Kräftemessen in Gotha vor imposanter Kulisse
Die Kulisse ist imposant: Wo einst Herzöge durch die zauberhaft angelegten Anlagen flanierten, misst am Samstag (29. Juni) die deutsche Kugelstoßelite ihre Kräfte. Unter dem Motto „Hier stößt die Elite“ werden im Westgarten der frühbarocken Schlossanlage Friedenstein in Gotha unter anderem Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz), Routinier Ralf Bartels (SC Neubrandenburg), Hallen-Europameisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) sowie die beiden Magdeburgerinnen Nadine Kleinert und Josephine Terlecki erwartet.
Irgendwann haben sie auf der Homepage angefangen, den Countdown bis zum Start der 16. Auflage des Gothaer Schloss-Meetings herunterzuzählen. Drei Tage sind es noch, die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Und die Anspannung beim Organisationsteam um Meeting-Initiator Andy Dittmar (BIG Basketball in Gotha) erhöht sich auch so langsam. „Für mich ist es der Jahreshöhepunkt“, betont Dittmar. Zumal er auch selbst in den Ring steigen wird.Der 38-Jährige hat sich in den vergangenen zwei Wochen schon einmal warm gestoßen. Seine Saisonbestleistung steht bei 18,78 Metern, aufgestellt erst am vergangenen Wochenende bei den Thüringer Landesmeisterschaften in Leinefelde-Worbis. Mitmischen will er als Lokalmatador natürlich auch und richtete schon einmal eine Kampfansage an die jüngeren Teilnehmer. „Mein Ziel ist es in den Bereich von 18,19 Metern zu stoßen. Die jungen Wilden möchte ich ärgern.“
Storl führt Männerfeld an
Mit den „jungen Wilden“ sind vor allem Christian Jagusch (SC Neubrandenburg), Hendrik Müller (LAC Erdgas Chemnitz) und Max Bedewitz (LV 90 Erzgebirge) gemeint. Zu den jungen Stoßern gehört David Storl mit seinen 22 Jahren ebenfalls noch. Allerdings stößt er seit einigen Jahren bereits in einer anderen Liga, Weiten um die 21 Meter sind für den fast Zwei-Meter-Hühnen keine Seltenheit mehr. In dieser Saison fehlen ihm noch drei Zentimeter an dieser Marke. Der Wunsch von Dittmar: 21 Meter, vielleicht auch ein bisschen mehr.
Dass Storl am Samstag in Gotha an den Start geht, ist alles andere als selbstverständlich. Denn am Tag nach dem Schloss-Meeting steht in Birmingham (Großbritannien) ein Diamond-League-Meeting auf dem Plan. „Storli nimmt aus freien Stücken einige Strapazen auf sich, um auch in Gotha dabei sein zu können – das ehrt uns sehr“, freut sich Dittmar über die besondere Wertschätzung. Die Organisatoren kommen Storl einen Schritt entgegen. Erstmals in der Geschichte des Meetings beginnen die Männer um 15.45 Uhr, damit Storl pünktlich seinen Flieger in Frankfurt/Main erreichen kann.
Bartels will angreifen
Auf seiner Abschiedstour legt Ralf Bartels einen Stopp in Gotha ein. Der 35-Jährige kam in den vergangenen Wochen immer besser in Fahrt. Die Norm für die WM in Moskau, sie steht bei 20,60 Metern, hat er bisher noch nicht geknackt. Sie ist schon eine gehörige Marke, die, so wünscht es sich Dittmar, Bartels am besten in Gotha erfüllen soll.
Gefallen ist auch noch eine andere Marke. Nämlich die bei den U18-Athleten. Da sorgte der Neubrandenburger Patrick Müller vor drei Wochen für mächtig Furore, als er dem Olympia-Zweiten Storl die deutsche U18-Bestmarke (21,40 m) entriss.
Müller beförderte die Kugel beim Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ in Rostock auf 21,68 Meter, einige Tage später beim Nachwuchssportfest in Neubrandenburg legte er nochmal nach: 21,88 Meter. In Vorbereitung auf die U18-WM in Donetsk (Ukraine, 10. bis 14. Juli) wird Müller als neunter Athlet im Herren-Feld – mit einer Fünf-Kilogramm-Kugel und außer Konkurrenz – an den Start gehen.
Meetingrekord in Gefahr
Bei den Frauen, Start ist um 17.30 Uhr, ist der Meetingrekord gehörig in Gefahr. Derzeit wird er gehalten von Nadine Kleinert, die 2001 bei der vierten Auflage auf 19,86 Meter kam. Für einen neuen könnte Kleinert auch bei der neusten Auflage sorgen. Und noch eine andere Athletin: Christina Schwanitz, die in der bisherigen Saison bereits zweimal die 20-Meter-Marke knackte. Auch Dittmar hofft auf diese Marke.
So weit denkt Josephine Terlecki noch lange nicht. Die Magdeburgerin wäre mehr als erleichtert, wenn sie die noch fehlenden 14 Zentimeter zur WM-Norm (18,50 Meter) in Gotha stößt, um dann ohne Druck zu den Deutschen Meisterschaften nach Ulm (6./7. Juli) fahren zu können.
Weitere Starterinnen sind Annika Nehls, die wie ihr Vereinskollege Patrick Müller ebenfalls für die U18-WM nominiert wurde, und Sophie Kleeberg (LV 90 Erzgebirge). Letztere löste das Ticket für die Universiade im russischen Kazan (6. bis 17. Juli). Am Donnerstag misst U20-Weltmeisterin Shanice Craft von der MTG Mannheim noch die Kräfte mit der internationalen Konkurrenz in Ostrava, am Samstag wird sie dann in Gotha erwartet.