Kimberly Jeß auf den Spuren von Usain Bolt
Erst Gold bei der U20-WM, dann ein Jahr später der selbe Streich bei der U18-WM. Das war dem Sprintstar Usain Bolt (Jamaika) von 2002 auf 2003 als bisher einzigem Athleten gelungen. Hochspringerin Kimberly Jeß (LG Rendsburg/Büdelsdorf) hat in dieser Woche in Brixen (Italien) die Chance, diesen Doppelschlag ebenfalls perfekt zu machen. Gute Tipps für die U18-Titelkämpfe könnten von der schwedischen Hallen-Weltrekordlerin Kajsa Bergqvist gekommen sein.
Allerdings bremst die 17-Jährige, die im Winter noch 1,91 Meter hoch sprang, selbst die Erwartungen, nachdem sie Anfang Mai von einem Bänderriss im rechten Sprungfuß in der Vorbereitung erheblich zurückgeworfen worden war.„Ich war verletzt, ich habe keine allzu großen Erwartungen. Ich muss erst einmal meine Leistung bestätigen und an eine Höhe von 1,83 Metern herankommen. Das wird schon schwer“, gibt sich die Blondine keinen Illusionen hin und will zuallererst die Qualifikation überstehen. Diese Einschätzung liegt nah an der Realität, denn gleich 14 Springerinnen sind mit einer besseren Saisonbestleistung gemeldet.
Wieder schmerzfrei
Nachdem sie vor eineinhalb Wochen den Wettkampf bei der Junioren-DM in Göttingen, bei dem sie sich mit 1,79 Metern in eine verbesserte Position für Brixen brachte, noch hatte abbrechen müssen, blickt Kimberly Jeß nun aber zumindest optimistischer auf die anstehende Aufgabe. „Ich bin wieder schmerzfrei“, vermeldet sie, „ich konnte in den letzten Tagen ganz normal mein Training machen und mich auf den Wettkampf vorbereiten.“
Vor zwei Jahren war Kimberly Jeß unter ganz anderen Vorzeichen zur U18-WM nach Ostrava (Tschechische Republik) gereist. Damals führte sie die Meldeliste an, stand mit ihren nur 15 Jahren als Favoritin stark unter Druck. „In Ostrava hatte ich so Nervenflattern, dass gar nichts mehr ging.“
Lehrstunde in Ostrava
Sie ließ sich den Schneid abkaufen, so dass ihr am Ende nur ein enttäuschender, von Tränen begleiteter achter Platz blieb. „Jetzt ist es nicht mehr das erste Mal bei einer WM und damit schon ein bisschen was anderes. Inzwischen habe ich meine Nerven in den Griff bekommen. Ich kenne auch die Psycho-Tricks der anderen. Ich weiß, ich habe nicht darauf zu achten. Ein paar kleine kann ich selber schon“, sagt sie, ohne aber dabei ins Detail gehen zu wollen.
Tricks, wenn auch vielleicht nicht unbedingt gleich die Psycho-Tricks einer Hallen-Weltrekordlerin, konnte sich Kimberly Jeß am Montag in Brixen beim gemeinsamen Training mit der Schwedin Kajsa Bergqvist holen.
„Wir haben miteinander geredet, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Das war einzigartig. Ich kann es gar nicht beschreiben. Das ist einfach unglaublich“, sagt Kimberly Jeß zum Treffen mit der Ex-Weltmeisterin.
Kajsa Bergqvist sieht sich in der Deutschen
Die Begeisterung war keinesfalls einseitig. Auch die Blonde aus dem hohen Norden schloss Freundschaft mit dem deutschen Ausnahmetalent: „Ich sehe in Kimberly viel von mir. Es ist für mich sehr emotional, wenn ich in ihre Augen schaue. Die Reise durch die Leichtathletik-Welt habe ich jetzt schon hinter mir. Athleten wie Kimberly haben diese Reise noch vor sich. Das ist für sie überwältigend.“
Überwältigend war auch ein weiteres Kompliment, das die deutsche Hoffnungsträgerin am Dienstag in Brixen bei der internationalen Pressekonferenz, zu der sie als U20-Weltmeisterin eingeladen worden war, ganz unerwartet bekam. Der italienische Verbandspräsident Franco Arese sagte voller Überzeugung zu ihr: „Du bist noch kein großer Champion, aber du kannst einer werden.“
Dass das noch nicht in Brixen passieren muss, versteht sich von selbst, denn auch Usain Bolt war vor sechs Jahren noch lange kein großer Champion. Auf den Spuren des Triple-Olympiasiegers im Sprint ist Kimberly Jeß aber trotzdem.
U18-WM in Brixen:
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Pressekonferenz mit Kimberly Jeß (Foto: LOC)
Kajsa Bergqvist trifft Kimberly Jeß (Foto: Schweitzer)