Ato Boldon konzentriert sich auf die 200 Meter
Das Double hat er sich abgeschminkt. Ato Boldon setzt Prioritäten. "Die Entscheidung ist gefallen", erklärte er am Rande der "Millrose Games" in New York, "ich werde mich in dieser Saison auf die 200 Meter konzentrieren." Den Doppelstart bei den Olympischen Spielen in Athen, erst die 100 Meter und dann auch noch die 200 Meter, lässt der Mann aus Trinidad & Tobago sausen.
Ato Boldon möchte sich seine Kräfte besser einteilen (Foto: Kiefner)
Aus Erfahrung sei er klug geworden, betonte Ato Boldon, der im "Madison Square Garden" unter den Zuschauern weilte. "Dafür habe ich bereits in Sydney bezahlen müssen", verkündete er in einem Interview mit der französischen Nachrichtenagentur "Agence France Press", "ich hätte damals eigentlich die 200 Meter gewinnen müssen, aber das ist schwierig, wenn dir vier 100-Meter-Rennen gegen Maurice Greene in den Beinen stecken."Maurice Greene, die "Kanonenkugel aus Kansas City", wie ihn seine Fans rufen, holte sich damals die Goldmedaille . Ato Boldon blieb mit zwölf Hundertstel Rückstand "nur" Silber hinter seinem Freund und Trainingspartner. Fünf Tage später musste er sich mit Bronze zufrieden geben, denn der Grieche Kostas Kenteris und der Brite Darren Campbell hatten ihn, den Favoriten, respektlos abgehängt.
Weniger ist mehr
Deshalb sagt er sich: Weniger ist manchmal mehr. "Natürlich werde ich auch weiter in der Saison oft genug die 100 Meter laufen", meinte Ato Boldon, "doch ich will mich auf die 200 Meter konzentrieren." Dieser Distanz gilt künftig sein Hauptaugenmerk.
Mit 30 Jahren plant Ato Boldon seine vierte Olympia-Teilnahme. 1992 in Barcelona war er gerade mal achtzehn und zahlte Lehrgeld. 1996 in Atlanta schnappte er sich Bronze sowohl über 100 Meter als auch über 200 Meter. Und in Sydney 2000 stockte er seine Sammlung mit zwei weiteren Medaillen auf.
Wieder beschwerdefrei
Nach seinem Autounfall in der Saison 2002 und Rückenproblemen im WM-Jahr 2003 strotzt er jetzt vor Ehrgeiz. Kein Wunder: Ato Boldon ist endlich wieder beschwerdefrei. Sein Rücken lässt ihn in Ruhe. Mit Maurice Greene bereitet er sich seit November gezielt auf die kommenden Aufgaben vor. John Smith ist in bewährter Weise beider Coach.
Die Formkurve steigt. "Das Training läuft sehr gut", berichtete Ato Boldon in aller Zufriedenheit, "momentan bin ich viel im Kraftraum." Sein Saisondebüt ist im April geplant, bei den "Mt. San Antonio College Relays" in Walnut im warmen Klima Kaliforniens.
Neben der 200-Meter-Distanz hat er in Athen ein zweites heißes Eisen im Feuer: die Staffel über 4 x 100 Meter. Darrel Brown, sein Landsmann, 19 Jahre jung, ist auch dabei. Im "Stade de France" hatte er Ato Boldon die Schau gestohlen, als Brown, ein "dark horse", ein Außenseiter, sensationell Vizeweltmeister wurde. Er hat noch was gut zu machen.