Kinderleichtathletik zu Gast in Kiel
Die Vorstellung des neuen Wettkampfsystems für Kinder stand am Montag der vergangenen Woche im Mittelpunkt des Leichtathletiktages der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Frank Schlichting vom Institut für Sportwissenschaft und Lehrbeauftragter für Schulpädagogik der Uni Kiel hatte Sportstudenten und Lehrer zur dieser Fortbildung eingeladen
Mit David Deister und Dominic Ullrich konnten durch die jahrelange Kooperation der Uni mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zwei Spezialisten für die neue Wettkampfform gewonnen werden. Seitens des Schleswig-Holsteinischen Landesverbands (SHLV) wurde das Team durch Jan und Christine Dreier (Lehrwart und Jugend-Lehrwartin) und Jan Berszuck (Geschäftsführer) ergänzt.Dominic Ullrich führte vor 70 Teilnehmern theoretisch in die Thematik ein. Er betonte, dass 89 Prozent der Jüngsten eine Sportart betreiben, weil sie Spaß daran haben. Zudem spiele das gemeinschaftliche Miteinander für sie eine sehr wichtige Rolle. „Wenn die Motivlage nicht erfüllt ist, hören die Kinder im schlimmsten Fall mit der Leichtathletik auf. Da müssen wir entgegensteuern“, sagte Dominic Ullrich.
Kinder-Leichtathletik ist Team-Leichtathletik
Viele Kinder werden heute nur noch bewegt, bewegen sich aber nicht mehr. Die Schere zwischen Sportlern und Nichtsportlern klafft auch bei Kindern immer weiter auseinander. Daher sieht sich der DLV in der Pflicht. Mit dem neuen Kinder-Wettkampfsystem sollen wieder mehr Jungen und Mädchen für die Leichtathletik gewonnen werden.
Dominic Ullrich wies darauf hin, dass Kinder-Leichtathletik Team-Leichtathletik ist. So könnten auch Mädchen und Jungen gemeinsam in einer Mannschaft starten, was gerade für kleinere Vereine wichtig sei.
Methodik der Spiele und Übungen
Nach der Theorie folgte die Praxis. Dabei wurde in drei Gruppen gearbeitet. Am Vormittag stand die Methodik zu „Spiele und Übungen in der Kinderleichtathletik“ im Vordergrund, die durch Eigenrealisation der Teilnehmer erarbeitet wurde. „Vom Schnell-Laufen zum Sprint“, „Vom Weit-Springen zum Weitsprung“ und „Vom Schlagwurf zum Speerwurf“ waren dabei die einzelnen Themen.
Am Nachmittag drehte sich alles um die neuen Wettkampfformen. Die Teilnehmer wurden exemplarisch an die Formen „Vom Über-Laufen zum Hürdensprint“, „ Vom Mehrfach-Springen zum Dreisprung“ und „Vom Druckwurf zum Kugelstoß“ herangeführt.
Viel Spaß und neue Impulse
Die Teilnehmer hatten viel Spaß an Technikerwerb, Bewegungsdichte und attraktiven Stations- und Übungsformen und erhielten viele neue Impulse.
Bei den verschiedenen Sprungvariationen, mit denen die ganz jungen Kinder beispielsweise behutsam an den Dreisprung herangeführt werden sollen, tauchten aber auch Fragen auf. Da diese Kinder wohl kaum richtig springen könnten, sei der Abstand der zu durchspringenden Fahrrad-Reifen auch nur 30 Zentimeter weit und ein Hüpfer auf den Reifenmantel sei ungefährlich.
Schnell und unkompliziert wurde der Zonen-Wurf oder -Stoß ermittelt. Ebenfalls viel Spaß hatten die Teilnehmer an den vielfältigen Laufübungen wie auch beim Aufwärmen vor den eigentlichen Laufformen.
Diskussion von Vor- und Nachteilen
Neben den Studierenden waren wichtige Vertreter des regionalen Schulsports vor Ort, die sich im Anschluss an die Praxis auch in die Diskussion mit einbrachten. Vorteile und Nachteile des neuen Systems wurden reflektiert. In vielen Bereichen wie der Kinderleichtathletik-Ausbildung ist der SHLV bundesweit seit Jahren führend, auf eine Eingleisigkeit des neuen Systems wollten sich die Landesvertreter dennoch nicht einlassen.
Lehrwart und Lehrer Jan Dreier fasste die Meinung des SHLV zusammen: „In vielen Dingen wie Streckenlängen, Vielfalt und Methodik sind wir uns hundertprozentig einig. Allerdings sehen wir die Teamwertung nur als reine Ergänzung, die auch sehr wichtig ist, aber Leichtathletik ist nun mal eine Individualsportart. Die hieraus resultierenden Kompetenzen, die ich als Kind durch eine gute pädagogische Betreuung erwerben kann, sind unersetzlich. Zudem sollte der Dreikampf unbedingt erhalten bleiben, so dass ich auch prozessorientiert arbeiten kann“.