leichtathletik.de-Top Ten der WM in Helsinki
Neun spannende, aber nass-kalte Wettkampftage bei der Weltmeisterschaft in Helsinki sind Geschichte. Auch diesmal haben wir uns wieder den Kopf zerbrochen, unsere Eindrücke beim Jahreshöhepunkt der Leichtathletik Revue passieren lassen und unsere ganz persönlichen Top Ten der WM zusammengestellt...
Sie war mit Abstand die größte Überraschung der WM in Helsinki. Mit einer Bestleistung von 64,59 Meter war sie angereist und pulverisierte diese im zweiten Durchgang des Speerwurfes am abschließenden Sonntag. Mit 70,03 Meter warf sie als erste Europäerin weiter als 70 Meter und sprang danach minutenlang ungläubig jubelnd auf der Bahn herum, bis sie sich erschöpft auf den Boden fallen ließ. Selbst bei der Siegerehrung hüpfte sie noch auf dem Podest umher.
Die russische Weltrekordhalterin, Olympiasiegerin und jetzt auch Weltmeisterin war der Liebling der WM. Aber nicht nur, dass sie Helsinki mit 5,01 Metern einen neuen Weltrekord schenkte. Vielmehr beeindruckt bei ihr, wie sehr Yelena Isinbayeva noch immer alle Starallüren fremd sind. Geduldig lässt sie an sich herumzerren, gibt Interviews, lässt sich mit Fans fotografieren und das so lange, bis sie ein Offizieller wieder zur Eile drängt. Bei einem Termin nach ihrem Titelgewinn trat sie in einem gewagten, etwas showbizreif durchsichtigen und hauchdünnen Oberteil auf. Diese Frau, die uns verriet, dass sie mit dem Stabhochspringer Igor Alekseev liiert ist, weiß sich also auch fernab der Stabhochsprunganlage ganz geschickt in Szene zu setzen.
Der Berliner André Niklaus begeisterte die Zuschauer mit einem fulminanten Zehnkampf, den er mit 8.316 Punkten auf Platz vier abschloss. Besonders seine Höhenflüge im Stabhochsprung raubten dem Publikum den Atem. Auch außerhalb es Wettkampfes, in der Mixed Zone, unterhielt er die zahlreichen Journalisten mit flotten Sprüchen. Den Einteiler, den er über 400 Meter trug, wollte er im anschließenden 1.500 Meter-Lauf nicht tragen. "Nee, lass mal. Da laufe ich die letzten 300 Meter breitbeinig wie Duffy Duck."
Franka Dietzsch sorgte für die einzige Goldmedaille des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Zum zweiten Mal nach Sevilla stand sie bei Weltmeisterschaften ganz oben af dem Podest. Schon im Stadion hüpfte die 37-Jährige bei ihrer achten WM-Teilnahme wie ein Flummi durch die Gegend und umarmte mit jugendlicher Freude jeden, der ihr über den Weg lief. Endlich bei den Journalisten in der Mixed Zone angekommen, protestierte sie dagegen, gleich wieder zur Siegerehrung zu müssen. "Heute sind doch extra alle für mich da!" So war es, und nicht anders!
Am vorletzten Tag der WM bekamen die Gastgeber noch ihre so sehr ersehnte Medaille. "Pituushyppääjä" Tommi Evilä flog zu Bronze und riss das proppenvolle Olympiastadion zu Begeisterungsstürmen hin. Der Aufsteiger wirkt kantig, extravagant und soll auch kein Blatt vor den Mund nehmen. Auf der Ehrenrunde stieg er auf einen leeren Kampfrichtertisch in der Startkurve und verneigte sich bei Standing Ovations rundrum vor seinen Anhängern im Stile eines neuen finnischen Feldherren.
Der Meister in Allem! – Das will er nach eigenen Angaben sein. Zwei seiner drei angestrebten Goldmedaillen hat der US-Amerikaner in Helsinki auch gewonnen. Nach einem überragenden Sieg in 9,88 Sekunden über 100 Meter gewann der 23-Jährige auch noch beim Vierfach-Erfolg der US-Amerikaner in 20,04 Sekunden die 200 Meter. Sein nächstes Ziel ist der Weltrekord über 100 Meter. Die dritte Medaille blieb ihm aber versagt, nachdem seine Staffelkollegen gleich beim ersten Wechsel das Staffelholz verloren. Sonst wäre er wirklich der Meister aller Klassen...
Die Neubrandenburgerin schilderte ausführlich ihre Eindrücke von der WM in Helsinki auf leichtathletik.de und gab so unseren Usern die Möglichkeit, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken und ein Gefühl für den Sportleralltag bei einer solchen Veranstaltung zu bekommen. Dabei war es auch für uns eine hervorragende Zusammenarbeit mit der Siebenkämpferin, auf die stets Verlass ist! Kiitos Sonja...
Die Äthiopierin ist eine Läuferin, die es mag, Geschichte zu schreiben. Bei der WM in Paris war sie vor zwei Jahren mit 19 Jahren die jüngste Weltmeisterin der Geschichte. Jetzt in Helsinki gelang ihr als erste Frau das Double über 5.000 und 10.000 Meter. Dabei führte sie einen Vier- bzw. Dreifacherfolg ihres Landes an.
Die Stabhochspringerin war in der Qualfikation verdammt cool. Sie erzählte nach dem Wettkampf: "Vor dem dritten Versuch über 4,45 Meter habe ich zu einer Fotografin gesagt, dass ich jetzt da drüber springe und sie sich nach vorne stellen soll, um ein Foto zu machen." Diese Nerven und Selbstüberzeugung muss man als eine Athletin, die in der Vergangenheit oft Probleme mit der Ausscheidung hatte, erstmal haben. Schön, dass es geklappt hat.
Die US-Hochspringerin flog zu Silber und sprengte das schwedische Duo Kajsa Bergqvist und Emma Green. Viel interessanter war allerdings, dass sie selbst ihre stärksten Konkurrentinnen im Wettkampf in einer Art und Weise lautstark anfeuerte und beklatschte, wie man es sonst bestenfalls vom Mehrkampf kennt. Kajsa Bergqvist hat übrigens auch ihren Anteil am jungen Erfolg der erfrischend lebendigen Chaunte Howard. Als diese in der High School meinte, sie sei für den Hochsprung zu klein und könne nicht hoch springen, führte ihr der Coach ein Video mit der Schwedin vor, getreu dem Motto "Was die kann, kannst du auch!" Und es hat funktioniert...