Keine Freundschaft auf der Bahn
Stallregie in der Leichtathletik? Fehlanzeige! Am Sonntag haben sich beim DKB-ISTAF in Berlin so manche Beobachter verwundert die Augen gerieben. Der Gewinn des Doppel-Jackpots beim Finale der Golden League schien in greifbarer Nähe für die 5.000-Meter-Läuferin Tirunesh Dibaba, doch dann verlor die junge Äthiopierin in einem spannenden Rennen ausgerechnet gegen ihre Landsfrau Meseret Defar.
Meseret Defar zog an Tirunesh Dibaba vorbei (Foto: Möldner)
In einer Zeit von 15:02,51 Minuten kämpfte diese ihre Kollegin um 36 Hundertstel nieder. ISTAF-Macher Gerhard Janetzky war von dem sportlichen Ehrgeiz begeistert: "Das zeigt, wie ernst der Jackpot genommen wird."Andererseits offenbarte diese herbe Niederlage und der damit verlorene Jackpot-Anteil in Höhe von 125.000 US-Dollar aus Sicht von Tirunesh Dibaba einmal mehr auch die unerbittliche sportliche Konkurrenz innerhalb des äthiopischen Langstrecken-Teams.
Rivalität
Während Tirunesh Dibaba die amtierende Doppel-Weltmeisterin ist, gewann Meseret Defar, die den selben Manager hat, bei den Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) und ist mit 14:24,53 Minuten die aktuelle Weltrekordhalterin. "Mal gewinnt sie, mal gewinne ich", beschrieb Meseret Defar die Rivalität auf der Bahn.
"Privat sind wir gute Freunde, doch im Wettkampf hört die Freundschaft auf", meinte sie nach ihrem Sieg bei DKB-ISTAF fast ein wenig entschuldigend. Sie wollte mit ihrem Sieg wichtige Punkte für die Weltrangliste und die Weltfinal-Qualifikation sammeln und zeigte sich äußerst zufrieden mit dem Ergebnis.
Taktikwechsel
Nachdem sie aber keines der ersten fünf Meetings der Golden League für sich entscheiden konnte, besiegte sie Tirunesh Dibaba, die bekannt ist für ihre starke letzte Runde, diesmal dank eines geschickten Taktikwechsels und einem guten Finish auf den letzten 150 Metern. Meseret Defar lief die letzte Runde in 56,4 Sekunden, Tirunesh Dibaba war entscheidende fünf Zehntel langsamer.
Obwohl die erst 21 Jahre alte Tirunesh Dibaba sichtlich enttäuscht war über ihre Niederlage beim Jackpot-Finale in Berlin, ging sie im Olympiastadion auf die Ehrenrunde. Ganz so, als hätte sie gewonnen, vielleicht noch ein bisschen im Unglauben.
Auf Erfolg ist sie allemal programmiert. Für die Zukunft hat sie sich noch einiges vorgenommen. "Ich möchte alles auf der Bahn gewinnen, was möglich ist, und Äthiopiens erfolgreichste Olympionikin werden", hatte sie einige Tage zuvor bereits angekündigt. Wenn der Doppel-Weltmeisterin dabei nur wieder keine schnelle Landsfrau in die Quere kommt…