Kinderleichtathletik: Begeisterung zieht Kreise
In einem Jahr kann viel passieren. Und es ist viel passiert. Das neue Wettkampfsystem Kinderleichtathletik hat sich etabliert, ist in den Köpfen von Kindern und sehr vielen Trainern und Eltern angekommen. Ein Jahr nach dem Startschuss für das neue System war es Zeit, Bilanz zu ziehen.
So fand am vergangenen Wochenende in der Leichtathletik-Halle in Frankfurt/Kalbach eine Infoveranstaltung mit einem großen Wettkampf statt, der sich nicht nur bei den Nachwuchstalenten großer Beliebtheit erfreute.Der Hauptreferent des Kinderwettkampfsystems im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), Dominic Ullrich, konnte zu Beginn der Veranstaltung die Evaluationsergebnisse der bundesweiten wissenschaftlichen Begleitung des neuen Systems durch vier Universitäten und Hochschulen vorstellen.
Demnach waren die Kinderleichtathletik-Wettkämpfe und -Veranstaltungen immer gut besucht. Vor allem aber fand die Notwendigkeit eines solchen Wettkampfsystems große Zustimmung bei den Befragten. Ein weiteres Kernergebnis: viele Befragte gaben an, für die alleinige Umsetzung des Systems zu sein. Gegenwärtig laufen altes und neues System noch parallel.
Wettkampf mit elf Teams
Sportlich ging es dann heiß her in der Kalbacher Halle. Hindernis-Sprint-Pendelstaffel, Medizinballstoßen, eine Weitsprungstaffel und zum Abschluss noch Tandem-Biathlon in der Altersklasse der U10 auf etwa 600 Metern.
Die Umsetzung dieser vier für die Kinder völlig neuen Disziplinen hat gezeigt, dass die Leichtathletik weit mehr kann als nur „geradeaus laufen, geradeaus springen und geradeaus werfen“ – und auch richtig viel Spaß macht.
Elf Teams nahmen am Wettkampf teil. Vorne war am Ende die Mannschaft vom TV Diedenbergen. Deren Trainerin Claudia hat letztes Jahr ihren C-Trainer KiLa gemacht und Inhalte und Disziplinen des neuen Wettkampfsystems offensichtlich sehr erfolgreich ins Training mit dem Nachwuchs eingebunden. So war der Sieg des eingespielten Teams aus Diedenbergen sicherlich keine allzu große Überraschung.
Umdenken zum neuen System
„Auch in meinem Kreis entwickelt sich langsam ein Umdenken zum Kinderwettkampfsystem“, sagt Trainerin Claudia. „Ich trainiere mein Team systematisch, nach meiner erfolgreichen C-Trainer KiLa-Ausbildung im letzten Jahr, vielseitig und disziplinorientiert nach dem DLV-Wettkampfkonzept.“
Und das zahlt sich aus: „Der Zulauf zu meiner Gruppe ist enorm. Auch meine stärkeren Athleten in der Gruppe fühlen sich im Team sehr wohl, sind sehr motiviert und werden durch Anfeuern im Wettkampf immer wieder bestätigt."
Zehnkämpfer Jan Felix Knobel ehrt Sieger
Zur Siegerehrung konnte das Organisatoren-Duo Dominic Ullrich und Yvonne Ripper (KiLa-Koordinatorin im Hessischen Leichtathletik-Verband) mit Jan Felix Knobel den WM-Achten im Zehnkampf gewinnen.
Der beste deutsche Mehrkämpfer des Vorjahres hatte Spaß an der Veranstaltung: „Das neue Wettkampfsystem bietet die notwendigen Grundlagen und Disziplinvielfalt und dies sichtlich auch noch mit viel Spaß. In meiner Karriere waren Spaß und Vielseitigkeit meines Trainings die Voraussetzung für meine leistungssportliche Entwicklung. Ich hätte selbst gerne solche Wettkämpfe gemacht", so Jan Felix Knobel.
Richtiger Schritt für die Leichtathletik
Auch aus Nordhessen, dem Kreis Waldeck, nahmen dieses Mal vier Vereinsvertreter den weiten Weg in Kauf. „Wir wollten uns selbst ein Bild von der neuen Leichtathletik für Kinder machen und sind begeistert von den Möglichkeiten“, sagten sie.
„Mit diesen Wettkampfformen haben vor allem auch kleinere Vereine nun die Möglichkeit, mit kleineren Sportstätten attraktive Wettkampfveranstaltungen durchzuführen. Der Vortrag von Dominic Ullrich hat uns überzeugt, dass der DLV für die Kinder und für die Leichtathletik den richtigen Schritt geht. Dies wollen wir bei uns verstärkt umsetzen.“
Weiter beraten und multiplizieren
Dass es dennoch weiter Kritiker und Zweifler gibt, kann DLV-Hauptreferent Dominic Ullrich nachvollziehen. „Ich verstehe die Kreise und Vereine mit ihren Unsicherheiten bezüglich dieser neuen Wettkampfformen für Kinder. Hier gilt es weiterhin, dass wir intensiv beraten und informieren beziehungsweise auch multiplizieren, damit sich ein Verständnis für die Notwendigkeit entwickeln kann“.
Wie schon im Vorjahr machte Dominic Ullrich ganz deutlich: „Das Kinderwettkampfsystem ist keine ‚Spielleichtathletik‘, sondern Wettkampfleichtathletik, bei der weiterhin das ‚höher-schneller-weiter‘ gilt. Dass das Ganze auch noch Spaß macht, sehen wir wieder mal an den Kindern, die damit auch schon eine eindeutige Entscheidung dafür getroffen haben!"
26 neue Trainer
Den Abschluss der Kinderleichtathletik-Veranstaltung bildeten wieder die C-Trainer-Abschlussprüfungen. Alle 26 Kandidaten haben die Prüfung erfolgreich bestanden, sodass Hessen künftig 26 neue Kinderleichtathletik-Trainer hat. „Und die kommen dann wiederum als Multiplikatoren für eine alters- und entwicklungsgemäße Leichtathletik zurück zu ihren Vereinen und Kreisen“, sagt Dominic Ullrich.
Auf dass das Wettkampfsystem Kinderleichtathletik im kommenden Jahr dann noch einmal einen großen Schritt nach vorne macht.
Ansturm auf das Vorbild: Jan Felix Knobel umringt von Nachwuchs-Leichtathleten (Foto: Strebe)