Kirsten Bolm kehrt den Hürden den Rücken
2006 sorgte sie bei den Europameisterschaften in Göteborg (Schweden) für eine der spannendsten Entscheidungen, als die Fans lange zittern mussten, bis ihr zweiter Platz über 100 Meter Hürden bestätigt wurde. Nach zwei Jahren voller Verletzungssorgen zieht die Mannheimerin Kirsten Bolm nun einen Schlussstrich unter ihre Leichtathletik-Karriere.
„Das ist keine Entscheidung, die ich von heute auf morgen getroffen habe“, sagt Kirsten Bolm. „Eigentlich hat sich dieser Gedanke in den letzten zwei Jahren schon aufgedrängt.“ Wegen Achillessehnen-Problemen hatte die 33-Jährige in diesem Jahr nur ein Rennen in Prag (Tschechische Republik) bestreiten können. Bereits im vergangenen Jahr war sie wegen gesundheitlicher Probleme nur bei einem 100-Meter-Hürden-Rennen am Start gewesen.„So viel Freude ich am Sport hatte, so wenig Lust habe ich jetzt, noch einmal alles für eine erfolgreiche Saison zu geben“, erklärte die Junioren-Weltmeisterin von 1994. „Ich bin mehr als zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Es ist mehr, als ich mir jemals erträumt habe.“
Zahlreiche internationale Erfolge
Zu ihren großen Erfolgen zählen neben dem zweiten Platz bei der EM eine Silber- und zwei Bronze-Medaillen über 60 Meter Hürden bei Hallen-Europameisterschaften. Bei der WM 2005 wurde sie Vierte, im gleichen Jahr stellte sie mit 12,59 Sekunden ihre persönliche Bestleistung auf. Sechsmal war sie Deutsche Meisterin im Freien. „Lieber höre ich jetzt zufrieden mit 33 auf, bevor es ein Gewürge gibt.“
Letztlich sei sie erleichtert gewesen, als sie den Entschluss endgültig gefasst hatte. „Das Jahr 2007 ohne Leistung hätte eigentlich schon gereicht. Dieses Jahr hat mir dann die Bestätigung gegeben, dass es nicht mehr geht“, erklärt sie. Die vielen Opfer, die sie für den Sport gebracht habe, konnten zuletzt nicht mehr durch Erfolge aufgewogen werden. Auch äußere Motivationsfaktoren wie eine Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Berlin, können die fehlende innere Motivation nicht mehr ausgleichen.
Studium beenden
Zunächst will sie sich ihrem Studiums-Abschluss widmen, nachdem sie sich die letzten vier Jahre für den Sport von der Uni hatte beurlauben lassen. Nach einer Überarbeitung ihrer Diplom-Arbeit stehen in den kommenden sechs bis neun Monaten noch sechs Abschlussprüfungen an.
Nebenbei wird sie auch weiterhin noch ein wenig Sport treiben. „Sonst werde ich unruhig“, erzählt sie schmunzelnd, und wird auch ihre Trainingskolleginnen um die Sprinterin Johanna Kedzierski bei ihrem Training unterstützen. Derzeit stehen gemeinsame Waldläufe auf dem Programm. Auch der Mannheimer Nachwuchstrainer für den Hürdenbereich hat bereits bei ihr angefragt. „Dort werde ich sicher öfter vorbeischauen.“ Eine reine Trainertätigkeit schließt Kirsten Bolm für sich allerdings aus.
Wenn sie auf die besonders schönen Ereignisse ihrer Karriere zurückblickt, fällt der sympathischen Sprinterin zunächst kein einzelner Lauf ein. „Es war besonders das Gemeinschaftsgefühl mit den anderen Athleten in Trainingslagern und Wettkämpfen. Mit Leuten zusammen zu sein, die das gleiche Ziel verfolgen“, erklärt sie und fügt hinzu: „Das werde ich besonders vermissen. Aber ich versuche, nicht so viel zurück, sondern mehr nach vorne zu blicken.“ Ihre Fans aber werden sich sicherlich gerne an ihre Rennen zurück erinnern.
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Athletenportrait Kirsten Bolm