Knackpunkt Knie
Das Knie ist das bei Läufern am meisten beanspruchte Gelenk. Überlastung und falsches Schuhwerk sind nur zwei Gründe, die Kniebeschwerden verursachen. laufen.de zeigt, wie Sie Ihr Knie schützen und was im Krankheitsfall zu tun ist.
Petra Schäfer (39) hat sich viel vorgenommen für die neue Saison. Beim zweiwöchigen Laufcamp auf Sardinien wollte sie so richtig Gas geben – und jetzt das: Nach dem 5-Kilometer-Berglauf quälen sie so starke Knieschmerzen, dass sie die intensive Trainingsphase schon am vierten Tag abbrechen muss und nur noch so schnell wie möglich zum Arzt will.Der charakteristische Druckschmerz wenige Zentimeter oberhalb ihres äußeren Kniegelenkspalts lässt den Sportmediziner vermuten, dass Petra Schäfers Knieschmerzen durch das so genannte Iliotibiale Bandsyndrom verursacht werden. Dabei ist die sehnenartige Muskelfaszie am äußeren Oberschenkelknorren gereizt.
Dieses Krankheitsbild tritt durch die immer wiederkehrende Beugung des Beins beim Laufen auf und wird deshalb auch als „Läuferknie“ oder „runner’s knee“ bezeichnet. Häufig sind Ausdauersportler zwischen 20 und 40 Jahren betroffen. Typisch sind auch Schäfers Beschreibungen der anfänglichen Beschwerden: „Es hat immer mal wieder stärker an der Außenseite des Knies gezwickt, insbesondere bei langen Läufen auf unebenen Asphaltstrecken. Das ging dann aber nach einiger Zeit wieder weg. Beim Laufen auf Sardinien tat es dann so richtig weh und insbesondere beim Bergablaufen hatte ich Schmerzen.“
Schmerzhafte Streckung
Der Sportmediziner sieht seinen Verdacht durch die Ergebnisse weiterer Untersuchungen bestätigt: Durch den so genannten Noble-Kompressionstest kann er die typischen Schmerzen auslösen. Seine Patientin liegt dabei auf dem Rücken und er drückt mit dem Daumen auf den äußeren Gelenkkopf, während sie das Knie abwechselnd beugt und streckt. Petra Schäfer empfindet die Streckbewegung ihres Knies aus einer rechtwinkligen Beugung heraus bei etwa 30 Grad als besonders schmerzhaft.
Um andere Ursachen für die Kniebeschwerden auszuschließen, zum Beispiel eine Arthrose oder einen Meniskusschaden, lässt der Arzt noch ein Röntgenbild und eine Schichtbildaufnahme (MRT) anfertigen. Während das Röntgenbild einen Normalbefund zeigt, erkennt er auf der MRT-Abbildung eine geringe Flüssigkeitsansammlung im äußeren Kniebereich, die ebenso auf einen Reiz- bzw. Entzündungszustand im Sinne des vermuteten Läuferknies hinweist.
Verschiedene Ursachen
Ein Läuferknie kann viele Ursachen haben: eine Überlastung durch zu große Laufumfänge, wiederholtes Training auf Asphaltstraßen mit abfallenden Straßenrändern, einseitiges Bahntraining ohne Wechsel der Laufrichtung, vermehrte Bergläufe, falsches Schuhwerk. Auch anatomische und physiologische Faktoren können es begünstigen: Durch O-Beine oder ein vermehrtes Nach-innen-Knicken des Fußes beim Aufsetzen (Überpronation) kann es zu einer verstärkten Reibung des Sehnenstrangs über dem Knochenvorsprung kommen. Bei Petra Schäfer führten vor allem die abrupte Belastungssteigerung im Trainingslager sowie die ungewohnten Bergläufe, kombiniert mit ungeeigneten Laufschuhen, zur Ausbildung des Läuferknies.
Bei einem akuten Läuferknie sollte das Lauftraining zunächst reduziert oder vorübergehend ganz vermieden werden. Folgende Maßnahmen können helfen, um die Schmerzen zu verringern: Abreibungen mit Eiswürfeln, elektrophysikalische Therapie, entzündungshemmende Salben und Medikamente, lokale Injektionen mit Homöopathika oder Kortisonpräparaten. Sind die akuten Beschwerden weg, muss die Lauftechnik kritisch überprüft und gegebenenfalls optimiert werden – am besten mit Hilfe eines erfahrenen Trainers. Langfristig sinnvoll ist auch eine physiotherapeutische Behandlung des Läuferknies.
Petra Schäfer ist nach einer dreiwöchigen Laufpause und schmerzstillender Behandlung wieder beschwerdefrei geworden. Neben neuen Laufschuhen, die sie sich nach einer Laufbandanalyse zulegen möchte, will sie die in der Physiotherapie gelernten Dehnübungen der Oberschenkelaußenseite regelmäßig durchführen und ihren Trainingsplan besser auf ihre Schwachstellen abstimmen. Das heißt, in Zukunft auch mal aufs Rad steigen oder ins Wasser springen – und das Berglauftraining nur noch ganz locker angehen.
10 Tipps zur Vorbeugung eines Läuferknies 1. Lassen Sie Ihre Lauftechnik von einem Profi kontrollieren 2. Kaufen Sie Ihre Laufschuhe nur im Fachgeschäft nach einer Laufbandanalyse 3. Steigern Sie Ihre Laufumfänge nicht zu abrupt. 4. Laufen Sie nicht permanent auf Asphalt 5. Wechseln Sie beim Bahntraining immer wieder die Laufrichtung 6. Trainieren Sie das Berglaufen locker und dosiert 7. Dehnen Sie Ihren Tractus iliotibialis regelmäßig 8. Betreiben Sie Alternativsportarten wie Radfahren, Schwimmen und Krafttraining 9. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers („Kniezwicken“) 10. Legen Sie bei Knieschmerzen eine Laufpause ein |