Kevelaer ließ keine Wünsche offen
Zum vierten Mal nach den Jahren 2000 (Senioren II) sowie 2002 und 2004 (Senioren I) fanden am letzten Wochenende im niederrheinischen Kevelaer Deutsche Senioren-Meisterschaften statt. Auch bei den diesjährigen Meisterschaften I ließ der Ausrichter durch eine mustergültige Abwicklung der Wettkämpfe und einem gelungenen Rahmenprogramm (u.a. mit Kinderbetreuung) keine Wünsche offen.
Das kam auch in den Dankesworten der Repräsentantin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Margit Jungmann (Rehlingen), an die Adresse der Organisatoren, Kampfrichter und Helfer deutlich zum Ausdruck.Rückläufige Teilnehmerzahlen
Einen Wermutstropfen gab es aber trotz der Freude über eine gelungene Veranstaltung: Unüberhörbar war die Enttäuschung des engagierten Ausrichters hinsichtlich der Gesamtteilnehmerzahl, denn in Kevelaer hätte man gerne mehr als die schließlich gemeldeten 680 Athletinnen und Athleten aus 359 Vereinen begrüßt.
Bis zum Jahr 2006 hatten sich die Teilnehmerzahlen zwischen 900 und 1.000 eingependelt, die Zahl von knapp 600 im Jahr 2007 in Zittau schien jedenfalls ein einmaliger „Ausrutscher“ nach unten gewesen zu sein. Aber nach Kevelaer muss man sich nun doch ernsthafte Gedanken über die eine oder andere Veränderung machen, denn es wird kaum zu erwarten sein, dass die Zahlen in den kommenden Jahren wieder stark nach oben schnellen werden.
Seniorinnen mit vier deutschen Bestleistungen
Dennoch, der sportliche Teil konnte durchaus zufriedenstellen, obwohl eine ganze Reihe von Spitzenathletinnen und -athleten fehlten. Dass es in Kevelaer eine Rekordflut geben würde, konnte ohnehin nicht erwartet werden, die meisten der deutschen Bestleistungen befinden sich auf einem derart hohen Niveau, das nur schwer zu erreichen ist.
So war es kein Zufall, dass von den vier deutschen Bestleistungen drei in den Bereich Frauen-Stabhochsprung fielen, einer noch recht „jungen“ Disziplin. Karin Förster (W 60, LC Paderborn) nahm die Möglichkeit in Anspruch, in der Klasse W40 starten zu können und übersprang 2,70 Meter. Damit hatte sie nicht nur ihre eigene deutsche W60-Bestleistung um zehn Zentimeter gesteigert, sondern auch einen neuen Europarekord aufgestellt.
Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) übersprang in der Klasse W45 3,10 Meter und verbesserte ihre eigene deutsche Bestleistung um vier Zentimeter. Als Inhaberin der deutschen W40-Bestleistung wurde die Sächsin allerdings wenige Minuten später abgelöst, als Dr. Christina Ziemann (MTV 49 Holzminden) 3,21 Meter auflegen ließ, diese Höhe im ersten Versuch überquerte und Petra Herrmann um einen Zentimeter übertraf.
Schon am 12. Juni hatte Olga Becker (ABC Ludwigshafen) die Deutsche W45-Bestleistung über 80 Meter Hürden auf 12,39 Sekunden verbessert, in Kevelaer blieb sie mit 12,22 Sekunden ein ganzes Stück darunter.
Starke Mittelstrecklerin: Mandy Junghans
In der Klasse W30 legte Mandy Junghans (Dresdner SC 1898), in allen Rennen weit vor dem Feld laufend, mit 57,44 Sekunden über 400 Meter, 2:11,99 Minuten über 800 Meter und 4:35,88 Minuten über 1.500 Meter eine imponierende Serie hin. Im Hammerwurf dieser Klasse fiel das Duell Simone Mathes (LAZ Puma Troisdorf/Siegburg) gegen Kirsten Münchow (TuS Eintracht Minden) aus. Beide hatten in dieser Saison schon die 64-Meter-Marke übertroffen. Ohne Kirsten Münchow am Start, kam Simone Mathes auf starke 61,74 Meter.
Erfolgreichste Athletin in der Klasse W35 war Anne Breuhauer (TV Bad Bergzabern), die über 200 Meter in 26,25 Sekunden, über 400 Meter in 58,82 Sekunden und über 400 Meter Hürden in 65,03 Sekunden vorn lag. Lediglich über 100 Meter musste sie sich der zeitgleich in 12,86 Sekunden vorn liegenden Karin Stranzinger (TSV Simbach) geschlagen geben.
In der Klasse W40 blieb Simone Noack (LG Neiße) mit 57,87 Sekunden zum ersten Mal in dieser Saison über 400 Meter unter 58 Sekunden und auf den Mittelstrecken gab es die erwarteten Siege von Annette Weiss (LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel) über 800 Meter (2:19,91 min) und 1.500 Meter (4:49,71 min).
In den technischen Wettbewerben überzeugten Christina Amboß (LG Neiße) mit starken 13,60 Metern im Kugelstoßen und Karen Scholz (VfV Spandau) mit 43,79 Metern im Speerwerfen.
Ulrike Görling (MTG Mannheim) war als W45-Sprinterin mit ihren Zeiten von 12,76 Sekunden über 100 Meter und 26,14 Sekunden über 200 Meter die schnellste Sprinterin der gesamten Veranstaltung, denn sie übertraf mit diesen Leistungen die Resultate, die in den „jüngeren“ Klassen erzielt wurden. Die Titelverteidigerin Carmen Grell (SF Neukieritzsch) setzte sich im Kugelstoßen mit 12,18 Metern wieder durch.
Dr. Bernd Schauwecker: Ein Sprinter mit Ambitionen
Auffallendster Athlet der Klasse M35 war der Sprinter Dr. Bernd Schauwecker. Der 39-Jährige vom sächsischen LV 90 Thum war jahrelang von der Bildfläche verschwunden, tauchte im vergangenen Jahr mit Zeiten von 11,32 Sekunden über 100 Meter und 22,74 Sekunden über 200 Meter wieder auf und ist nun in Kevelaer schon bei 11,19. bzw. 22,35 Sekunden angekommen.
In der Klasse M40 holte sich Maximilian Freund (TV Waldstraße Wiesbaden) beide Mittelstreckentitel und war bei seinem Sieg über 800 Meter mit 1:55,19 Minuten wieder einmal nicht weit von der deutschen Bestleistung (1:54,45 min, 2004, Uwe Manns) entfernt, nachdem er Ende Mai schon 1:54,97 Minuten erzielt hatte. Bei den Technikern überzeugte Andreas Deuschle (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) mit 16,42 Metern im Kugelstoßen.
Pech hatte Stefan Malewski (LG Maifeld-Pellenz), als ihm beim 200-Meter-Endlauf der Startblock wegrutschte und er keine Chance mehr gegen den Titelverteidiger Frank Becker (1. FC Kaiserslautern) hatte. Vorher hatte der Hallen-Europarekordler allerdings schon die 400 Meter in locker herausgelaufenen 52,48 Sekunden gewonnen.
Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…