Kirsten Bolm - Als Käpt'n voranmarschiert
Die Reise nach Birmingham war für Kirsten Bolm lange Zeit gar nicht so richtig geplant. Gelohnt hat sie sich nun trotzdem. Die Mannheimer Hürdensprinterin wurde am Freitag bei der Hallen-EM auf der britischen Insel ihrer Rolle gerecht. Die Mannschaftsführerin im DLV-Team holte sie mit Bronze die erste Medaille für ihr Team.
Kirsten Bolm fand den Weg zu Bronze (Foto: Chai)
Dabei sah es nach dem Halbfinale noch gar nicht danach aus. Die große Blonde mühte sich in 8,05 Sekunden durch die Mühlen der Qualifikation. So langsam war sie in dieser Saison bisher nur einmal gewesen, im Vorlauf der Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig.Nach diesem Einstieg in die kontinentalen Titelkämpfe war Kirsten Bolm noch so gar nicht nach reden zumute. Sie haderte mit der fehlenden Spritzigkeit, hatte eine Schramme am linken Oberschenkel davongetragen.
Der Schlecht-Gelaufen-Kick
Doch in und nach dem Finale war die 31-Jährige wie ausgetauscht. "Manchmal brauche ich den Schlecht-Gelaufen-Kick", meinte sie mit dem Blick zurück auf das Halbfinale schließlich freudestrahlend. "Ich durfte danach nicht den Mut verlieren und musste trotzdem meine Reserven mobilisieren." Gesagt, getan. In 7,97 Sekunden sprintete sie auf Platz drei und ließ die Konkurrentinnen hinter sich, die "eigentlich nicht vor einem sein dürfen".
Auch ihre ungeheure Erfahrung konnte sie bei ihrer dritten Medaille bei einer Hallen-EM in Serie in die Waagschale werfen: "Das spielte auf jeden Fall auch eine Rolle." Ein weiterer Einfluss kam von außen. Sie hatte mit ihrem Trainer Rüdiger Harksen und dem Physiotherapeuten Christian Ziegler eine Wette abgeschlossen. Würde sie eine Medaille holen, dann sollten die beiden im Nike-Einteiler um das Wahrzeichen Mannheims, den Wasserturm, laufen.
Die peinliche Wetteinlösung
Kirsten Bolm hat ihren Teil der Mission erfüllt, wieder eine Medaille für die Mannschaftsbilanz geliefert. Deshalb soll es für ihren Coach und ihren Physio nun auch so "richtig peinlich" werden: "Das soll dann schon jeder mitkriegen." Nicht von ungefähr diktierte sie den Journalisten in Birmingham auch explizit den Gegenstand der Wette in ihre Notizblöcke. Rüdiger Harksen warf daraufhin die Frage auf, ob es Einteiler in seiner Größe überhaupt gebe.
Mit Größe, und das nicht nur körperlich angesichts ihrer 1,81 Meter, und voranmarschierend tritt Kirsten Bolm momentan im deutschen Hürdensprint auf. Erfolgsgarantin ist sie und so lange niemand national an sie heranreicht und keine Erbin in Sicht ist, wolle sie es ihrem Trainer auch nicht antun, zurückzutreten.
Abschied in Berlin?
Dabei spricht Kirsten Bolm immer wieder in Andeutungen von ihrem Karriereende. In Birmingham stellte sie aber nun fest: "Das nächste Jahr laufe ich auf jedem Fall noch und die Weltmeisterschaft in Berlin wäre 2009 doch ein schöner Abschluss. Man muss den Absprung vorbereiten, ohne in ein Loch zu fallen."
Noch ist Kirsten Bolm aber vor allem eines. Eine Wettkämpferin, das hat sie in der National Indoor Arena sehr eindrucksvoll beweisen. Und so lange sie nach einem Rennen wie in Birmingham so gelöst drauf los strahlen kann, gibt es auch gar keinen Grund, ihre Rücktrittsabsichten in die Tat umzusetzen: "Man freut sich immer noch über Medaillen."
Es könnte in Birmingham nicht die letzte in ihrer Karriere, die erst in den letzten Jahren so richtig zu glänzen begann, gewesen sein. Auf Kirsten Bolm war bei der Hallen-EM Verlass. Wieder mal!