Ksenia Achkinadze - Heimspiel in Moskau?
Nachdem sie 2012 noch den deutschen Hallenmeistertitel gewonnen hatte, kam Weitspringerin Ksenia Achkinadze (SC Gelnhausen) in diesem Winter nicht wirklich in Fahrt. Immer wieder wurde die 24-Jährige von Verletzungen ausgebremst. Im Kampf um einen Platz im deutschen WM-Team für Moskau (Russland) setzt sie nun auf eine ganz besondere Motivationsspritze.

Doch daraus wurde nichts. Der nächste Rückschlag in Form eines schmerzenden Weisheitszahns ließ nicht lange auf sich warten. Als sie schließlich wegen Rückenbeschwerden zwei Wochen lang pausieren musste, brach Ksenia Achkinadze die Hallensaison vorzeitig ab. Ihren Hallentitel verlor sie kampflos an die neue Deutsche Meisterin Lisa Steinkamp (VfL Sindelfingen).
Mittlerweile sind die Rückenschmerzen ausgestanden. „Ich war bei den Stabilisationsübungen ein bisschen nachlässig gewesen“, gibt Ksenia Achkinadze offen zu. Der Rücken sei allerdings ohnehin eine Schwachstelle von ihr. Die Weitspringerin vermutet, dass auch die kalten Temperaturen in ihrer Frankfurter Trainingshalle zu den Beschwerden beigetragen haben könnten. In der Halle im Sportzentrum Kalbach war im Januar die Heizungsanlage ausgefallen. Teilweise herrschten dort Temperaturen von nur zwölf Grad.
Kadertraining auf Teneriffa
Ganz anderes Wetter erwartet Ksenia Achkinadze im Trainingslager auf Teneriffa. Am vergangenen Samstag ist sie gemeinsam mit den anderen DLV-Weitspringerinnen zur kanarischen Sonneninsel aufgebrochen. Vor allem an zwei Dingen will die 24-Jährige auf Teneriffa arbeiten: an ihrer Technik und an einem konstanteren Anlauf.
Der Anlauf war in der Vergangenheit stets das große Problem von Ksenia Achkinadze gewesen. Sie lief zwar stets ungemein schnell an – getreu ihrem Motto: Gas geben und abspringen –, doch sie hatte Schwierigkeiten, das Brett zu treffen. „Ich hoffe Bundestrainer Ulrich Knapp kann mir im Trainingslager helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen“, sagt die Springerin vom SC Gelnhausen.
„Werte viel besser als im Vorjahr“
Im April war sie bereits mit der Gruppe ihres Heimtrainers Jürgen Sammert – darunter die Mehrkämpfer Simon Hechler (Leichtathletik-Team Saar), Jan Felix Knobel, Claudia Rath und Carolin Schäfer (alle LG Eintracht Frankfurt) – im Trainingslager in Portugal gewesen. Dort lag der Schwerpunkt auf der Sprungkraft und der Sprungausdauer.
„Ich bin gut durchgekommen. Meine Werte sind viel besser als im Vorjahr“, berichtet Achkinadze. Die Form stimmt: Bei einem kleinen Testwettkampf im hessischen Wehrheim lief sie direkt nach der Rückkehr aus Portugal 18,32 Sekunden über 150 Meter. „Für mich ist das eine gute Zeit“, sagt Achkinadze.
Erster Start in Garbsen
Nach dem Trainingslager auf Teneriffa wird sie am Pfingstsonntag (19. Mai) beim Springermeeting im niedersächsischen Garbsen in die Saison einsteigen. An den Wochenenden darauf sind Starts bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Darmstadt sowie beim Meeting in Wesel geplant. Zum Auftakt hofft Ksenia Achkinadze auf „solide 6,50 Meter“.
Aus eigener Erfahrung weiß sie: „Die ersten Wettkämpfe sind bei mir immer ein bisschen schwierig. Ich brauche nach der Rückkehr aus dem Trainingslager immer ein paar Wochen, um richtig in Fahrt zu kommen.“ Dann aber sollen die Sprünge deutlich weiter gehen, am besten in Richtung 6,75 Meter, der Norm für die Weltmeisterschaften im August in Moskau (10. bis 18. August). Sie muss einmal erbracht werden, außerdem wird ein weiterer Satz auf mindestens 6,60 Meter gefordert.
Heimspiel in Russland
Die Motivation, es zu den Weltmeisterschaften nach Moskau zu schaffen, ist bei Ksenia Achkinadze ganz besonders groß, weil die Titelkämpfe für sie quasi ein Heimspiel wären. Die angehende Polizeikommissarin wurde im Januar 1989 im russischen Anapa geboren, einem Kur- und Badeort am Schwarzen Meer. Sotschi, der Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014, liegt nicht allzu weit entfernt.
Erst im Alter von elf Jahren zog Ksenia Achkinadze mit ihren Eltern nach Deutschland, seit 2007 hat sie auch einen deutschen Pass. „Ich habe immer noch viele Verwandte in Russland, die bestimmt bei der WM zuschauen würden. Einige von ihnen habe ich 13 Jahre lang nicht mehr gesehen“, erzählt sie.
WM oder Universiade?
Mit ihrer Mutter spricht sie zuhause immer noch Russisch. „Ich war lange nicht mehr dort, aber die Weltmeisterschaften wären ein guter Anlass, mein Geburtsland mal wieder zu besuchen“, sagt Ksenia Achkinadze. Eine weitere Chance bietet sich bei der Universiade, den Weltspielen der Studierenden, die in diesem Jahr in Kasan und damit ebenfalls in Russland ausgetragen werden.
Allerdings wird Ksenia Achkinadze nicht beide Städte besuchen können: Einen Doppelstart bei WM und Universiade sehen die Nominierungsrichtlinien des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nur im Einzelfall und mit ausdrücklicher Zustimmung des Cheftrainers vor. Moskau würde ihr da sicher besser gefallen.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift