Kongress mit Impulsen für Nachwuchsförderung
Nachwuchsförderung ist auch Trainerförderung. Daher verknüpften sich zahlreiche Hoffnungen mit dem Leichtathletik-Kongress, der mit den Themen-Schwerpunkten „Leichtathletische Sprünge“ und „Schnelligkeitstraining“ am vergangenen Wochenende im SportCentrum Kaiserau durchgeführt wurde.
Dieses Treffen im Herzen Westfalens zählte mit zu den Ergebnissen des DLV-Kongresses 2008 in Kienbaum, der den Startschuss für eine Nachwuchs-Förderungsoffensive des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bildete. Nachfolge- Kongresse hatte es zuvor bereits in Hamburg, Bad Vilbel, Hannover Schwäbisch Gmünd und Mainz gegeben.„Man sieht, dass bei uns etwas passiert, denn wir wollen, wie DLV-Ehrenpräsident Theo Rous es einmal formuliert hat, die Folgelosigkeit von Kongressen vermeiden“, betonte Uwe Mäde, Bundestrainer Leistungssportförderung im DLV.
WFLV-Präsident Hermann Korfmacher konnte im SportCentrum beim Kongress des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (WFLV) 170 Teilnehmer begrüßen. „Bei solch einer guten Resonanz braucht es einem um die Zukunft der Leichtathletik nicht bange zu werden“, befand Hermann Korfmacher bei seiner Eröffnungsrede.
Bewegung als Teil von Lebensqualität
Der Chef des WFLV bezeichnete die körperliche Bewegung als einen unverzichtbaren Teil von Lebensqualität und Lebenserfüllung. Ihre ersten Bewegungserfahrungen sammeln die Kinder beim Laufen und Springen und schaffen somit die leichtathletischen Grundlagen.
Hier haben nach Meinung von Hermann Korfmacher die Leichtathleten die Nase vorn. Später bilden leichtathletische Grundelemente die Basis für alle anderen Sportarten – so auch für den Fußball, der mit der Leichtathletik schon seit 1954 in Westfalen eine harmonische „Ehe“ führt.
Hermann Korfmacher hofft, dass durch die Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 15. bis 23. August 2009 in Berlin wichtige Impulse auch für die westfälische Leichtathletik ausgehen. Daher freut er sich, dass die kanadische Nationalmannschaft ihr WM-Vorbereitungstrainingslager im SportCentrum Kaiserau aufschlägt. Eine königsblaue Tartanbahn, mit deren Baubeginn Ende des Monats begonnen wird, soll die Kanadier schon einmal auf die Wettkämpfe im Berliner Olympiastadion, wo das Rund dieselbe Farbe hat, einstimmen.
Vorbild-Funktion der Athleten
Ähnlich wie bei der Fußball-WM setzt Hermann Korfmacher in diesem Jahr bei den Leichtathleten auf die Vorbild-Funktion der deutschen Athleten: „Falls sie bei der WM in Berlin gut abschneiden, wollen die Kinder ihnen nacheifern. Dann heißt für uns, sie weiter für den Sport zu begeistern und sie auch längerfristig zu binden. Die Ergebnisse der Hallen-Europameisterschaften in Turin geben auf jeden Fall Anlass zu berechtigten Hoffnungen.“
Auch der westfälische Leichtathletik-Vorsitzende Hans Schulz richtete den Blick auf die WM in Berlin: „Ich hoffe, dass dieser Kongress wichtige Weichenstellungen bietet, um eine Nachhaltigkeit über das Weltereignis hinaus zu gewährleisten. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Teilnehmer vom Kongress in Kaiserau viele tragfähige Ideen und Strategien mit nach Hause nehmen, um sie für die Leichtathletik zukunftsfähig weiterzuentwickeln.“
Weiterhin große Attraktivität
DLV-Vize-Präsidentin Dagmar Freitag bemerkte in ihren Ausführungen, dass die Leichtathletik weiterhin eine große Attraktivität auf Kinder und Jugendliche ausübt. So zählte der DLV 1995 828.000 Mitglieder, 2006 waren es bereits 906.000. Dieser Zuwachs fand auch im Schüler- und Jugendbereich statt.
