Kenia will Wiedergutmachung bei Cross-WM
Alle vier Einzeltitel und vier Mannschaftstitel gingen bei der letzten Ausgabe der Cross-WM in Amman (Jordanien) nach Kenia und Äthiopien. Bei der Cross-WM am Sonntag (28. März) in Bydgoszcz (Polen) kommen die Favoriten erneut aus den beiden ostafrikanischen Nationen.
Seit elf Jahren wartet Kenia auf den Einzel-Titel bei den Männern. Letztmals gelang dies Paul Tergat im Jahr 1999 in Belfast (Nordirland). So gut wie in Polen standen die Chancen auf ein Ende der Wartezeit für die Laufnation Kenia schon lange nicht mehr. Mit Kenenisa Bekele (Äthiopien) und Zersenay Tadese (Eritrea) fehlen die Cross-Dominatoren der letzten Jahre. Sieben der letzten acht Titel gingen an das Duo, das dieses Mal aus unterschiedlichen Gründen passen muss.Kenenisa Bekele ist nach einer hartnäckigen Wadenverletzung noch nicht richtig fit und für Zersenay Tadese kommt der Start eine Woche nach seinem Halbmarathon-Weltrekord zu früh. Der 28-Jährige will sich voll und ganz auf den London-Marathon (Großbritannien; 25. April) konzentrieren.
Paul Tanuis rasante Entwicklung
Das Rennen scheint so relativ offen. Mit guten Vorergebnissen gehört der Kenianer Paul Tanui zu den Top-Favoriten. Der 19-Jährige wurde im Vorjahr Vierter bei den Junioren, verlegte dann sein Training nach Fukuoka (Japan) und entwickelt sich seitdem rasant. Bei den nationalen Ausscheidungskämpfen gewann er überlegen mit einem ungewöhnlich großen Vorsprung von 30,2 Sekunden.
Immer in Medaillen-Nähe ist Leonard Komon. Platz vier, zwei, vier: So lautet die Bilanz des 22 Jahre alten Kenianers bei den letzten drei Cross-Weltmeisterschaften. Sein Landsmann Joseph Ebuya gewann im Januar den hochklassig besetzten Cross-Lauf in Birmingham (Großbritannien) und besiegte dort unter anderem den sechsmaligen Cross-Langstrecken-Weltmeister Kenenisa Bekele. Damit gehört auch er zum Favoritenkreis. Gleiches gilt für den WM-Zweiten über 3.000 Meter Hindernis, Richard Matelong (Kenia).
Fragezeichen hinter der Form des Titelverteidigers
Hinter der Form des Titelverteidigers Gebre Gebremariam steht ein dickes Fragezeichen. Der Äthiopier musste zuletzt einige deutliche Niederlagen im Gelände einstecken. Stärker scheint sein Landsmann Ayele Abshero, der 2009 die Junioren-Konkurrenz gewann. Zu beachten sind auch Samuel Tsegay (Eritrea), der zusammen mit Zersenay Tadese trainiert und bei der Halbmarathon-WM Fünfter wurde, sowie der Zweite des Vorjahres, Moses Kipsiro aus Uganda.
Mehr als nur Außenseiter-Chancen haben auch die Europäer. Cross-Europameister Alemayehu Bezabeh (Spanien) bereitet sich seit Januar intensiv auf die Cross-WM vor. Gleiches gilt für den Zweiten der Cross-WM, Mo Farah (Großbritannien). Und auch Sergio Sanchez ist mit von der Partie. Der Spanier knackte in diesem Jahr die Hallen-Europarekorde über 2.000 und 3.000 Meter und gewann jüngst Silber bei der Hallen-WM. Ob die Kraft nach den vielen kräftezehrenden Hallen- und Cross-Rennen genügt, um die Afrikaner zu ärgern, wird sich zeigen.
Tirunesh Dibaba versus Linet Masai
Bei den Frauen heißt das Duell: Linet Masai versus Tirunesh Dibaba. 2008 gewann sie Bronze, 2009 Silber, kommt jetzt Gold? Die Form von Linet Masai stimmt auf jeden Fall. Die 20 Jahre alte Kenianerin gewann die nationalen Ausscheidungskämpfe ebenso souverän wie die hochklassig besetzten Cross-Rennen in Soria und Sevilla (Spanien).
Tirunesh Dibaba kann bereits auf drei Cross-WM-Titel zurückblicken. 2005, 2006 und 2008 war sie die Nummer eins im Gelände. Im Vorjahr fehlte sie, was Kenia den einzigen Einzelsieg durch Florence Kiplagat bescherte. In diesem Jahr trat Tirunesh Dibaba jedoch nur selten in Erscheinung, ist sie allerdings am Start, gehört sie immer zu den Favoriten.
Hayley Yelling mit Außenseiterchancen
Während Kenia in Lineth Chepkurui und Äthiopien in Werknesh Kidane und Meselech Melkamu weitere Medaillen-Kandidaten aufbietet, muss sich die Cross-Europameisterin Hayley Yelling aus Großbritannien mit der Außenseiterrolle zufrieden geben. Gleiches gilt für die Olympia-Dritte über 10.000 Meter, Shalane Flanagan, die das US-Team anführt.
Für Kenia haben die Meisterschaften am Sonntag einen besonderen Stellenwert. Nach nur einer Einzel-Medaille im Vorjahr, als Äthiopien drei gewann und der jüngsten Niederlage bei der Hallen-WM, wo Kenia ohne Titel blieb, während Äthiopien drei gewann, steht die Laufnation unter Druck.
Deutsche Läufer sind in Bydgoszcz nicht am Start.