Kristin Gierisch - Ohne Druck zur Hallen-WM
Erwischt sie einen guten Sprung, geht es locker über 14 Meter. Das hat Dreispringerin Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe bewiesen. Für ihren Satz auf 14,19 Meter wurde sie nicht nur mit dem Titel, sondern auch mit der Nominierung für die Hallen-WM in Istanbul (Türkei) am Wochenende (9. bis 11. März) belohnt. Dort möchte die 21-Jährige vor allem Erfahrung sammeln.
Wenn am Freitag zum Auftakt der Hallen-WM die Qualifikation im Dreisprung der Frauen beginnt, ist Kristin Gierisch die Zweitjüngste im Feld. Die 21-Jährige betont zurecht, dass ihr noch viele internationale Meisterschaften bevorstehen. Vor ihrem ersten ganz großen Einsatz möchte sie sich nicht unter Druck setzen. "Ich freue mich, dabei zu sein. Ich bin noch jung und weiß, dass ich weit springen kann. Schauen wir mal, was rauskommt."Ein Blick auf die vergangenen Hallen-Weltmeisterschaften zeigt, dass eine Weite im Bereich der Bestleistung der jungen Deutschen im Schnitt fürs Finale nötig war. Mit etwas Glück könnten auch ein paar Zentimeter weniger reichen.
Kristin Gierisch wird versuchen, sich von der starken Konkurrenz nicht ablenken zu lassen. "Ich bin kein Kopfmensch." Wie weit es gehen kann, haben die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe gezeigt. Da landete die Chemnitzerin bei 14,19 Metern - deutsche U23-Bestleistung, nur zwei deutsche Dreispringerinnen flogen unterm Hallendach jemals weiter.
Schon im Alter von 18 Jahren über 14 Meter
Insgesamt fünf Sprünge über 14 Meter sind der ehemaligen U20-EM-Fünften in ihrer jungen Karriere schon gelungen, der erste im Jahr 2009, als sie Deutsche Juniorenmeisterin wurde. In der Jugend-Klasse gingen drei DM-Titel auf ihr Konto. Schon in der B-Jugend begann die Spezialisierung auf den Dreisprung, unter Anleitung von Trainer Harry Marusch, der mit seiner Vorzeigeathletin mittlerweile ein eingespieltes Team bildet.
Die Schattenseiten der anspruchsvollen Disziplin, die Knochen und Gelenke stark beansprucht, musste Kristin Gierisch allerdings auch schon kennenlernen. Immer wieder wurde sie von Verletzungen ausgebremst. Das Jahr 2008 musste praktisch ganz abgeschrieben werden, zu einer Knieverletzung kamen Schilddrüsenprobleme und Stress durch einen Schulwechsel.
Eine Stressfraktur im Unterschenkel verhinderte vor einem Jahr einen Start bei der Hallen-EM. Im Sommer zog sich die Nachwuchsspringerin in der Qualifikation der U23-EM eine Fersenprellung zu und konnte im Finale nicht antreten.
Hallen-WM-Norm bei der letzten Chance
Die rechte Ferse macht auch in diesem Winter Probleme. Zwischenzeitlich stand deshalb in den Sternen, ob ein Start bei der Hallen-DM überhaupt möglich ist. Die Norm für Istanbul (14,10 m) war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgehakt. Weiten um 13,85 Meter kamen bei den drei Auftritten vor Karlsruhe jeweils heraus. "Ich habe das Brett nicht getroffen."
Als der Absprung bei der DM endlich passte und die Norm fiel, war schnell klar, dass die Hallen-WM eine Reise wert ist - trotz der Fersenprobleme. "Wenn sich die Möglichkeit bietet, möchte ich das auch wahrnehmen."
Dass bei einem perfekten Sprung noch mehr drin ist, zeigen die verbesserten Zubringerleistungen. 7,59 Sekunden ist Kristin Gierisch in diesem Winter über 60 Meter gesprintet und bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften holte sie sich - mit dem heilen linken Sprungfuß - Bronze und eine Bestleistung (6,41 m) im Weitsprung. "Im Training haben wir mehr in den Weitsprung investiert, damit der Jump besser wird."
Olympia nur mögliche Zugabe
Davon will die Deutsche Hallenmeisterin auch im Sommer profitieren, wo die EM in Helsinki (Finnland; 27. Juni bis 1. Juli) im Mittelpunkt stehen soll. Olympia ist noch nicht das erklärte Ziel. "Wenn die 14,30 Meter für London fallen sollten, wäre das absolute Sahne. Ansonsten steht vier Jahre später auch noch Rio an."
Mindestens zur EM, für die 14,10 Meter gefordert sind, könnte im Sommer ein schlagkräftiges deutsches Trio fahren. Neben Kristin Gierisch hat auch Jenny Elbe (Dresdner SC 1898) in diesem Winter die 14-Meter-Marke geknackt. Die deutsche Rekordhalterin Katja Demut (LC Jena) will sich nach Verletzungsproblemen zurückmelden.