Kirsten Bolm und Astrid Kumbernuss mit Signalen
Zum insgesamt 52. Mal, dabei zum zwölften Mal in Sindelfingen, werden in diesem Jahr die Deutschen Hallen-Meisterschaften ausgetragen. Die Athleten haben dabei noch eine letzte Chance, sich für die Hallen-Europameisterschaften in Madrid (4. bis 6. März) zu qualifizieren. Mit international bemerkenswerten Leistungen sorgten Hürdensprinterin Kirsten Bolm (MTG Mannheim) und Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss (SC Neubrandenburg) am Samstag für Signale.
Nadine Hentschke beglückwünschte Kirsten Bolm (Foto: Kiefner)
In der ersten Entscheidung des Tages im 3.000 Meter Gehen kam es zu dem erwarteten Duell der beiden Potsdamerinnen Sabine Zimmer und Melanie Seeger, das Sabine Zimmer deutlich für sich entscheiden konnte. "Mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet, weil ich wegen einer Nieren- und Beckenentzündung dreieinhalb Wochen Antibiotika einnehmen musste und nicht meine kompletten Trainingseinheiten absolvieren konnte", sagte die glückliche Siegerin. Der schnellste Geher über die 5.000 Meter Distanz des heutigen Tages hieß Jan Albrecht (Team Erfurt; 19:09,60 min). Deutschlands derzeit erfolgreichster Geher, Andreas Erm (SC Potsdam), war nicht am Start, denn für ihn hat die WM-Qualifikation im März in Tijuana (Mexiko) Priorität. Silber ging an André Höhne vom SCC Berlin, der in deutlichem Abstand zum Erstplatzierten in 19:32,12 Minuten die Ziellinie überquerte und den erhofften Titel verpasste.
Kirsten Bolm über 60 Meter Hürden stark
Kirsten Bolm (MTG Mannheim) hat sich nach eigenen Aussagen beim Aufwärmen gar nicht so fit gefühlt. Die in der letzten Woche durch eine Grippe geplagte Favoritin überraschte dann mit sehr schnellen 7,93 Sekunden, aktuell international die zweischnellste Zeit dieser Hallensaison (nach Irina Shevchenko). Ihre Mannheimer Vereinskollegin Nadine Hentschke kam in der neuen persönlichen Bestleistung von 8,02 Sekunden auf Platz zwei.
Schnell ging es auch im Hürdensprint der Männer zu. Favorit und Sieger Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) unterbot in 7,64 Sekunden zum wiederholten Mal in dieser Saison die Hallen-EM-Norm. Sein Vereinskollege Claude Edorh (7,70 sec) holte sich Silber vor Jan Schindzielorz (LG Erlangen) in 7,72 Sekunden. Beide konnte die Norm von 7,65 Sekunden nicht unterbieten, damit wird Thomas Blaschek als einziger deutscher Hürdensprinter nach Madrid fahren.
Charles Friedek muss sich geschlagen geben
Im Dreisprung der Männer holte sich Andreas Pohle (Ohrdrufer LV) mit 16,41 Metern gleich im ersten Sprung den Titel. Trotz seiner konstanten Serie mit allen Sprüngen über 16 Meter fehlte für ihn zur Hallen-EM-Qualifikation noch ein Stückchen. Vize-Europameister Charles Friedek (TSV Bayer Leverkusen) hatte nur zwei gültige Versuche. Seine 16,17 Meter im vierten Versuch brachten ihm die Silbermedaille.
Erwartungsgemäß gaben Deutschlands Sprinthoffnungen Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg 20,77 sec) und Sebastian Ernst (FC Schalke 04; 20,82 sec) in den 200-Meter-Vorläufen den Ton an. Bei den Frauen konterte Birgit Rockmeier (LG Olympia Dortmund) in 23,58 Sekunden mit der schnellste Zeit der ersten Runden die Vorgabe von Grit Breuer (SC Potsdam; 23,60 sec), der Vize-Europameisterin über 400 Meter.
Carolin Hingst keine Angst vor großen Höhen
Carolin Hingst wurde im Stabhochsprung der Frauen ihrer Favoritenrolle gerecht. Die Mainzerin stieg von allen Athletinnen bei 4,20 Metern am spätesten ein und überflog als Sieghöhe 4,55 Meter. Der Versuch eines neuen deutschen Hallenrekords (4,70 m) scheiterte allerdings. Ihre stärkste Widersacherin war Martina Strutz (SG Dynamo Schwerin), die mit 4,40 Metern eine neue persönliche Hallen-Bestleistung sprang.
Eine große Überraschung gab es im Weitsprung der Frauen. Kathrin van Bühren (Kevelaerer SV) sprang einen Zentimeter weiter (6,49 m) als Olympia-Teilnehmerin Bianca Kappler und wurde neue deutsche Hallenmeisterin. Stabhochsprung-Vize-Weltmeisterin Annika Becker erzielte in Versuch fünf und sechs jeweils 6,40 Meter und kam damit bei ihren Gastspiel in der Grube auf den bemerkenswerten Rang drei.
Astrid Kumbernuss meldet sich international zurück
Mit der drittbesten deutschen Hallenweite dieser Saison reiste Astrid Kumbernuss (SC Neubrandenburg) an, mit der weltbesten Saisonweite von 18,93 Metern wird sie abreisen. Die Newcomerin Petra Lammert (VfB Stuttgart 1893) musste sich der "Grand Dame" des deutschen Kugelstoßens mit 18,58 Metern geschlagen geben. Nadine Beckel (ASC Düsseldorf) konnte sich mit einem starken sechsten Versuch (18,22 m) und übertroffener Norm für die Hallen-EM empfehlen.
Andy Dittmar kam wie schon im bisherigen Saisonverlauf als einziger deutscher Kugelstoßer über die 20-Meter-Marke. Der Athlet von der LG Ohra Hörselgas stieß die Kugel im fünften Durchgang 20,14 Meter weit. Peter Sack (LAZ Leipzig) holte Silber und kam ebenfalls im fünften Versuch am weitesten (19,77 m).
Jan Fitschens Körper macht wieder mit
Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) meldete sich nach langwierigen Verletzungsproblemen mit von 7:55,99 Minuten über die 3.000 Meter zurück. Filmon Ghirmai (LAV Asics Tübingen) folgte in 8:08,48 Minuten mit deutlichem Abstand. Sein Vereinskollege Sebastian Hallmann blieb (8:09,03 min) knapp hinter ihm.
Völlig souverän gewann Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) die 3.000 Meter der Frauen (9:29,59 min). Kein Wunder, die 25-Jährige hat neue Unterstützung in Form eines Plüschbären. Der Mocki-Bär wurde extra für sie von ihrem neuen Sponsor hergestellt.
Der 19 Jahre junge Matthias Haverney (Jahrgang 85) sprang vier Zentimeter höher als die Konkurrenz (2,22 m) und holte überraschend Hochsprung-Gold. Hinter dem Magdeburger kam Daniel Schäfer (Team Erfurt; 2,18 m) auf Rang zwei vor dem höhengleichen Eike Onnen (LG Hannover). Die Hallen-EM-Norm von 2,27 Metern war nicht in Reichweite.
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