Kristina Gadschiew - Zwischen Studium und Sport
Spätestens seit Stabhochspringerin Kristina Gadschiew vor rund zwei Wochen beim Sportfest in Rehlingen mit 4,50 Metern eine neue Bestleistung aufstellte und die erste Olympianorm für die Spiele in Peking (China) erfüllt hat, ist sie in der nationalen Spitze angekommen.
Mit der Leichtathletik hat sie bereits im Alter von zwölf Jahren angefangen und wenig später landete sie beim LAZ Zweibrücken beim Stabhochsprung. Geboren wurde die heute 23-Jährige in Wasiljewka (Russland) als Tochter einer Deutschen und eines Russen.Bevor Kristina Gadschiew 1993 mit ihrer Familie nach Deutschland kam, hatte sie allerdings noch keinen Kontakt zur Leichtathletik. In Russland machte sie nur ein wenig Turnen und Volleyball. Hier kam sie aber dann recht schnell über die Schule zur Leichtathletik. „Als ich in der fünften oder sechsten Klasse war, kam der LAZ Zweibrücken zu uns ins Gymnasium zu einer Sichtung, und danach habe ich eine Einladung fürs Training bekommen“, erinnert sie sich.
Kein Weg am Stabhochsprung vorbei
Im Verein, dem sie von Beginn an treu geblieben ist, trainierte sie zunächst wie die meisten Schülerinnen in dem Alter für den Dreikampf. Es dauerte aber nicht lange, bis sie sich unter ihrem Trainer Helmut Kruber mit 14 Jahren erstmal an ihrer heutigen Spezialdisziplin, dem Stabhochsprung, versuchte. „Hier in Zweibrücken kommst du echt nicht daran vorbei“, scherzt sie über die Stabhochsprung-Hochburg in der Pfalz.
In ihrem letzten B-Jugendjahr 2001 sprang Kristina Gadschiew bereits über 3,70 Meter. In den nächsten Jahren lief es dann nicht mehr ganz so rund und sie stagnierte ein wenig. Der große Leistungssprung kam dann nach dem Sommer 2004, in dem sie auch ihr Abitur bestanden hat. Direkt im Anschluss begann sie an der Uni in Saarbrücken auch ihr Lehramtsstudium in Chemie, bevor sie später an die TU Kaiserslautern wechselte und dort 2006 auch einen Studienplatz für die Sportwissenschaft bekam.
Erfolgscoach Andrei Tivontchik
Die Leistungssteigerung zur Saison 2005 geht hauptsächlich auf ihrem heutigen Trainer Andrei Tivontchik zurück. Er kehrte im Januar 2005 als Coach an seine alte Wirkungsstätte nach Zweibrücken zurück, wo er in seiner aktiven Zeit die größten sportlichen Erfolge bis hin zur Bronzemedaille 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta (USA) feierte.
Bereits im Sommer 2005 steigerte Kristina Gadschiew ihre Bestleistung auf 4,22 Meter und verbesserte sich anschließend von Jahr zu Jahr. 2007 schnupperte sie als Vierte bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt mit 4,35 Metern erstmals an einer Medaille. Später in der Saison stellte sie bei der Universiade in Bangkok (Thailand) mit 4,40 Metern ihre Bestleistung ein und belegte hinter der höhengleichen Russin Alexandra Kiryashova den zweiten Platz. „Die Silbermedaille bei der Universiade, das war bisher auf jeden Fall mein größter Erfolg“, erzählt sie mit einem Lächeln im Gesicht.
