Kirsten Bolm – "Bin überglücklich"
Hürdensprinterin Kirsten Bolm hat am Freitagabend bei der Europameisterschaft in Göteborg (Schweden) ihre erste Medaille bei einer internationalen Freiluft-Meisterschaft gewonnen. Erst nach einem Protest war spätabends klar, dass ihr Edelmetall silbrig glänzt. Die ersten Reaktionen der Mannheimerin hat leichtathletik.de für Sie zusammengestellt.
Silber für Derval O'Rourke und Kirsten Bolm (Foto: Kiefner)
Kirsten Bolm, wie ging es Ihnen unmittelbar nach dem Zieleinlauf?Kirsten Bolm:
Im ersten Moment war ich enttäuscht. Ich hatte sogar kurz geglaubt, dass ich gar keine Medaille habe. Auf jeden Fall bin ich jetzt überglücklich und auch froh, dass es vorbei ist.
Das war ein banger Moment, als sie gemeinsam mit Derval O'Rourke, mit der Sie nun Silber teilen, aber zunächst hinter ihr auf Bronze eingereiht worden waren, auf das Ergebnis gewartet hatten…
Kirsten Bolm:
Wir haben ganz schön gebibbert, denn ich hatte überhaupt keinen Überblick, wer rechts und links hinter und vor mir war. Wir beide wussten überhaupt nicht, wer was gewonnen hat. Ich bin einfach nur gerannt und hatte mir gedacht: jetzt einfach nur rein ins Ziel. Ich hatte die Irin links noch gesehen und nur gehofft, dass es noch für eine Medaille gerecht hat. Wir beide saßen dann völlig ratlos da. Wir waren beide in einem Boot und jede von uns konnte spüren, was die andere gerade fühlt. Das hat in dem Moment verbunden. Es war schön, da nicht allein zu sein.
Wie gut sind Sie aus dem Startblock gekommen?
Kirsten Bolm:
Ich bin halt einfach eine schlechte Starterin und habe das Beste daraus gemacht.
Was ging in Ihnen vor, als vor Ihnen am Start Susanna Kallur vom Sprecher vorgestellt wurde und die Zuschauer getobt haben?
Kirsten Bolm:
Ich hatte schon vorher damit gerechnet, dass das so ein Schauspiel wird. Ich habe das gar nicht mehr groß registriert. Man merkt ja schon, dass das ganze Stadion bebt, wenn man reinkommt. Es ist eine Wahnsinnsstimmung, die hier für die Schweden gemacht wird. Das finde ich toll, aber ich lasse mich davon nicht mehr so beeindrucken.
Als das Feld zum Start geführt wurde, sind sie als Erste vorne weg zum Block gelaufen. Ist das Psychologie?
Kirsten Bolm:
Nein, das hat einfach damit zu tun, dass ich den Block so schnell wie möglich einstellen will und ich noch einen Start proben kann. Wenn ich unter Zeitdruck gerate, dann mag ich das nicht so gern. Das sollte keinen psychologischen Effekt auf die anderen Mädels haben.
Wie groß war der Druck bei dieser EM eine Medaille zu gewinnen und eine gute Chance dafür zu nutzen?
Kirsten Bolm:
Naja, der Druck ist jedes Jahr groß. Man muss halt immer von der Hand in den Mund leben in der Leichtathletik. Wenn eine Saison gut läuft, muss man zusehen, das Beste zu erreichen, denn man weiß nicht, was nächstes Jahr ist. Das letzte Jahr war für mich super gelaufen, aber ich wusste nicht, ob ich dieses Jahr die Form wieder erreichen würde. Für mich ist ziemlich sicher, dass ich in vier Jahren wahrscheinlich nicht mehr bei der Europameisterschaft sein werde, deshalb war das schon die vielleicht einzige Chance. Aber es kann bei jeder Meisterschaft die letzte Chance sein, die man hat. Es ist eine kurzlebige Sportkarriere, die jederzeit vorbei sein kann.
Wie war das Verhältnis der Konkurrentinnen untereinander?
Kirsten Bolm:
Wir haben sehr viel Freude und Spaß miteinander, es ist ein sehr freundlicher Umgang. Vor allem bei den europäischen Hürdensprinterinnen freut man sich immer, wenn man sich wieder sieht. Jeder geht raus und möchte das Beste für sich erreichen. Es gibt keine Feindbilder.
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