Claudia Gesell - EM als Ende einer Durststrecke
Nicht einmal ansatzweise die Dauer eines 800-Meter-Laufes benötigte es, bis Claudia Gesell sich am Rande der ersten Präsentation der Europameisterschafts-Medaillen für München entschieden hatte. "Die Mittlere gefällt mir am Besten", stellte die 24-Jährige mit breitem Lächeln fest. Es war die Medaille aus Gold.
Claudia Gesell zeigte in Wattenscheid wieder ihre Siegerqualitäten (Foto: Chai)
Als erhofftes Ziel für die EM im August gibt die Oberpfälzerin jedoch das Erreichen des Endlaufs am 8. August an. Und wieder huscht ein Grinsen über ihr Gesicht, als sie anfügt: "Und im Finale werden die Karten dann neu gemischt."Richtig gut Lachen hat die Mittelstrecklerin erst wieder seit den Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid Anfang Juli. Als Siegerin über die doppelte Stadionrunde und mit erfüllter EAA-Norm sprang sie in letzter Sekunde auf den EM-Zug auf. DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop persönlich lobte das Gesell-Comeback als eines der Highlights der Titelkämpfe.
Dabei hatte sie aufgrund einer Plantarsehnen-Entzündung im Vorfeld nicht voll trainieren können. Trainingsausfälle ziehen sich ohnehin wie ein negativer roter Faden durch die Wettkampfplanung von Claudia Gesell. Vor den Olympischen Spielen in Sydney war es unter anderem ein Autounfall, die vergangene Hallensaison störten grippale Infekte und auch Richtung EM kommt sie diesen Sommer erst spät in Form. Doch die jüngsten Erfolge machen Mut. "Zum ersten Mal seit zwanzig Monaten habe ich wieder das Gefühl, dass ich laufen kann", sagte Gesell als frischgebackene Deutsche Meisterin.
Jolanda Ceplak Favoritin
Als heisseste Anwärterin auf ihre Lieblingsmedaille nennt Gesell die Slowenin Jolanda Ceplak, mit 1:55,19 Minuten ihres Zeichens Weltjahresbeste über 800 Meter. Doch auch die Konkurrenz aus dem eigenen Land hat sie trotz ihres Erfolges in Wattenscheid auf der Rechnung: "Ivonne Teichmann hatte bei den Deutschen Meisterschaften viele Rennen in den Beinen. Aber sie ist in dieser Saison konstant an die Zwei-Minuten-Grenze herangelaufen." Immerhin hat die Athletin im Trikot des TSV Bayer 04 Leverkusen als gebürtige Bayerin einen kleinen Heimvorteil. "Extra Motivation" und "etwas ganz besonderes" ist es für die Läuferin, sogar im eigenen Bundesland an den Start gehen zu dürfen. Unter den Fans im Olympiastadion wird sich dann sogar ihr ehemaliger Sportlehrer mit einem selbstgemalten Plakat befinden.
Back To The Roots
Wenn Anfang August die Athleten in das ehemalige Frauendorf der Olympischen Spiele von 1972 einziehen, kehrt Gesell an einen altbekannten Ort zurück. Als Diplom-Sport-Studentin hat sie bereits einige Semester in einem Hochhaus-Appartement gewohnt und auf den Trainingsstätten der EM unzählige Tempoläufe absolviert.
Inzwischen trainiert sie meistens in Regensburg, wo sie mit ihrem Freund zusammen wohnt, und am Wochenende zieht es sie zu ihrem Vater und Trainer Horst Gesell ins heimische Neualbenreuth.
Als letzter Test vor der EM ist das Meeting in Leverkusen am 27. Juli angesetzt. Schon jetzt ist die Läuferin mit Blick auf München zuversichtlich und erklärt nachdrücklich: "Ich glaube, das wird gut!"
Natalie Wörner
leichtathletik.de informiert Sie am 27. Juli ab 13.30 Uhr via Live-Ticker aktuell vom 8. Bayer-Meeting direkt aus Leverkusen! Gleich vormerken...