Kirsten Bolm – Der Vergessenheit entfliehen
"Man gerät ziemlich schnell in Vergessenheit", stellt Kirsten Bolm fest. Es ist eine Erkenntnis und ein Ergebnis des Leidensweges, den sie hinter sich hat und der sich am Dienstag mit einer weiteren Operation in Basel zunächst noch fortsetzt. Das Jahr 2003 war für die Hürdensprinterin, die in den letzten Jahren den nationalen Maßstab in ihrer Disziplin bildete, von Rückschlägen geprägt. Das Fazit lautet: "Es war schrecklich."
Kirsten Bolm will wieder dem Schatten der Vergessenheit entfliehen (Foto: Chai)
Begonnen hatte die Misere bereits im EM-Sommer 2002. Da machte der Rücken Probleme und der Ischiasnerv zwickte. "Deshalb haben wir danach die Hallensaison ausgelassen und im dunklen Winter durchtrainiert", erinnert sich Kirsten Bolm, "im April und Mai war ich dann schmerzfrei und in Form. Das war das Highlight des Jahres."Ein Höhepunkt für den Trainingsplatz, beweisen konnte sie es niemandem. Denn kaum genesen, verursachte die Achillessehne neue Beschwerden, die Kirsten Bolm wieder aus der Bahn warfen und den rechtzeitigen Einstieg in die Freiluftsaison verhinderten.
"Es muss etwas passieren"
In Cuxhaven und Hamburg biss die "große Blonde" Wochen später dann noch einmal auf die Zähne. Im wahrsten Sinne: "Der Fuß ist so dicht gewesen, ich habe nichts mehr gespürt." Die frühere Deutsche Meisterin und Hallen-EM-Zweite wollte sich selbst beweisen, dass es nicht geht. "Es war furchtbar, da aufzutreten." Aber ihrem Umfeld war sie es schuldig, deshalb würde sie es wieder so machen. Danach stand fest: "Es muss etwas passieren."
Also schrieb die 28-jährige die WM in Paris endgültig ab und ließ sich, während sich die Nationalmannschaft gerade auf den Saisonhöhepunkt vorbereitete, Mitte August in Basel, wo sie fortan viel Zeit für die Reha verbrachte, an der Achillessehne operieren.
Neuer Teufelskreis
Doch zuletzt setzte der Teufelskreis von neuem ein. Ein Nerv an der Außenseite des Fußes wurde in Mitleidenschaft gezogen und so gereizt, dass in dieser Woche ein neuerlicher Minimaleingriff erforderlich ist.
Allzu bange ist Kirsten Bolm davor nicht. Sie strahlt Zuversicht aus. "Ich hoffe, die Operation behebt alles und ich kann schnell wieder belasten." Denn die Verletzungen möchte sie am liebsten heute als morgen endgültig abhaken und aus ihrem Bewusstsein streichen. Mit Blick Olympia: "Ich will wieder auf ein Ziel hinarbeiten und mich mit dem Kopf auf Athen vorbereiten."