| Hallen-EM 2017

Kristin Gierisch: „Unbeschreiblicher Erfolg nach Gedanken an EM-Absage“

Ein Sprung auf 14,37 Meter hat Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) am Samstag bei der Hallen-EM in Belgrad die Goldmedaille beschert. Eine bis dahin verkorkste Wintersaison hat für die 26-Jährige damit ein Happy End gefunden. In der Mixed-Zone hat die Dreispringerin über ihren Wettkampf, die harte Zeit im Vorfeld und ihren Trainer gesprochen, dessen Vertrauen den Erfolg erst möglich gemacht hat.
Jan-Henner Reitze

Kristin Gierisch, herzlichen Glückwunsch zum Titel. Wie fühlen Sie sich als Hallen-Europameisterin?

Kristin Gierisch:

Der Sieg liegt erst wenige Augenblicke hinter mir und ich kann es noch immer nicht realisieren. Es ist ein Traum. Hätte mir vor zwei Monaten jemand gesagt, dass ich das schaffe, hätte ich sofort unterschrieben. Ich habe im vergangenen Jahr in Portland schon etwas Ähnliches erlebt. Da war es Silber, jetzt ist es Gold. Es ist unbeschreiblich.

Während des Wettkampfes haben Sie eine Cola und eine Brötchen-Tüte gereicht bekommen. Was war da drin?

Kristin Gierisch:

Da waren Muffins drin. Ich hatte in den vergangenen Tagen Probleme mit dem Magen. Nach dem ersten Versuch heute war der Kreislauf im Keller. Die Luft in der Halle ist dick. Durch die Cola ging es mir dann wieder besser. Die trinke ich sonst nie. Gegessen habe ich nichts. Ich hätte nichts runterbekommen.

Besonders die Portugiesin Patricia Mamona saß Ihnen mit vielen Sprüngen um 14,30 Meter im Nacken. Haben Sie um die Führung gezittert und hätten Sie noch die Kraft zum Kontern gehabt?

Kristin Gierisch:

Ich hätte nicht mehr kontern können. Im ersten ist sie 14,27 Meter gesprungen und hat dabei 30 Zentimeter am Brett verschenkt. Da rechnet man. Wenn sie das einmal kann, kann sie es auch noch einmal mit Brett. Ich war mir bis zum letzten Moment nicht sicher.

Welchen Anteil hat Ihr Trainer Harry Marusch an dem Erfolg, mit dem Sie seit 14 Jahren zusammenarbeiten?

Kristin Gierisch:

Nach dieser langen Zeit verdanke ich ihm natürlich alles. Er mit meine Pubertät mit mir durchgemacht, in der ich nicht immer einfach war. Er hat mich nie in Stich gelassen und immer an mich geglaubt. Das war auch in den vergangenen beiden Monaten so. Ich war schon drauf und dran, den Start hier abzusagen. Nichts hat funktioniert. Er hat zu mir gesagt: Kristin vertrau mir, ich packe das mit dir.

Was für Probleme hatten Sie im Vorfeld der Hallen-EM?

Kristin Gierisch:

Mein ganzer Körper hatte Probleme. Es fing schon im Oktober an, da war es eine Entzündung der Knochenhaut. Dann war es der Rücken. Vor den Deutschen hatte ich so starke Knieschmerzen, dass ich nicht sprinten konnte. Ein MRT hat aber nichts ergeben. Es war einfach nichts zu finden. Dann bin ich kurz vor den Deutschen zum DLV-Arzt Andrew Lichtenthal nach Hanau gefahren. Er hat eine mögliche Ursache gefunden: Eine Belastungsreaktion der Muskulatur. Das kann aber eigentlich auch nicht sein, weil ich nicht viel trainiert habe. Jetzt nehme ich mir mehr Zeit, um die Muskulatur zu erwärmen und habe es etwas besser im Griff.

Mit Max Heß haben Sie einen starken Trainingspartner. Gibt es etwas, dass Sie sich bei ihm abschauen können?

Kristin Gierisch:

Seine jugendliche Leichtigkeit. Er geht frei in den Wettkampf und macht einfach. Ich neige eher dazu, auch mal an meiner Form zu zweifeln. Max ist auf den Punkt immer da. Wenn es heißt: Sei on fire, ist er das. Das ist sein Geheimnis. Er macht sich keinen Kopf und hat ganz großes Potential. Das schöpft er aus. Auch im Training helfen wir uns gegenseitig. Hat einer von uns mal wenig Lust auf einen Tempolauf, sagt der andere: Komm, das ziehen wir jetzt durch. Wir kennen uns auch so gut, dass der eine merkt, wenn es dem anderen schlecht geht.

Wie sehen Ihre Pläne für den Sommer bisher aus?

Kristin Gierisch:

Ich gehe zwei Wochen ins Trainingslager und dann nochmal im Mai mit dem DLV-Sprungkader. Dann steht London vor der Tür. Ich bin vor zwei Jahren bei der WM in Peking Achte geworden. Das nehme ich mir wieder zum Ziel. Wenn es mehr wird, ist es auch schön.

<link news:54837>Hop, Step, Jump auf den Thron: Kristin Gierisch ist Hallen-Europameisterin

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