Commonwealth Games. "Ich werde den Rekord von Hicham El Guerrouj angreifen", erklärte der Vize-Weltmeister, der beim Golden League-Meeting Anfang Juli in Paris auf seinen marokkanischen Rivalen treffen wird. "Im vergangenen Jahr haben alle erwartet, dass ich immer nur Zweiter werde. Aber diesmal wird es anders sein." Einmal ist er in dieser Saison bereits gegen Hicham El Guerrouj angetreten: in Eugene, wo er hinter El Guerrouj und dem Kanadier Kevin Sullivan Dritter wurde.
Edith Masai beherrschte die 5.000 Meter der Frauen in 15:36,23 Minuten und sicherte sich genauso die Fahrkarte für Manchester wie die Nachwuchsläuferin Iness Chenonge, Zweite in 15:38,43 Minuten, die noch beim London-Marathon Tempo gemacht hatte für die Engländerin Paula Radcliffe.
In London war auch Susan Chepkemei, die ihre Bestzeit damals auf 2:23:19 Stunden steigerte. Im "Kasarani Stadium" lief sie die 10.000 Meter und siegte in 32:38,3 Minuten vor Catherine Ndereba (32:50,2 min). Während Chepkemei in Manchester starten wird, bereitet sich Ndereba auf den Chicago-Marathon vor, wo sie sich mit Paula Radcliffe auseinandersetzen muss. Esther Wanjiru, die in Japan lebt und trainiert, wurde über 10.000 Meter lediglich Neunte. Dafür wird sie am Marathon teilnehmen. Wanjiru war übrigens die erste Kenianerin, die bei den Commonwealth Games einen Titel errungen hat: 1998 über 10.000 Meter.
Jackline Maranga, die 1998 in Kuala Lumpur ebenfalls Gold gewonnen hatte, feierte eine starke Rückkehr und lag über 1.500 Meter in 4:15,00 Minuten vorn. Naomi Mugo (4:15,24 min) und Jeruto Kiptum (4:15,33 min) folgten auf den weiteren Rängen. Nach den Trials gab Generalsekretär David Okayo das Manchester-Aufgebot bekannt und hielt sogleich eine Überraschung bereit. Weil Simon Biwott und Rodgers Rop, die beiden Marathonläufer, freiwillig verzichtet hatten, wurde der 29-jährige Joshua Chelanga, 2001 Dritter in Boston (2:10:29 h) bei seinem Debüt über 42,195 Kilometer, nachnominiert.
Zum Aufgebot zählen: Männer, 800 Meter – Joseph Mutua, Japhet Kimutai; 1.500 Meter – William Chirchir, David Kiplak; 5.000 Meter – Benjamin Limo, Willy Kirui, Sammy Kipketer; 10.000 Meter – Paul Kosgei, John Korir, Wilberforce Talel; 3.000 Meter Hindernis – Stephen Cherono, Ezekiel Kemboi, Abraham Cherono; Marathon – Eric Wainaina, Joshua Chelanga; 20 Kilometer Gehen – David Kimutai. Frauen, 800 Meter: Faith Macharia, Selins Kosgei; 1.500 Meter – Jackline Maranga, Naomi Mugo; 5.000 Meter – Edith Masai, Iness Chenonge; 10.000 Meter – Susan Chepkemei; Marathon – Esther Wanjiru.