Laufen in der dunklen Jahreszeit
Es ist Advent. Kerzenschein und Gemütlichkeit prägen das Leben in der wohltemperierten Wohnung. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest wächst. Doch verbindet jeder Läufer auch ganz andere Assoziationen mit der Vorweihnachtszeit: Kälte, Schnee, Regen, Wind und Dunkelheit erschweren das Langstreckler-Leben. Alles scheint trist und grau, feucht und kalt. Doch auch - und gerade - jetzt im Winter ist die richtige Zeit für regelmäßige Laufeinheiten. Denn die Rennerei erweist sich immer wieder als ein hervorragendes Mittel gegen die Winterdepression, als Waffe gegen die Folgen der vor- und nachweihnachtlichen Leckereien, und hält die Läuferform auf einem erträglichen Level.
Winterzeit ist Läuferzeit: Laufen in der dunklen Jahreszeit (Foto: Dahms)
Das größte Läuferproblem im Winter bilden nicht Kälte und Regen. Die richtige Kleidung schützt davor. (Mehr dazu an dieser Stelle in einer Woche.) Warm wird uns - richtig gekleidet - durch das Laufen. Die frühe Dunkelheit macht dem normalen, berufstätigen Mitteleuropäer viel mehr zu schaffen. Schon am Nachmittag bricht in unseren Breitengraden im Winterhalbjahr die "Nacht" herein. Dagegen gilt es die richtigen Strategien zu entwickeln. Wichtigster Schritt ist die Verlagerung der Haupttrainingseinheiten auf das Wochenende. Denn dann hat der Langstreckler die Gelegenheit, im Hellen zu trainieren. Doch nicht nur das. Laufen Sie am Wochenende ganz bewußt zur hellsten Tageszeit. So werden ihre Lichtdepots wieder aufgefüllt! Das Sonnenlicht, auch wenn es durch eine dichte Wolkendecke abgeschwächt wird, wirkt motivierend auf den Stoffwechsel und auf die Bewegungslust.
Wochenend-Trainingsblock mit langsamen Kilometern
Wer im Frühjahr, Sommer und Herbst jeden zweiten Tag trainiert und den Tag dazwischen zur Regeneration nutzt, der sollte diesen Rhythmus im Winter umstellen und sowohl am Samstag als auch am Sonntag rennen. Die dritte und vielleicht vierte Einheit wird an den restlichen fünf Wochentagen absolviert. Wer häufiger trainiert, der bildet optimalerweise einen Wochenend-Trainingsblock mit vielen, langsam gelaufenen Kilometern. Denn glücklicherweise hat in der jetztigen Jahreszeit das Tempotraining für den Breitensportler überhaupt keine Priorität.
Wer am Samstag und Sonntag im Hellen kräftig Kilometer gesammelt hat, der kann ruhig und ohne schlechtes Gewissen am Montag und Dienstag romantische Advent-Abende im Kerzenschein genießen. Selbst ein so erfolgreicher Leistungssportler wie der deutsche 100-km-Meister Volker Krajenski gönnt sich wöchentlich zwei hintereinander liegende Ruhetage in Folge: "Durch die zwei Tage Ruhe hat der Körper die nötige Zeit, um ausreichend zu regenerieren", bekräftigt Krajenski.
Aber so ganz ohne Trainingseinheiten im Dunkeln kommen weder Leistungs- noch Breitensportler aus. Um Umknicken oder Stolpern auf unübersichtlichem Terrain zu vermeiden, traben wir im Dunkeln möglichst auf asphaltierten Straßen oder Gehwegen. Darauf sollten Sie ihre Laufschuhe ausrichten, also ihren gut gedämpften Tretern im Winter den Vorzug geben. Die leichten Trainingsschuhe oder Geländelaufschuhe werden jetzt nur zum Wochenende herausgeholt.
Zurückhaltend und umsichtig laufen
Reflektoren sind bei vielen Kleidungsstücken aufgenäht und sogar in vielen Schuhe bereits eingearbeitet. Um eine größtmögliche Sicherheit in der Dunkelheit zu haben, reicht das aber nicht aus. Hängen Sie sich ruhig noch eine dünne, reflektierende Leuchtweste über die Laufjacke oder streifen Sie blinkende Armbänder über. Beides beeinträchtigt die Bewegungsfreiheit überhaupt nicht. Trotz solcher Vorsichtsmaßnahmen sollten Sie in Dunkeln zurückhaltend und umsichtig laufen.
Allen Winter-Widrigkeiten zum Trotz: Genießen Sie auch die Einheiten in der Dunkelheit. Wie schön kann man seinen Gedanken nachhängen, wenn die berufliche Arbeit getan, der Körper sich nach dem Einlaufen an die Außentemperatur gewöhnt hat und die Beine wie von selber laufen.