| DM 2017 Erfurt

Kristin Gierisch: Mit Tempo zum Rekord

14,40 Meter – damit sprang Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) in Erfurt auf Rang drei der ewigen Bestenliste im Dreisprung. Bei Deutschen Meisterschaften war sogar nur eine Athletin jemals besser: Helga Radtke kam 1994 ebenfalls im Steigerwaldstadion auf 14,46 Meter.
Philip Häfner

Viele Athleten würden nervös werden, wenn sie ihren Wettkampf mit einem ungültigen Versuch beginnen. Kristin Gierisch wünscht ihn sich jedes Mal fast herbei. „Das ist für mich immer ein gutes Zeichen. Das war schon immer so gewesen“, sagte die Chemnitzerin. Deswegen blieb sie auch ganz cool, als am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt nach der ersten Runde ein X hinter ihrem Namen stand.

Zu Recht. Denn im zweiten Durchgang ließ die 26-Jährige dann 14,40 Meter folgen: persönliche Bestleistung im Freien für sie und zugleich die zweitbeste Weite bei allen Deutschen Meisterschaften seit 1992, seit die Frauen in dieser Disziplin an den Start gehen. Nur eine Athletin war jemals weiter gesprungen: Helga Radtke mit 14,46 Metern – 1994, übrigens ebenfalls in Erfurt. Es waren damals die ersten Deutschen Meisterschaften nach der Wiedervereinigung, die in den neuen Bundesländern ausgetragen wurden.

"Nicht die Butter vom Brot nehmen lassen"

Damals sah das Steigerwaldstadion noch etwas anders aus als heute. Die Arena wurde ausgebaut, eine neue Tartanbahn verlegt. Nur der Weitsprung-Anlauf blieb unangetastet, sehr zur Freude von Kristin Gierisch: „Ich mag den harten Untergrund. Wenn ich auf Gummi springe, gefällt mir das gar nicht. Erfurt hat eine wirklich schöne Anlage, ich springe immer gern hier“, so die Deutsche Meisterin.

Mit ihrem Hausrekord von 14,40 Metern hatte sie der Konkurrenz früh den Zahn gezogen. Zwar war Neele Eckhardt (LG Göttingen) in dieser Saison auch schon 14,35 Meter gesprungen – sie kam dieses Mal auf 14,02 Meter. „Aber ich hätte mir die Butter hier nicht mehr vom Brot nehmen lassen“, sagte Gierisch. „Ich wollte heute Gold holen, das habe ich von Anfang an gesagt. Notfalls wäre ich eben noch weiter gesprungen.“

Schneller, weiter, besser

Es war ihr dritter Freiluft-Titel nach 2014 und 2015. Dass sie nach ihrer Siegesweite nur noch einen weiteren Versuch aufs Brett brachte – 14,12 Meter im letzten Durchgang –, störte sie überhaupt nicht. „Ich bin Hallen-Europameisterin geworden mit nur einem Gültigen. Niemand fragt nach der Serie, es zählt nur der beste Sprung“, sagte Gierisch. Ihre Goldmedaille bei der Hallen-EM im März 2017 in Belgrad (Serbien) war ihr bislang größter internationaler Erfolg gewesen, nach Hallen-WM-Silber ein Jahr zuvor.

Und tatsächlich sind die vielen ungültigen Versuche auch ein Indiz dafür, wie sehr sich die Athletin des LAC Erdgas Chemnitz in dieser Saison verbessert hat. „Ich bin noch schneller geworden“, sagte sie. Technisch sei sie nahezu ausgereift, deshalb müsse sie sich andere Baustellen suchen – so wie die Steigerung der Anlaufgeschwindigkeit.

Volle Konzentration auf London

Beim Wettkampf in Garbsen, wo sie 14,21 Meter gesprungen war, wurde für sie auf den letzten Metern vor dem Brett eine Geschwindigkeit von 9,54 Metern pro Sekunde gemessen – eine deutliche Steigerung gegenüber früheren Werten um 9,3 m/s. „Das Problem ist, dass ich es noch nicht umsetzen kann“, so Gierisch. „Ich fliege übers Brett und erschrecke dann immer ein bisschen. Ich weiß noch nicht so genau, was ich machen muss.“

Zusammen mit ihrem Trainer Harry Marusch will sie in den kommenden Wochen im Training noch einmal intensiv an der Feinabstimmung arbeiten. Einen Wettkampf plant sie bis zu den Weltmeistermeisterschaften in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) nicht mehr. Gefragt nach ihren Zielen für den Saisonhöhepunkt, antwortete sie in Erfurt lediglich: „Lasst euch überraschen.“ Wenn sie dort auch wieder mit einem ungültigen Versuch beginnt,  ist für sie bei der WM einiges möglich.

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Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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