Ein Ex-No-Angel kennt keinen Schmerz
Die letzten Meter waren nur noch schwer. Angetrieben von einer begeisterten Menge auf der Haupttribüne kämpfte sich Lucy Diakovska der Ziellinie entgegen. In typischer Manier einer Mehrkämpferin ließ sie sich dann dort auch gleich auf den Rasen fallen, ehe sie sich humpelnd den Weg zur medizinischen Abteilung bahnte.
Lucy Diakovska gab bei der "Star-Leichtathletik" alles (Foto: Gantenberg)
Mutig, kampfstark und offensiv, so wünscht sich Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband, gerne seine Athleten. Mutig, kampfstark und offensiv wurde Ex-No-Angel Lucy zur Attraktion und Entdeckung der ARD-Produktion "Star-Leichtathletik", bei der sich verschiedene mehr oder weniger populäre Promis im leichathletischen Dreikampf am Samstagabend in Braunschweig gegenüber standen.
"Als du da losgeledert bist, dachte ich, du hältst das nie durch", sagte Moderator Jörg Pilawa zur Sängerin voller Respekt, als die Kameras wieder aus waren und der Abbau im Stadion an der Hamburger Straße bereits begonnen hatte.
Lauf in die Herzen der Fans
Die gebürtige Bulgarin ging das 800-Meter-Rennen, nachdem sie vorher schon über die 100 Meter Hürden trotz einem Fehler an der ersten Hürde mit die beste Figur abgegeben hatte und sich in die Weitsprunggrube gekämpft hatte, ganz unbedarft an. "Ich hatte so was noch nie vorher gemacht", erzählte sie nachher, "am Ende wurde es ganz schön schwer, aber ich dachte, bei dem Publikum kannst du nicht schlapp machen."
Gesagt, getan. Lucy lief sich in die Herzen der Zuschauer und zeigte sich nach der Live-Übertragung als Musikstar zum Anfassen, schrieb Autogramme, plauschte mit Teilnehmern der Jugend-DM von der PSG Sigmaringen, denen sie sogar noch ein "Und Euch alles Gute!" mit auf den Weg gab.
Thomas Dold stiehlt Paul Breitner die Show
Bei der showlastigen Fernsehproduktion, die 1,91 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen verfolgten, stach Lucy aus dem Kreis der Teilnehmer ebenso heraus wie die Wertungssieger Steffi Jones (Fußball) und Carl-Uwe Steeb (Tennis) sowie Paul Breitner (Fußball), die ihrer sportlichen Rolle gerecht wurden.
Paul Breitner fühlte sich aber am Ende der 1.500 Meter noch wie vor den Kopf gestoßen. Als er als klar Führender auf die letzte Runde einbog, tauchte plötzlich der Rückwärtslauf-Weltrekordhalter Thomas Dold auf Bahn drei neben ihm auf und überholte ihn keck. "Das war, als ob du mit dem Rad fährst und ein Marathonläufer an einem vorbeiläuft", sagte der Ex-Kicker etwas frustriert.
Promis halten durch
Thomas Dold war sein Auftritt, den er Anfang der Woche angeboten bekam und spontan zusagte, am Ende sogar ein wenig unangenehm. Er wollte sich bei Paul Breitner noch persönlich entschuldigen und klarstellen, dass das nicht seine Idee gewesen sei.
Die Trainer, die ab Mittwoch mit den Promis das Trainingscamp bezogen hatten, waren am Ende froh, dass sich alle durch die jeweils drei Disziplinen gekämpft hatten. Mit Ruth Moschner über 100 Meter Hürden und Ines Krüger auf den 800 Metern gab es nur zwei Aufgaben aus dem Kreis der TV-Sternchen.
Feindbild Oliver-Sven Buder
Auch Oliver-Sven Buder, der im Kugelstoßen als motivierendes Feindbild diente, war zufrieden, dass alles geklappt hatte: "Ich hatte gehofft, dass alle durchkommen und ich nicht alleine beim Kugelstoßen stehen muss." Denn viele gingen mit Wehwehchen aus der Vorbereitung an den Start. Moderatorin Bärbel Schäfer war gleich ganz ausgefallen. Die Spikes hatten ihrer Wadenmuskulatur zu sehr zugesetzt.
Weitspringer Kofi Amoah Prah war mit seiner aufgeschlossenen und lockeren Art bei den Promis auch für die gute Laune zuständig. Er stellte sein Talent aber nicht nur als Stimmungsmacher und Coach, sondern auch als Animateur unter Beweis, während Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann den Überblick behielt und Kirsten Bolm vor allem die Hürdentechnik analysierte ("Lucy hat es an der ersten Hürde zerrissen, aber das ist Hürdenlauf, das gehört dazu").
"Ich hoffe, dass die Sendung draußen an den Bildschirmen gut angekommen ist", sprach der Olympia-Fünfte von Sydney das aus, was viele, die sich für die "Star-Leichtathletik", die in den Rahmen der Deutschen Jugend-Meisterschaften eingebettet war, engagiert und eingebracht hatten, um auch etwas für ihren Sport, die Leichtathletik, zu tun.