Köln guckt auf Marie-Laurence Jungfleisch
Der Sprung zur Hallen-WM nach Sopot (Polen; 7. bis 9. März) ist ihr bereits gelungen, die Norm jedenfalls erfüllt. Am Mittwochabend (29. Januar) kann Marie-Laurence Jungfleisch (LAV Stadtwerke Tübingen) in Köln ein weiteres Mal ihr Talent unter Beweis stellen - bei der siebten Auflage von "Hochsprung mit Musik" an der Deutschen Sporthochschule. Insgesamt stehen 16 Hochkaräter aus elf Nationen in der Meldeliste.
Mit einem Saisonauftakt nach Maß hat sich Marie-Laurence Jungfleisch ins Rampenlicht geschoben. Und: Die in Paris geborene Wahl-Stuttgarterin arbeitet an weiteren Höhenflügen. Gelassen und souverän bleiben, heißt es nun für die ausgebildete Erzieherin, die sich als Sportsoldatin ganz dem Leistungssport widmen kann. „Das bringt vor allem mehr Regenerationszeit“, weiß ihr Trainer Tamás Kiss.Der Schützling von Kiss, der als DLV-Bundestrainer auch zuständig für den A- und B-Kader im Dreisprung ist, hat sich in diesem Jahr schon in toller Form gezeigt. Die vorjährige Deutsche Meisterin und WM-Finalistin steigerte sich nach 1,94 Metern in Karlsruhe in Cottbus auf 1,96 Meter - obwohl nur drei Tage Pause waren. Kein Wunder also, dass die Modellathletin in Köln das Zugpferd der vor ausverkauftem Haus stattfindenden Kult-Veranstaltung ist.
Alexandra Plaza in Lauerposition
Die sicher wieder tolle Stimmung will auch Lokalmatadorin Alexandra „Ola“ Plaza nutzen. Bei der Saisonpremiere am vorletzten Wochenende in Leverkusen zeigte sich die 19-Jährige vom Leichtathletikteam der Deutschen Sporthochschule Köln bestens aufgelegt. Zwar versuchte sie sich dreimal vergeblich an 1,90 Metern, setzte aber mit übersprungenen 1,85 Metern dennoch ein Achtungszeichen. Zumal die Deutsche U20-Meisterin bis 1,82 Meter buchstäblich Häuser über der Latte baute, wie ihr Trainer Andreas Gentz diagnostizierte.
„Es war ein gutes Gefühl, bis 1,85 Meter mit weißer Weste durchzukommen“, bedient sich die Springerin selbst ebenfalls eines bildhaften Vergleichs. „Dann war die Frage: Was lasse ich jetzt auflegen? 1,88 Meter waren ja bis dahin meine persönliche Bestleistung. Aber aufgrund der guten Sprünge zuvor dachte ich, dass ich noch etwas drauflegen kann. Wer will schon 1,89 Meter, wenn es nur einen Zentimeter von der kleinen Schallmauer 1,90 Meter weg ist?“
Mateusz Przybylko unter Beobachtung
Im Wettbewerb der Männer steht Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) unter besonderer Beobachtung. Der 21-Jährige, im Vorjahr Fünfter der U23-EM und Deutscher Hallen-Vizemeister, hat vor zwei Wochen in Herzebrock-Clarholz im Kreis Gütersloh im dritten Anlauf 2,23 Meter überwunden und ist damit höher als je zuvor in der Halle gesprungen. Am vorletzten Wochenende hatte er bei der Nordrhein-Meisterschaft daheim in Leverkusen über 2,21 Meter keine Probleme, versuchte sich am neuen Hausrekord von 2,25 Meter aber (noch) dreimal vergeblich.
Um für die Hallen-WM nominiert zu werden, müsste der Schützling von Hans-Jörg Thomaskamp 2,30 Meter bewältigen. Im Kölner Starterfeld hat diese Höhe einzig und allein Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) schon einmal geschafft. Der Routinier möchte beweisen, dass er noch lange nicht fertig hat. Der U18-Weltmeister von 2003, danach oft verletzt, aber 2010 bei der Deutschen Hallen-Meisterschaft in Karlsruhe mit 2,30 Meter wieder obenauf und danach WM-Achter sowie im letzten Sommer Deutscher Vize-Meister und für den DLV bei der Team-EM im Einsatz, will es noch einmal wissen.
Martin Günther greift wieder an
„Als ich in Kanada mit einer Höhe von 2,11 Metern Jugendweltmeister wurde, hatte ich drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche, jetzt ist es mehr als das Doppelte, in aller Regel acht bis zehn“, so der Polizeikommissar. „Der jugendliche Leichtsinn und die jugendliche Leichtigkeit waren damals groß, jetzt sind sie weg. Damals bin ich einfach gesprungen, es ging fast von allein“, so der 27-Jährige, dessen sportliche Entwicklung nicht geradlinig verlief.
Im Februar 2011 riss bei einer Sprungkraftübung die Achillessehne - wie zwei Monate zuvor bei Klubkameradin und Kollegin Ariane Friedrich. „Es gibt Hochspringer, die haben ihre besten Leistungen erst nach einem Achillessehnenriss erzielt. Zum Beispiel die Schwedin Kajsa Bergqvist, die 2005 Freiluft-Weltmeisterin geworden ist und seit 2006 mit 2,08 Metern den Hallenweltrekord hält“, gibt Martin Günther sich optimistisch.
Ständchen für Vorjahressieger Luis Castro
Der Puerto Ricaner Luis Castro möchte sich an seinem 23. Geburtstag selbst ein Geschenk machen und den Vorjahressieg wiederholen. Auch zu beachten: U23-Europameister Douwe Amels (Niederlande), daheim in den letzten drei Jahren nationaler Meister und bereits über 2,28 Meter gesprungen. Der Start von U20-Vizeweltmeister Falk Wendrich (TV Wattenscheid), letzten Sommer von zwei Muskelfaserrissen ausgebremst, ist nicht sicher.
Die 480 zur Verfügung stehenden Eintrittskarten gingen binnen weniger Minuten weg wie warme Semmeln. „Die ganz besondere studentische Atmosphäre übt gleichermaßen Faszination auf Athleten und Zuschauer aus“, beschreibt Sporthochschul-Rektor Dr. Walter Tokarski den Charakter der Veranstaltung. „Das Event dokumentiert neben vielen anderen Aktivitäten die unveränderte Bedeutung, die dem Leistungssport an der Deutschen Sporthochschule zukommt“, so der Professor.