Die große Braunschweig-Vorschau – Männer
Wer wird am Wochenende die Nase vorn haben und sich den Deutschen Meistertitel sichern? leichtathletik.de hat die einzelnen Disziplinen unter die Lupe genommen und für Sie einen Blick auf die Spitzenplatz-Anwärter geworfen. Lesen Sie die große Braunschweig-Vorschau auf die Konkurrenzen bei den Männern.

Ronny Ostwald läuft in Braunschweig um Norm und Titel (Foto: Chai)
100mDer Kölner Ronny Ostwald hat sich in diesem Sommer in den Vordergrund gelaufen. Er kratzte bereits mehrfach an der Olympianorm von 10,21 Sekunden. Ist diese Zeit jetzt in Braunschweig fällig? Titelverteidiger Alexander Kosenkow (Wattenscheid) ist sein bislang leistungsstärkster Konkurrent.
200m
Auf den 200 Metern kämpft noch der Schalker U20-Europameister Sebastian Ernst um die Athen-Norm von 20,59 Sekunden. Der Youngster scheint die Form dafür zu haben. Durch seine starken Mitbewerber um den Titel, dem Hallen-WM-Dritten Tobias Unger (Kornwestheim) und Till Helmke (Friedberg-Fauerbauch), kann das Finale im Grunde nur schnell werden. Wer allerdings wo auf dem Podest stehen wird, lässt sich nicht prognostizieren.
400m
Nichts Neues über 400 Meter. Europameister Ingo Schultz (Bergedorf) ist und bleibt der große Favorit. Dahinter muss der Wattenscheider Bastian Swillims, der zwischenzeitlich wegen einer Magen-Darm-Grippe einen Startverzicht in Erwägung zog, aber sich dann doch pro Braunschweig entschied, seinen zweiten Platz aus dem Vorjahr verteidigen. Denn gerade das Rennen um die Staffelplätze für die Olympischen Spiele in Athen verspricht Spannung und Tempo. Mindestens sieben weitere Athleten, die von Ruwen Faller (Jena) angeführt werden, machen sich mehr oder weniger große Hoffnungen.
800m
Der Pirnaer René Herms kann in Braunschweig mit dem vierten Titel in Serie zum Abonnementsmeister avancieren. Interessant: wird es eine Tempo-Absprache mit dem Kornwestheimer Nico Motchebon, dem zuletzt nur noch eine Hundertstel zur Olympianorm fehlte, geben? Andreas Freimann (Erfurt), der drittschnellste 800-Meter-Läufer der Saison, bekam zuletzt bei den 3x1000-Meter-Meisterschaften von René Herms eine Lehrstunde. Aber auch ihm fehlen nur noch 36 Hundertstel zur Olympianorm. Ist er der lachende Dritte?
1500m
Wolfram Müller (Tübingen) dürfte bei seinen letzten Starts in Bydgoszcz, Zagreb und San Sebastian genug Selbstvertrauen getankt haben, um erfolgreich nach dem Titel greifen zu können. Youngster Toni Mohr (Cottbus) lauert auf seine Chance. Dagegen kam Titelverteidiger Franek Haschke (Pirna) in diesem Sommer noch nicht so recht in Schwung.
5000m
Der Nachfolger von Dieter Baumann wird gesucht! Schnelle Zeiten sind dabei nicht zu erwarten. Die richtige Taktik könnte über den Titel entscheiden. Als klarer DLV-Jahresbester geht der Tübinger Thorsten Gombert an den Start. Hoffnungen macht man sich auch in Leverkusen dank Michael May und im Wattenscheider Lager um Alexander Lubina. Dessen Vereinskollege Jan Fitschen muss wegen Rückenproblemen passen.
110m Hürden
Der Geheimtipp ist Falk Balzer. Der Lobensteiner lief am Dienstag in Lausanne bis auf sechs Hundertstel an die Olympianorm von 13,55 Sekunden, die noch kein deutscher Hürdensprinter erreicht hat, heran und zeigte auch zuvor schon in Cuxhaven gute Ansätze. Außerdem hat er in Braunschweig noch eine Rechnung offen, nachdem er vor vier Jahren dort mit seiner handgreiflichen Attacke gegen Claude Edorh für einen handfesten Skandal sorgte. Titelverteidiger Jerome Crews (Mannheim) muss vor allem seine Nerven im Griff haben, während Routinier Mike Fenner (Wattenscheid) seine Technik sauber umsetzen muss, um am Ende die Nase ganz vorn zu haben. Der Leipziger Thomas Blaschek soll trotz seines Schlüsselbeinbruches im Juni über einen Start nachdenken.
400m Hürden
Dieses Finale wird von der Spannung leben. Denn mit Titelverteidiger Christian Duma (Frankfurt), dem DLV-Jahresbesten Andreas Wickert (Berlin), Jan Schneider (Kindelsberg/Kreuztal) und dem nicht zu unterschätzenden Henning Kuschewitz (Frankfurt) bewerben sich vier Läufer um den Sieg. Im bisherigen Saisonverlauf blieb nur der Hauptstädter schon unter 50 Sekunden. Das soll sich am Wochenende ändern.
3000m Hindernis
Die deutschen Hindernisläufer mühten sich bislang vergeblich mit der Olympianorm (8:21,00 min) ab. Der Jahresbeste Raphael Schäfer (Rehlingen) hat gerade einmal eine Zeit von 8:27,30 Minuten stehen. Deshalb liegt die Mission Athen wohl schon bei den Akten und vielleicht kommt es wieder zu einem ähnlich spannenden taktischen Rennen wie im Vorjahr in Ulm, als sich der Fürther Christian Knoblich durchsetzte. Europacup-Starter Stephan Hohl (Huchenfeld) könnte seinen Coup landen, während man bei Filmon Ghirmai (Tübingen) abwarten muss, wie er seine letzten Starts bei den internationalen Meetings weggesteckt hat.