Spiele als Traumziel
Mit ihrer Bestleistung von Rehlingen mischt sie in diesem Jahr ganz vorne in der deutschen Spitze mit und könnte den Vorjahreserfolg mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking noch einmal toppen. „Jetzt, wo ich einmal die Norm gesprungen bin, sind die Spiele natürlich mein Traumziel für diese Saison.“
Andrei Tivontchik hält viel von seiner Athletin. „In dieser Saison kann sie von der Fitness 4,60 Meter springen. Da muss halt alles passen, aber ich hoffe, dass sie demnächst so einen Tag erwischt.“
Kristina Gadschiew selbst gibt sich bei Prognosen zu einer Höhe eher zurückhaltend: „Beim Schätzen von Höhen bin ich nicht so gut. In Rehlingen hatte ich auch nicht wirklich mit den 4,50 Metern gerechnet, sondern nur drauf gehofft.“
Spagat ohne Probleme
Seit ihrem letzten Wettkampf im luxemburgischen Dudelange ist aber auch sie optimistisch, dass es noch höher gehen kann. In Luxemburg schaffte sie nach dem wetterbedingten Abbruch des Qualifikationswettkampfes zwei Tage zuvor in Saulheim 4,45 Meter und scheiterte anschließend nur ganz knapp an der neuen Bestleistung von 4,55 Metern.
Bisher meistert Kristina Gadschiew den Spagat zwischen Studium und Leistungssport ohne größere Probleme, aber viel Freizeit für weitere Hobbys bleibt ihr dabei nicht. Jeden Tag muss sie zunächst von ihrem Wohnort Hornbach nach Homburg und dann eine halbe Stunde mit dem Zug nach Kaiserslautern zur Uni.
Zwischenprüfung in Chemie
„Vom Studium geht es dann zum Sportplatz ins Training und anschließend nach Hause zum Lernen. Am Wochenende versuche ich mich aber so oft wie möglich mit Freunden zu treffen. Es tut gut, wenn man sich dann mal über ganz normale Themen, die nichts mit Sport oder Uni zu tun haben, unterhalten kann.“ Als nächste Hürde im Studium steht demnächst die Zwischenprüfung in Chemie an.
Kristina Gadschiew beschreibt sich selbst als ehrgeizig, aber nicht zu verbissen. Daher betont sie auch immer wieder, dass der Spaß im Training nicht zu kurz kommen darf. Ohne Spaßfaktor und nur um Erfolg zu haben, würde sie diesen Aufwand nämlich nicht betreiben.
Lieber in der Gruppe
Derzeit trainiert sie sieben bis acht Mal in der Woche, meistens nachmittags gemeinsam mit Raphael Holzdeppe und anderen Athletinnen und Athleten in einer gemischten Trainingsgruppe. Nur vormittags muss sie manchmal alleine trainieren, wenn die Jüngeren in der Schule sind.
Gelegentlich kommt dann aber auch Carolin Hingst (USC Mainz) zum Springen nach Zweibrücken. „Ich springe ungern alleine, sondern lieber in der Gruppe“, begrüßt Kristina Gadschiew diese Situation. Was bei ihr aber ganz und gar nicht zum Spaßfaktor dazu gehört, ist das Krafttraining. „Da mache ich kein Geheimnis draus. Aber ich weiß auch, dass man ohne Krafttraining nicht weiter kommt. Das Springen macht mir einfach mehr Spaß. Am Anfang hatte ich da bei Andrei zwar auch ein wenig Probleme, weil ich eher eine Durchläuferin war, das habe ich aber recht gut in den Griff bekommen.“
Viele wichtige Wettkämpfe
Um sich den Traum von den Olympischen Spielen vielleicht schon in diesem Jahr zu erfüllen, stehen in den nächsten Wochen eine Reihe wichtiger Wettkämpfe für die B-Kaderathletin an. In Regensburg geht es am Sonntag (8. Juni) zunächst um die letzte Gelegenheit, sich für ein Europacup-Ticket zu empfehlen
In der Woche danach springt sie in Wipperfürth und eventuell in Trier bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. Vor den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg stehen außerdem noch Hof, Mannheim und Prag (Tschechische Republik) auf dem Wettkampfkalender. Um in Peking dabei zu sein, glaubt Andrei Tivontchik, dass sie zweimal 4,50 Meter springen und bei der DM eine gute Leistung zeigen muss.