Kleine Meetings ganz groß
Sie haben Charme, sie spiegeln Engagement wider, sie stehen für die große Leichtathletik auf einer überschaubaren Bühne. Die Rede ist von den kleinen Meetings, die landauf, landab Spitzensport hautnah zum Anfassen bieten. Ohne Zaun und doppelten Boden.
Autogramme von Ingo Schultz sind gefragt (Foto: Dreher)
Die Nähe ist oft die Stärke. Wenn die kleinen Kinder erst nervös zu einem Ingo Schultz oder einer Grit Breuer aufblicken und dann stolz ihren Eltern das frisch erkämpfte Autogramm präsentieren, kann man sicher sein, dass die Leichtathletik einen treuen Fan mehr gewonnen hat. Szenen dieser Art erlebt man ganz besonders oft dort, wo die Nähe zur Leichtathletik derart gelebt wird, wie es im sportlichen Überangebot von Großstädten oft gar nicht möglich ist.Beharrlichkeit zeichnet die Veranstalter dort aus, Begeisterung und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, verbunden mit der Motivation, es im nächsten Jahr wieder anzupacken, wieder Sponsoren zu beackern, Absagen zu kassieren, um den Etat zu zittern und am Ende glücklich zu sein über jene Stars, die – manchmal für ein Taschengeld - kommen und für die dankbaren Zuschauer hautnah zu bestauen sind.
Kontinuität und familiärer Flair
Kontinuität zeichnet sie aus, die kleinen Meetings, die manchmal ganz groß sind. Familiärer Flair ist oft das Geheimrezept. Mit diesen Parametern ausgestattet haben sich einige Organisatoren in den letzten Jahren einen Namen gemacht, während wie in München oder Wattenscheid ambitionierte Anläufe zu großen Events, die die Leichtathletik genauso braucht, vorerst scheiterten.
Sondershausen, mitten in Thüringen am Mittwoch wieder Schauplatz des inzwischen achten Sportfestes, dort, wo die Arbeitslosigkeit mit am größten ist, ist ein gutes Beispiel. Im letzten Sommer waren fast alle deutschen EM-Medaillengewinner dort und im Winter wurde die Kugel unter Tage gestoßen.
Stars zum Anfassen
Diesmal wurden wieder neue Ideen geboren und alte neu umgesetzt. Die Athletenpräsentation am Abend zuvor in der Stadtmitte unter dem Motto "Stars zum Anfassen", ein Paarwettkampf im Weitsprung oder das abwechselnde Werfen der Diskushünen und Speerweitenjäger im Nebenstadion.
Man lässt sich was einfallen heutzutage, um die Leichtathletik an den Mann zu bringen. Und das schafft einen guten Ruf und Identifikation. Auch Zeulenroda lockte in diesem Jahr wieder einen Teil der DLV-Elite an. Aber auch der Westen hat sie, diese kleinen Meetings. Egal, ob in Osnabrück-Gretesch, Pliezhausen, Regensburg, Wesel oder Zeven.
Damit steht man plötzlich – etwa als WM-Qualifikation - in einer Liste mit den größeren Veranstaltern in Deutschland wie Cottbus, Kassel, Dortmund oder Leverkusen. Und schon ist ein kleines Meeting ganz groß.