10000m Gehen
Im Grunde kann die Reihenfolge nur Andreas Erm (Potsdam) vor André Höhne (Berlin) lauten. Alles andere wäre eine Überraschung. Allerdings arbeiten die Geher in Lauerposition genau darauf hin. Im Vorjahr schob sich auch Jan Albrecht (Erfurt) zwischen die beiden Favoriten.
Hochsprung
Ein Herausforderer für den Leverkusener Titelverteidiger Roman Fricke, der in diesem Sommer schon 2,30 Meter schaffte, ist weit und breit nicht in Sicht. Vor allem auch deshalb, weil der letztjährige Vize-Meister Marius Hanniske (Berlin) wegen der Junioren-WM in Grosseto nicht gemeldet hat.
Stabhochsprung
Mit Lars Börgeling, Danny Ecker, Richard Spiegelburg (alle Leverkusen) und dem unkonstanten Tim Lobinger (Köln) haben schon vier Springer die Olympianorm (5,70 m) geschafft, aber nur drei können nach Athen fahren. Deshalb kündigt sich ein ganz spannender und nervenaufreibender Kampf an. Björn Otto (Dormagen), Michael Stolle (Leverkusen) und Fabian Schulze (Kornwestheim) werden versuchen, möglichst lange mitzufighten. So könnte sich wie schon bei den Hallen-Meisterschaften in Dortmund auf hohem Niveau eine breite Dramatik pur entwickeln.
Weitsprung
Mit Nils Winter (Leverkusen) und Christian Kaczmarek (Berlin) gab es in diesem Jahr zwei deutsche 8-Meter-Springer. Doch vieles deutet auf eine erfolgreiche Titelverteidigung für den Schützling von Bernd Knut hin. In der Halle wurde er im Februar bei der Jagd nach dem DM-Gold allerdings vom Tübinger Peter Rapp überrascht. Favorit Nils Winter ist also gewarnt! Wenn er als Meister die Anlage verlässt, ist für ihn aufgrund einer Sonderregelung in den Nominierungsrichtlinien auch der Weg zu den Olympischen Spielen frei.
Dreisprung
Der Start von Vize-Europameister Charles Friedek (Leverkusen) gilt wegen seiner Muskelzerrung aus dem Juni als sehr fraglich. Wahrscheinlich fällt die Entscheidung darüber erst kurzfristig. Auch Titelverteidiger Rudolf Helpling (Köln) wurde von einer Verletzung, einem Muskelbündelriss, aus der Bahn geworfen. Davon könnten jetzt die Erfurter Thomas Moede und Andreas Pohle profitieren.
Kugelstoßen
Der EM-Dritte Ralf Bartels zeigte zuletzt stabil gute Form. Deshalb führt der Weg zum Titel nur über den Neubrandenburger, der in diesem Jahr noch die 21 Meter knacken möchte. Kommt er in Braunschweig auch nur annähernd an diese Marke, dürften die Trauben für seine Widersacher Detlef Bock (Wolfsburg) und Peter Sack (Leipig), die beide auch schon die Olympianorm in der Tasche haben, zu hoch hängen.
Diskuswerfen
Der Wattenscheider Michael Möllenbeck durfte sich in diesem Jahr schon über einige Prestigeerfolge gegen den fünffachen Weltmeister Lars Riedel (Chemnitz) diebisch freuen. Setzt er diese Erfolgsserie in Braunschweig fort? Dahinter kämpfen Torsten Schmidt (Rostock) und Robert Harting (Berlin) um das dritte Olympiaticket. Beide haben schon die Norm.
Hammerwurf
Bislang hat sich nur der Leverkusener Markus Esser mit 79,01 Metern für die Olympischen Spiele empfohlen. Ex-Weltmeister und Titelverteidiger Karsten Kobs sollte in Braunschweig motiviert genug sein, um nachzuziehen und ebenfalls sein Athen-Ticket zu lösen. Ende Juni warf sich außerdem der Frankfurter Holger Klose wieder in die Nähe der Olympianorm. Damit ist auch dieser Haudegen ein heißer Kandidat für das Podest plus Olympia.
Speerwurf
Die Jahresbestenliste zählt sechs Speerwerfer, die bereits die Olympianorm von 81,80 Metern übertroffen haben. Der Kornwestheimer Peter Esenwein (87,20 m) und der WM-Dritte Boris Henry (Saarbrücken; 86,86 m), der im Juni wegen einer Schulterverletzung ausfiel, führen dort klar. Doch können sie am Sonntag die Attacken von Christian Nicolay (Wattenscheid), Stefan Wenk (Tübingen), Raymond Hecht (Magdeburg) und Stephan Steding (Hannover) wirklich kontern? Dieser Wettkampf sollte ein Highlight der Titelkämpfe werden.
Staffeln
Für Ronny Ostwald, der im Winter von Wattenscheid nach Köln wechselte, würde es wohl keine größere Genugtuung geben, als über 4x100 Meter mit seinem neuen Quartett den alten Vereinskollegen den Titel abzujagen. Aber auch das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg rechnet sich mit Tobias Unger Chancen aus. Auf den 4x400 Metern kann sich die Formation der LG Eintracht Frankfurt nur selbst schlagen. In der Jugend treten der TV Gladbeck (4x400m) und der LC ThüringenGas Erfurt (3x1000m) als Vorjahressieger an.
Alle Infos zu Braunschweig
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