Der DLV-Kongress 2008 in Kienbaum hat nach Meinung von Dagmar Freitag wichtige Weichenstellungen für eine optimale Leistungssportförderung in diesen Altersgruppen geboten. „Das Treffen in Kaiserau bildet einen weiteren Baustein in Richtung einer Ideen- und Qualitätsoffensive“, so die Iserlohnerin.
Dagmar Freitag unterstrich, dass die Chancen und Entwicklungen des Nachwuchses untrennbar mit dem Engagement der Trainer, der Vereine und Landesverbände verbunden sind. „Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, kann sich ein Talent optimal entwickeln“, erklärte die DLV-Vize-Präsidentin.
Höhere Wertschätzung der Trainer
Dagmar Freitag sprach sich für eine höhere Wertschätzung der Trainer und Übungsleiter aus. Dies schließt auch eine entsprechende Bezahlung ein. Auch muss ihrer Meinung nach die Leichtathletik in den Schulen wieder den Stellenwert erhalten, den sie früher einmal besaß.
Die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion warnte vor Tendenzen, in den Grundschulen die Fächer Sport, Kunst und Musik zu einem Fach „Ästhetische Bildung“ zusammenlegen zu wollen. „Hier müssen wir ein waches Auge haben“, forderte Dagmar Freitag.
Der Gesundheitsaspekt bildet ihrer Ansicht nach für die sportliche Entwicklung einen wichtigen Faktor. Medizinische und leistungsdiagnostische Verfahren sowie eine Ernährungsberatung gehören daher auch in den Nachwuchsbereich. Ein durch Doping verseuchter Sport hat für Dagmar Freitag keine Perspektive.
Duale Karriere-Planung wichtig
Die DLV-Vize-Präsidentin forderte im SportCentrum Kaiserau eine duale Karriere-Planung für Nachwuchssportler. „Die Vereinbarkeit zwischen Schule und Sport bzw. Beruf und Sport muss gewährleistet sein, denn die junge Athletinnen und Athleten brauchen ein zweites Standbein.“
Das Programm des Kongresses bestand aus Vorträgen und Praxisdemonstrationen. Dafür konnten mit Dr. Gerald Voss, Dr. Klaus Bartonietz, Ralf Mouchbahani, Dr. Wolfgang Killing, Elke Bartschat sowie Christine Adams und Torsten Tesch namhafte Referentinnen und Referenten gewonnen werden. Beim Vortrag von Hans Danner „Schnelligkeit im Fußball“ konnten die Leichtathleten auch einmal über den Tellerrand schauen.
Die frühere DLV-Trainerin im Wurfbereich, Gertrud Schäfer, trat mit vielen positiven Eindrücken die Heimreise an: „Der Kongress hat gezeigt, dass es richtig ist, die Schnelligkeit über das körpereigene Energiesystem zu trainieren. Ich freue mich, dass man inzwischen auch im DLV in diese Richtung geht.“
Ideale Mischung aus Theorie und Praxis
Der Sprecher der westfälischen Lehrkräfte, Adalbert Roßbach, äußerste sich zum Abschluss des Kongresses ebenfalls positiv: „Das Programm, das aus einer idealen Mischung von wissenschaftlichen Vorträgen und Praxisdemonstrationen bestand, fand bei allen großen Anklang und hat weitaus mehr gebracht als manch eine andere Fortbildung.“
„Nehmt die Aufbruchstimmung mit nach Hause!“ Dieser Aufruf, den FLVW-Lehrwart Peter Westermann den Kongress-Teilnehmern mit auf den Weg gab, gilt es nun, in den Vereinen umzusetzen.