Kenianer dominieren beim Ruhr-Marathon
Die Langlaufspezialisten aus Kenia belegten am Sonntag beim 5. Internationalen Ruhr-Marathon sowohl bei den Männer als auch bei den Frauen die drei ersten Plätze. Henry Cherono erreichte als überlegener Sieger in 2:11:10 Stunden vor Vorjahressieger Josphat Keiyo (2:14:45 h), der durch die Folgen einer Lungenentzündung noch gehemmt war, das Ziel in Essen und kassierte dafür eine Siegprämie von 20.000 Euro.

Sieger Henry Cherono ist in Deutschland kein Unbekannter. 2001 gewann er den Frankfurt-Marathon und 2003 stellte er beim Köln-Marathon mit 2:10:25 Stunden einen neuen Streckenrekord auf. Der hagere Langstreckler, der pro Jahr drei Marathonläufe bestreitet, wohnt im kenianischen Eldoret. Wegen der dortigen Unruhen in den vergangenen Monaten musste er meist schon um vier Uhr in der Früh trainieren, um sich nicht in unnötige Gefahr zu begeben. Seine Familie hat die Auseinandersetzungen bisher unbehelligt überstanden.
Kurzfristige Startentscheidung
Henry Cherono absolviert ein beinhartes Training und kommt auf einen wöchentlichen Umfang von 200 bis 230 Kilometer. Sein Ziel beim Ruhr-Marathon war, den immer noch aktuellen Streckenrekord von Faustin Baha (Tansania, 2004; 2:10:08 h) zu unterbieten. „Bis Kilometer 38 war ich genau im Zeitplan, doch dann kamen einige Steigungen, die mich aus meinem Laufrhythmus brachten“, sagte Henry Cheromo.
Der Kenianer stand vor dem Lauf in keiner Meldeliste. „Henry war vorher in Uetrecht lediglich 2:25 Stunden gelaufen. Daher hat er sich erst kurz vor dem Start für eine Teilnahme entschieden“, erläuterte Athleten-Manager Volker Wagner.
Hattrick für Mary Ptikany
Bei den Damen, die 20 Minuten früher als die Männer gestartet waren, gelang Mary Ptikany (Kenia) in 2:36:12 Stunden der dritte Sieg in Folge. Die Kenianerin übernahm bereits nach dem Start in Oberhausen die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Ihre Teamkolleginnen Selima Chelimo (Zweite in 2:38:07 h) und Evelyne Kimuria (Dritte in 2:40:07 h) folgten mit deutlichem Abstand.
Mary Ptikany, die 2007 in 2:30:07 Stunden gewann, zeigte sich trotz ihrer schlechteren Zeit keineswegs enttäuscht: „Im vergangenen Jahr bin ich von Dortmund nach Essen gelaufen. Die Strecke war auf jeden Fall schneller. Der Parcours von Oberhausen hatte es dagegen richtig in sich.“
Der Organisator des Kassel-Marathons (1. Juni) und frühere DLV-Trainer Winfried Aufenanger war aufmerksamer Beobachter des Frauen-Laufes. „Ich habe auf der Strecke von Oberhausen nach Essen 14 kleine Hügel gezählt. Da war für Mary Ptikany keine Zeit um 2:30 Stunden möglich.“
Frank Busemann schneller als geplant
Bei idealen Witterungsbedingungen beteiligten sich exakt 19.864 Läuferinnen und Läufer an den verschiedenen Wettbewerben des Ruhr-Marathons. In dem langen Läuferwurm befanden sich unter anderen die Eisläuferin des Jahrhunderts, Gunda Niemann-Stiernemann, die auf Inline-Skates die 42,195 Kilometer lange Strecke in 1:54:03 Stunden zurücklegte, und der ehemalige Zehnkämpfer Frank Busemann, der laufend die Ausdauerprüfung in 3:58:41 Stunden absolvierte und damit schneller als erwartet war (angestrebt 4:15 h).
Rund 700.000 Zuschauer sorgten für eine stimmungsvolle Atmosphäre entlang der Strecke. Mit Startpunkten in Dortmund und Oberhausen und dem gemeinsamen Ziel in Essen gilt der Karstadt Ruhr-Marathon als der weltweit einzige Twin-Marathon.
Organisator Volker Ebner, der mit dem Ablauf der Veranstaltung recht zufrieden war, möchte trotz des hohen organisatorischen Aufwandes weiterhin an den beiden Strecken festhalten. Eine Änderung wird sich voraussichtlich 2010 ergeben, wenn Essen Kulturhauptstadt wird. Dann soll es auf einer Strecke über die Autobahn A 40 von Dortmund nach Essen gehen.